0658 - Flug in die Dunkelwolke
heißen?" unterbrach ihn Rhodan barsch. „Ich will wissen, wie es Lemmin Purkher geht!"
Der Arzt hielt seinem flammenden Blick ein paar Augenblicke lang stand, dann richtete er die Augen zu Boden.
„Er ist tot", murmelte er.
7.
Der Fall Lemmin Purkher ließ sich ohne große Mühe rekonstruieren. Auf irgendeine Weise war Purkher den Laren hörig geworden. Wie sie ihn dazu gebracht hatten, seinen Treueid zu brechen, konnte von hier aus nicht bestimmt werden.
Auf jeden Fall hatte es Lemmin Purkher bis zum Hetos-Inspektor gebracht. Seine Aufgabe bei diesem Unternehmen war, den Verkünder der Hetosonen jederzeit über Kurs und Position der MARCO POLO auf dem laufenden zu halten. Lemmin Purkher hatte als untergeordneter Systemplaner nicht zu dem Personenkreis gehört, der über die Ziele dieses Unternehmens informiert war. Infolge der ungewöhnlichen Aufregung an Bord des Flaggschiffs mußte er jedoch vermutet haben, daß ein entscheidender Augenblick unmittelbar bevorstehe, und hatte Vorbereitungen getroffen, sich seines Auftrags zu entledigen.
Er war von den Laren hervorragend ausgerüstet worden. In dem Versteck, das Kell Peppoing entdeckt hatte, fand man Akzelerometer und Integratoren in feinster Mikrotechnik, die selbst die Produkte der sigenesischen Technologie an Qualität um Größenordnungen übertrafen. Unter seinen Hilfsmitteln gab es weiterhin ein psychomechanisches Gerät, mit dem er Ling Temvaughn mühelos unter hypnotischen Druck hatte setzen können. Am meisten Aufsehen erregte jedoch eine genaue Beschreibung der Kabelverläufe innerhalb der MARCO POLO, die Purkher als geübten Systemanalytiker sofort erkennen ließ, an welcher Stelle am vorteilhaftesten eine Verzweigung der Kommunikationsprozessorzuleitung zu einer Konsole des Kontrollraums hergestellt werden konnte. Die Laren kannten das Innere des Flaggschiffs der Solaren Flotte ebenso gut wie die zuständigen terranischen Techniker.
Auch in anderer Hinsicht hatte Hotrenor-Taak seinen neugebackenen Hetos-Inspektor vorzüglich ausgestattet. Und in einem hypnotischen Schnellkurs waren ihm offenbar die Fähigkeiten und das Wissen vermittelt worden, deren er zusätzlich bedurfte, um seinen Auftrag zur Zufriedenheit des Auftraggebers auszuführen. So zumindest mußte sich der Sachverhalt Lemmin Purkher dargeboten haben. Was er nicht wußte, war, daß die Laren die Gelegenheit benutzt hatten, außer den zusätzlichen Kenntnissen auch noch eine Art Sicherung in sein Bewußtsein zu pflanzen. Wurde er ertappt, ergab sich die Möglichkeit, daß er ins Verhör genommen und ihm die Wahrheit über seinen Auftraggeber und seinen Auftrag, mit welchen Mitteln auch immer, entlockt wurde... dann sollte diese Sicherung ansprechen. Lemmin Purkher wußte nicht, daß er eine scharfe Bombe in seinem Gehirn mit sich herumtrug. Und doch hätte er sich denken können, daß Hotrenor-Taak nicht das Risiko einging, der Bespitzelung des Ersten Hetrans der Milchstraße überführt zu werden. Er hätte sich sagen können, daß der Verkünder der Hetosonen Vorsichtsmaßnahmen für den Fall getroffen hatte, daß sein Spion auf frischer Tat ertappt wurde. Inzwischen war der hypnotische Bann, der Ling Temvaughn stundenlang gefangengehalten hatte, zerflossen. Ling war wieder Herr seiner selbst. Er besaß jedoch keinerlei Erinnerung an die vergangenen fünf Tage. Vor allen Dingen hatte er keine Ahnung, daß man ihn eine Zeitlang im Verdacht gehabt hatte, ein Verräter zu sein. Die Gedächtnislücke wurde auf schonende Weise gefüllt. Ling Temvaughn bekam zu verstehen, daß er das Opfer einer larischen Intrige geworden war.
In Perry Rhodan aber brannte der Zorn. Er hatte keine Beweise für das, was Hotrenor-Taak veranlaßt hatte. Es gab keinen Hinweis, der Lemmin Purkhers verräterische Tätigkeit eindeutig mit dem Verkünder der Hetosonen in Zusammenhang brachte.
Aber er wußte von Purkhers Auftrag, und Hotrenor-Taak wußte davon, und wenn die MARCO POLO zur Erde zurückkehrte, dann würde er sich den Laren vornehmen.
*
Inzwischen waren im Kommandostand der MARCO POLO die letzten Vorbereitungen für den Abflug in die Dunkelwolke getroffen worden. Keiner der verantwortlichen Offiziere gab sich Illusionen darüber hin, daß es trotz des Beistands der beiden vincranischen Piloten ein äußerst gewagtes Unternehmen sein würde. Tastir und Testur hatten zu verstehen gegeben, daß ihre Anweisungen im schlimmsten Fall binnen einer Zehntelsekunde befolgt werden müßten.
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