066 - Die Saat des Parasiten
los, daß der KGB die dämonische Gefahr in dem armen Teufel erkannt und ihn in den Westen abgeschoben hat."
Kiwibin zog die Augenbrauen hoch. Bulevkin und Matetic protestierten. Kiwibin sagte: „Aus welchem Grund denn wohl, mein lieber Freund?"
„Damit wir uns damit abmühen, den Parasiten unter Kontrolle zu bekommen und ihn zu vernichten."
„Sie leiden doch wohl nicht unter krankhafter Überheblichkeit?" Kiwibin lächelte breit und spöttisch.
„Wie dem auch sei", meinte Dorian. „Ich bin jetzt wohl gezwungen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. " Er betrachtete Kiwibin und wußte wieder einmal nicht, was er von ihm halten sollte.
Das Haus in der Holland Street stand zwischen anderen Reihenhäusern und fiel nur durch seinen Anstrich auf. Die rostrote Farbe wurde an den Fenstern und Türen unter den Giebeln durch strahlendes Weiß unterbrochen.
Neben der Hausnummer 55 war ein schlichtes schwarzes Schild mit grauen Lettern angebracht: „Dr. Ilford, Cytologe, zweiter Stock." Coco Zamis musterte es. Hinter ihr parkte der Rover, mit dem sie von Cluebury nach London gerast war.
Die Hillairs hatte sie in eine Klinik in Stoke Newington eingeliefert. Nach einer ersten Visite hatten sich die Ärzte recht zuversichtlich geäußert. Coco hatte die Ärzte kurzerhand hypnotisiert und einem von ihnen erzählt, was den Hillairs widerfahren war. Sonst hätte man ihr keinen Glauben geschenkt, sie für verrückt erklärt und eine falsche Diagnose gestellt.
Man hatte ihr geraten, mit dem lebenden Schleim in dem hermetischen Gefäß zu dem Cytologen zu fahren. Sie hatte sich die Adresse geben lassen. Jetzt betrat sie das Gebäude und stieg die Treppe hinauf.
Ein Cytologe war ein Wissenschaftler, der sich mit dem Feinbau und der Funktion von Zellen beschäftigte. Er mußte dazu prädestiniert sein, etwas Konkretes über den Parasiten herauszubringen. Auf diese Weise würden Coco und der Dämonenkiller ein Mittel finden, das formlose Ungeheuer zu vernichten.
Außerdem würde das Gutachten eines renommierten Forschers gute Dienste leisten, wenn es darum ging, die Sicherheitsbehörden zu alarmieren.
Im Inneren des Hauses herrschte Stille. Die Dielen des hölzernen Treppenabsatzes im zweiten Stock knarrten. Fast zweifelte Coco daran, daß in dieser Umgebung der Experte wohnte, den sie brauchte. Sie klingelte an Dr. Ilfords Tür, und diese schwang automatisch auf. Flauschiger Teppichboden verschluckte ihre Schritte. Sie ging durch einen mit wertvollen Gemälden ausgestatteten Korridor und durch eine halb offenstehende Tür in einen Raum, der wie ein französischer Salon eingerichtet war. Ein reich mit Zierrat versehener Onyxtisch bildete den Mittelpunkt des Raumes. Rundherum gruppierten sich Polstermöbel - dunkelbraunes Eschenholz mit ockerfarbener Bespannung. Ein Kronlüster hing darüber.
„Treten Sie näher", ertönte eine sanfte Stimme. Coco betrat einen zweckmäßig eingerichteten Raum. Teures medizinisches und technisches Gerät auf weißen Tischplatten. In hohen aluminiumverkleideten Schränken lagerten Unmengen von gefüllten Reagenzgläsern, Glaszylindern, Erlmeyerkolben und Objektträgern.
Der Mann saß auf einem schlanken Hocker und hatte die Beine gekreuzt. Ohne den Blick von dem Okular eines Elektronenmikroskops zu nehmen, sagte er: „Treten Sie näher, bitte. Womit kann ich dienen?"
„Ich bringe die Probe eines heimtückischen und gefährlichen Kollektivs von Einzellern." Coco näherte sich ihm, damit sie ihn notfalls hypnotisieren konnte. „Ich möchte Sie um eine Analyse bitten. Die Substanz ist in einem hermetischen Gefäß eingeschlossen. Bei der Öffnung müssen Sie äußerst vorsichtig sein."
Er blickte auf, zeigte sich jedoch keineswegs überrascht oder gar konsterniert. Coco blickte in ein sympathisches Gesicht mit großen ausdrucksvollen Augen, einer schmalen Nase und einem feingeschnittenen Mund.
„Geben Sie mir den Behälter", forderte er sie auf.
Sie hielt ihn ihm entgegen. Kaum hatte der Mann ihn in den Händen, zeigte sich eine Veränderung in seinem Gesicht. Er wurde tiefrot und verzog sich in unerklärlicher Qual.
Coco erschrak. Eine plötzliche Erkenntnis durchfuhr sie. Doch zu einer Reaktion war es zu spät.
Wie gelähmt mußte sie auf ihrem Platz stehenbleiben. Sie war gezwungen, weiter zu verfolgen, was mit dem Cytologen vor sich ging.
In grenzenloser Pein verzerrte sich das Gesicht des Mannes. Und dann, ganz allmählich, drehte sich der Kopf nach links - erst um neunzig Grad. An
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