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066 - Die Saat des Parasiten

066 - Die Saat des Parasiten

Titel: 066 - Die Saat des Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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klägliche Fensterrose ins Mauerwerk eingelassen worden war.
    Feuchte Kälte und Dunkelheit umfingen den Dämonenkiller. Er drehte sich um, warf das Portal zu und legte den für die Verriegelung vorgesehenen Balken vor. Auch ein Schlüssel steckte. Ihn drehte Dorian zusätzlich zweimal um.
    Die Befallenen waren an der Außenseite des Portals angelangt. Erbost hämmerten sie mit den Fäusten dagegen. Sie warfen sich nach vorn, und das Holz der beiden Flügel gab etwas nach. Zeternd und kreischend verstärkten sie ihre Anstrengungen.
    Dorian ging durch den Mittelgang auf den Altar zu. Ein grauroter Läufer lag zwischen den schlichten Holzbankreihen. Auf den vorderen Plätzen hockten drei Menschen, und auf einem etwas erhöhten Platz neben dem Altar klappte der verwunderte Pfarrer soeben seine Bibel zu.
    Dorian ging an den Leuten vorüber. Es waren zwei Frauen und ein Mann. Er sah bleiche, eingefallene Gesichter - Spuren des Parasitenbefalls. Eine Frau hatte ein schwarzes Tuch über ihr Gesicht gelegt. Wahrscheinlich war sie bereits schlimm betroffen und schämte sich. Daß die drei den Weg in die Kirche gefunden hatten, bewies, daß sie noch auf dem schmalen Grat zwischen geistiger Gesundheit und Verwirrung wanderten. Beeinflußte der Parasit erst ihre Gehirne, so lenkte er ihr Denken in andere Bahnen.
    Der Pfarrer trat auf Dorian zu und musterte ihn. Er konnte sein Mißtrauen und seinen Unwillen nicht verbergen.
    „Junger Mann, ich denke, Sie sind mir eine Erklärung schuldig. Was hat dieser Lärm zu bedeuten? Sie befinden sich im Gotteshaus."
    „Ich habe das Portal zugeworfen, weil mir ein Rudel von Verfolgern auf den Fersen ist. Hören Sie sie? Sie sind außer sich. Ein Parasit hat sie alle befallen, ein Dämon der Hölle..."
    Der Pfarrer, ein rundlicher Mann mit Brille und rosigem Teint, zog die Augenbrauen zusammen und hob mahnend den Finger.
    „Unterstehen Sie sich! Solche Worte gehören nicht in diese Umgebung."
    „Sie können sich den Tatsachen auch nicht verschließen. In Cluebury ist der Teufel los."
    „Die Menschen sind krank, ich weiß", antwortete der Mann im Talar. „Sie kommen zu mir und suchen Trost, solange ärztliche Kunst sie nicht erlösen kann."
    Dorian sah ihn eindringlich an. „Sie müssen mir helfen, gegen den Parasiten zu kämpfen. Er wurde vom Fürst der Finsternis ausgeschickt und kriecht in uns alle hinein, wenn wir uns nicht mit allen Mitteln wehren. Begreifen Sie doch. Die dort draußen dringen hier ein und schlagen alles kurz und klein, wenn sie nicht zur Ruhe gebracht werden."
    „Was Sie da reden, ist reine Blasphemie. Ich verbiete Ihnen..."
    Weiter kam der Pfarrer nicht, denn der Verschlußbalken des Portals gab den Rammstößen der Befallenen nach und rutschte aus der Halterung. Johlend und fluchend drangen die Grüngesichtigen ein. Sie bespuckten den Steinfußboden, rissen zwei messingne Schalen für die Kollekte um und machten sich an den hinteren Bänken zu schaffen. In dieser Umgebung richtete sich der Haß des Parasiten gegen alles.
    Die beiden Frauen und der Mann auf den Plätzen nahe dem Altar standen auf, schluchzten und suchten bei dem Gottesmann Schutz. Dorian sprach wieder auf ihn ein.
    „Sehen Sie es jetzt? Wir können nicht tatenlos herumstehen. Die Befallenen benehmen sich schlimmer als die Vandalen."
    Erschüttert faßte sich der Pfarrer an den Kopf.
    „0 gütiger Himmel, das darf nicht wahr sein! Man nehme diesen Kelch von mir." Einen Moment stand er fassungslos. Dann aber raffte er sich auf und schob die beiden verzweifelt betenden Frauen und den zitternden Mann sanft, aber bestimmt von sich.
    Der Pfarrer ging mit dem Gefäß, in dem Weihwasser für den Gottesdienst aufbewahrt wurde, über den grauroten Läufer auf die lärmende Horde zu.
    „Ihr Zügellosen", rief er, „ihr Narren! Schämt ihr euch denn nicht? Wer hat euch erlaubt, diesen Ort zu schmähen? Geht nach Hause und bereut euren Fehler!"
    Ein gräßlicher ausgemergelter Mann kam grunzend auf ihn zugeschlichen. Heimtückisch funkelten seine Augen. Er holte mit seiner grünen Hand aus, um den Pfarrer zu packen und ihm den Talar zu zerreißen.
    Dieser zog sich nicht etwa zurück, sondern hob den Weihwasserkessel und ließ ihn auf das entstellte Haupt des Befallenen niedersausen. Flüssigkeit schwappte über den Rand des Gefäßes hinweg und besprengte den Angreifer.
    „Moses strafte die Kinder Israels, als sie sich vergaßen und um das Goldene Kalb tanzten", rief der Pfarrer mit Stentorstimme.

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