0655 - Der Fund
und lief in Richtung Tür. Er hatte längst begriffen.
»Ja, wir werden den Ort suchen und finden, mein Bester. Mach dir mal keine Sorgen.« Lakeman zog seine Jacke über, hängte das Gewehr um und steckte den Knochen in die rechte Parkatasche.
Dort passte er hinein.
Der Hund kratzte bereits an der Tür. Er konnte es kaum erwarten, seinem Herrn die Stelle zu zeigen.
»Du hast es aber eilig«, murmelte der Förster und öffnete.
Mit zwei Sätzen hatte Barney die Stufen der Treppe hinter sich gebracht und lief über den freien Platz vor dem Forsthaus. Das Gebäude lag dort, wo sich zwei aus verschiedenen Richtungen kommende Wege trafen. Sie waren breit genug, um auch die Lastwagen der Holzfäller hindurchzulassen. Die Kontrolle des geschlagenen Holzes gehörte ebenfalls zu den Aufgaben des Försters.
Auch wenn er seinen Job oft in der freien Natur ausübte, die Romantik war vorbei. Er musste hart arbeiten und konnte manchmal verzweifeln, wenn er daran dachte, wie groß die Schäden waren, die eine kaputte Umwelt dem Wald zufügte.
Natürlich war er gespannt darauf, wo sich dieses geheimnisvolle Grab befand. Ein wenig ärgerte er sich schon darüber, dass er es nicht gefunden hatte. Dabei hatte er stets geglaubt, sein Revier genau zu kennen. Der Hund hatte ihn eines Besseren belehrt.
Barney lief vor. Da es dunkel war, konnte ihn der Förster oft genug nur hören und niemals sehen.
Er kannte sich im Wald aus und brauchte nicht erst die Taschenlampe einzusetzen. Es gab genügend schmale Wege, über die Herr und Hund gehen konnten, auch wenn sie manchmal von irgendwelchen Zweigen gestört wurden, die so wuchsen, dass sie gegen ihre Körper schlugen.
Das Waldstück bestand aus einer Mischung aus Laub- und Nadelbäumen. Eigentlich ein gesundes Verhältnis, hätte man meinen sollen, aber der saure Regen machte vor nichts halt.
An Barneys Geräusche hatte sich der Förster gewöhnt. So konnte er sich zusätzlich noch auf die anderen Laute konzentrieren, die aus dem dichten Wald an seine Ohren drangen.
Er lebte. Innerhalb des Unterholzes bemerkte er sehr oft Bewegungen, dann ertönte das geheimnisvoll klingende Rascheln oder hin und wieder ein erschrecktes Fiepen, wenn eine kleine Waldmaus von einem Igel oder einem anderen Feind gejagt wurde.
Barney lief nicht nur vor. Oft genug kehrte er zu seinem Herrn zurück, um sich davon zu überzeugen, ob dieser auch noch nahe genug hinter ihm war.
»Ja, ja, mein Bester, ich bleibe bei dir. Such weiter, such.« Er holte den Knochen hervor und ließ seinen Hund noch einmal daran schnuppern. Der bekam wieder neuen Auftrieb und rannte noch schneller fort. Er wollte Herrchen keinesfalls enttäuschen.
Der Weg verengte sich. Wie dünne Gummiarme peitschten dem Förster die Zweige entgegen. Mehr als er wollte, musste er sich bücken oder sich mit beiden Händen den Weg frei schlagen. Es gefiel ihm nicht, dass Barney ihn ausgerechnet in den dichtesten Teil des Waldes führte, wo es finster wie in einem Tunnel war.
Als er das leise Knurren des Hundes hörte, blieb er stehen. Barney hockte am Rand des schmalen Wegs, hatte den Kopf angehoben und schaute ihn mit seinen großen Augen an.
»Sind wir da?«
Der Hund drehte sich auf der Stelle. Was er anschließend tat, gefiel dem Förster überhaupt nicht, denn Barney wühlte sich förmlich in das Unterholz hinein. Für ihn war der Weg leichter als für Lakeman, der dem Hund im Dunkeln folgte.
Auf seinen Hut hatte er verzichtet. Er hätte ihn auch abnehmen müssen, denn die Zweige waren wie kratzige Hände, wenn sie über Kopf und Körper wischten.
Normalerweise zeichnete sich der Wald durch ebenes Gelände aus. Leider nicht an dieser Stelle, die sich Barney ausgesucht hatte. Da führte er in ein schmales Tal oder in eine kleine Schüssel, deren Ränder mit Laub und Unkraut bewachsen waren. Der Grund dieser kleinen Mulde wurde von hohen Bäumen umgeben, deren Stämme wie Wächter wirkten, wobei sich die Zweige miteinander verhakten.
Jetzt wagte es Kevin Lakeman endlich, seine Taschenlampe einzuschalten. Er bewegte sie kreisend und ließ den Kegel genau dort zur Ruhe kommen, wo Barney stand.
Der Hund stand an einer bestimmten Stelle. Mit den Vorderpfoten kratzte er den Boden auf und Lakeman konnte erkennen, dass er bereits vorher dort gekratzt hatte.
Der Förster trat näher. Er leuchtete neben Barneys Schnauze den Boden an und wunderte sich.
Sah so ein Grab aus?
Eigentlich nicht. Es gab keine Umfriedung, keinen Grabstein. Wenn
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