0660 - Die Totenstadt
zusammen.
Zwischen den drei Zombies existierten kaum Lücken, sie blieben dicht zusammen und ihre Schultern berührten sich ständig bei ihrem schwankenden Gang.
Es kam uns fast vor wie im Kino, nur war dies echt, ebenso wie mein Dolch, den ich aus der Scheide holte. Suko ging einen Schritt zur Seite, wir brauchten beide Bewegungsfreiheit.
Ich hob den rechten Arm an.
Noch schleuderte ich die Klinge nicht. Die Entfernung sollte noch stärker zusammenschmelzen, weil ich sichergehen wollte.
Da lief Suko vor.
Er hatte sich für den direkten Angriff entschlossen. Bevor er die Zombies erreichte, jagte ich den Dolch auf die Gestalt zu, die bewaffnet war.
Die Waffe huschte an meinem Freund vorbei und sie traf haargenau die Brust der lebenden Leiche.
Der Aufschlag war immens. Die Wucht riss die Gestalt von den Beinen. Sie kippte über ein Trümmerstück und hatte den Boden kaum berührt, als mein Freund Suko zum ersten Mal mit der Peitsche zuschlug.
Es wirkte etwas grotesk, wie einer der Zombies seine Arme in die Höhe riss und so versuchte, den Angriff abzuwehren. Die magische Kraft der Peitsche riss nicht nur seine Deckung entzwei, sie zerstörte auch das untote Leben.
Der Untote brach in die Knie, wo er sich regelrecht zusammenkugelte.
Suko kümmerte sich um den Zweiten. Der war nahe an ihn herangekommen. Er hatte die rechte Hand geballt und wollte seine teigige Faust wie einen Klumpen in das Gesicht des Inspektors rammen.
Suko wich aus, trat und schlug zu.
Der Zombie segelte zurück, prallte auf den Rücken und blieb dort liegen.
Ich hatte mich inzwischen der Gestalt genähert, in deren Brust mein Dolch steckte. Ich zog ihn hervor und wusste, dass ich kein zweites Mal zustoßen musste.
Was Suko und mir trotz allem noch aufgefallen war, hing mit der Kleidung zusammen. Die drei Untoten hatten Uniformen getragen. Also waren sie einmal die Soldaten des Anti-Terror-Kommandos gewesen, die hier geübt hatten, die dann aber rücksichtslos geopfert worden waren.
»Soldaten«, sagte mein Freund und schaute auf die großen, langen Wunden, ein Erbe der drei Peitschenriemen.
»Und ohne Waffen.«
»Das wundert mich auch.« Er hob die Schultern. »Mal ehrlich, John, hast du eine Erklärung?«
»Keine direkte.«
»Dann sag sie indirekt.«
»Ich kann mir vorstellen, dass Aoyama die Waffen an sich genommen und sie wegtransportiert hat. Eine andere Möglichkeit gibt es für mich nicht. Oder weißt du eine?«
»Nein.«
»Bleibt uns die Hoffnung, dass ich Recht hatte.«
Die Zombies ließen wir liegen. Wie viele von ihnen noch über das Gelände wankten, konnten wir nicht einmal schätzen. Wir hofften nur, dass der Mann in Schwarz einige von ihnen erwischt hatte.
Die Ersten sahen wir liegen. Durchlöchert von Kugeln, die sie normalerweise nicht vernichtet hätten, aber der Schütze hatte die Köpfe aufs Korn genommen.
Wir sahen auch noch mehr endgültig Erlöste und näherten uns der ersten Hausruine.
Mittlerweile hatte sich die Sonne verabschiedet. Die Schatten waren länger geworden, auch der des Hochhauses, in den wir mit vorsichtigen Schritten hineingingen.
Eine bedrückende Stille umgab uns. Ich konzentrierte mich auf den Hauseingang.
Ein düsteres Rechteck, das wie aus der Mauer herausgesägt wirkte. Wir konnten uns vorstellen, dass gerade diese halb zerfallenen Häuser den Zombies einen entsprechenden Schutz boten. Dort konnten sie sich verstecken und ausruhen.
Bestimmt hatte das Hochhaus auch einen Keller. Der wiederum eignete sich als Versteck für einen Vampir.
Suko war der gleichen Meinung, als ich das Thema ansprach. »Durchsuchen wir es?«
»Sicher. Noch ist es einigermaßen hell. Wir müssen sie alle erledigen, Alter.«
»Klar.«
Wer den Film »Zwei stahlharte Profis« kennt, der weiß, wie wir uns bewegten. Der eine gab dem anderen Deckung. Wir hatten auch jetzt unsere Berettas gezogen, die Mündungen wiesen gegen den Himmel, doch in Sekundenschnelle konnten wir die Arme senken und schießen.
Suko huschte als Erster durch die Tür und blieb in einem staubigen, breiten Flur stehen, den rechten Arm in einem Halbkreis führend und nach einem Ziel suchend.
Es gab keines.
Ich ging in die Leere hinein, in der uns dieser widerliche Moderduft umwaberte.
Eine Treppe war vorhanden, das Geländer fehlte. Vor einem Fahrstuhlschacht blieb ich stehen, schaute in die Kellertiefe und leuchtete schließlich, um etwas erkennen zu können.
Auf dem viereckigen Grund bewegte sich etwas. Es waren keine Untoten,
Weitere Kostenlose Bücher