0656 - Der Geheimnisträger
zurück."
Sie verschloß die Tür, nachdem er gegangen war.
Als sie zurück ins Schlafzimmer ging und am Spiegel vorbeikam, blieb sie einen Augenblick stehen und betrachtete ihr Ebenbild. Dann lächelte sie sich ein wenig schmerzlich zu.
„Das hatten wir uns ein bißchen anders vorgestellt, nicht wahr...?"
Hotrenor-Taak erwartete Rhodan bereits in der „Zentrale der Laren", die sich in Imperium-Alpha befand. Hier residierte der Beauftragte des Hetos der Sieben, nachts kehrte er in sein Schiff zurück.
Im Hintergrund stand Alpar Goronkon. Sein Gesicht war finster und voller Ungewißheit. Er hatte im Schiff der Laren bleiben wollen, weil er sich dort sicherer fühlte, aber Hotrenor-Taak hatte auf seiner Begleitung bestanden. Er wollte die Gegenüberstellung mit Rhodan.
„Es ist also alles wahr, was Sie mir berichtet haben?"
vergewisserte sich der Lare nochmals bei dem Gaukler. „Demnach dürfte diese Orana Sestore eine relativ wichtige Persönlichkeit gewesen sein - und nun wird sie Rhodans Frau.
Ich sehe da gewisse Zusammenhänge, die mir allerdings noch nicht ganz klar sind."
„Sie werden mich schützen?"
Hotrenor-Taak nickte geistesabwesend.
„Ihnen wird nichts geschehen, denn Sie stehen unter dem Schutz der Laren. Selbst wenn Sie sich frei außerhalb von Imperium-Alpha bewegen, wird immer jemand in Ihrer Nähe sein, auch wenn Sie ihn nicht bemerken sollten. Es könnte ja sein, daß Ihnen noch mehr von dem einfällt, was Sie wissen. Immerhin sind Sie ein Offizier der Solaren Abwehr."
Goronkon hatte ihm noch nichts von der vorgetäuschten Hinrichtung Atlans berichtet, also mußte der Lare auch noch annehmen, daß,er ein Major der Abwehr war.
Diesen letzten Trumpf wollte Goronkon unter allen Umständen bis zuletzt in der Hand behalten.
Der Wachtposten ließ Rhodan ein und schloß die Tür.
Hotrenor-Taak deutete auf den freien Sessel und sagte freundlich: „Setzen Sie sich, Rhodan. Wie Sie sehen, befindet sich Ihr Major bei uns in guten Händen. Haben Sie eine Erklärung für sein Verhalten? Warum floh er? Nur deshalb, um mir sein Wissen über Ihre Frau mitzuteilen? Finden Sie das nicht etwas zu wenig, eine derartige Handlungsweise zu motivieren?"
„Ich kenne seine Motive nicht", erwiderte Rhodan und nahm Platz. Er warf Goronkon einen kurzen Blick zu, ignorierte ihn dann aber völlig. „Sie erwarten von mir wahrscheinlich einen Bericht über die heute früh stattgefundene Besprechung der Einsatzleiter."
„Eigentlich weniger, ich bin über die Konferenz unterrichtet.
Sie haben geheiratet?"
„Ja, ist das verboten?"
„Keineswegs, mein Freund. Nur verriet mir Ihr Abwehroffizier einige interessante Einzelheiten über die Vergangenheit Ihrer Frau. Haben Sie sie deshalb geheiratet?"
Rhodan beherrschte sich.
„Ich habe sie geheiratet, weil ich sie liebe. Das ist alles."
„Sehr ehrenwert, Rhodan. Hat sie sich inzwischen auch mit der erfolgten Hinrichtung Ihres Freundes Atlan abgefunden?"
„Das wissen Sie genauso gut wie ich, oder vielleicht nicht?"
Hotrenor-Taak nickte ungerührt.
„Ja, natürlich weiß ich es. Aber lassen wir das jetzt, es gibt wichtigere Dinge. Die einlaufenden Berichte stellen mich zufrieden. Immerhin hat Atlans Tod in einigen Teilen des Imperiums Unruhe ausgelöst. Man scheint mit Ihrer Rolle als sein Henker nicht überall zufrieden zu sein."
„Ich tat es auch nicht gern", gab Rhodan zu und begegnete für den Bruchteil einer Sekunde dem Blick Goronkons. „Aber schließlich war es ein rechtsgültiges Urteil."
„Und ein gerechtes!" bestätigte Hotrenor-Taak. Er sah auf einen Zeitmesser. „Ich möchte Sie bitten, mir heute abend noch einmal einen zusammenfassenden Bericht über die Tätigkeit Ihrer Abwehr zu geben. In der Zwischenzeit habe ich noch einige Vorbereitungen zu treffen."
Goronkon verließ zum erstenmal seinen Platz im Hintergrund.
Er begleitete Rhodan bis zur Tür.
„Vielleicht verstehen Sie später einmal, warum ich den Dienst bei Ihnen quittierte", sagte er. „Mag sein, daß mir Atlans Hinrichtung nicht paßte, aber ich will versuchen, diese Umstände zu vergessen. Lassen Sie mich in Ruhe, dann gibt es auch keine Schwierigkeiten - Sie verstehen?"
Rhodan nickte.
„Ich denke schon, daß ich verstehe, wäre Ihnen jedoch gelegentlich für eine nähere Erklärung dankbar. Bis dahin stehen Sie noch immer im Dienst der Abwehr und sollten sich nach den Gesetzen richten. Diesmal hoffe ich, daß Sie verstehen."
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren,
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