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0660 - Gefangene der Zeit

0660 - Gefangene der Zeit

Titel: 0660 - Gefangene der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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gewisse Entfernung erkannte Fooly, was sich dort befand. Mit jedem Schritt fiel es ihm schwerer, weiter auf die aufgeschütteten Erdhügel zuzugehen, die mit einfachen Holzkreuzen versehen waren.
    Gräber.
    Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte sich Fooly, nachts so wenig sehen zu können wie die Menschen; dann, wäre es ihm erspart geblieben, die Schrift auf den Kreuzen zu lesen.
    Uschi Peters…
    Monica Peters…
    Robert Tendyke…
    Nicole Duval…
    Der Jungdrache spürte, wie ein Schluchzen in seiner Kehle aufstieg, unterdrückte es aber. Seine Freunde konnten nicht wirklich tot sein. Das war alles nur ein schrecklicher Fehler, den sie mit ihrer Zeitreise ausgelöst hatten. Das hieß aber auch, daß sie diesen Fehler wieder ungeschehen machen konnten, wenn sie die Zeitreise korrigierten. Damit waren seine Freunde doch eigentlich gar nicht tot.
    Außer, wenn diese Zeitlinie weiter bestand.
    Fooly rauchte der Kopf.
    Es gab nur eine Möglichkeit, herauszufinden, was er tun sollte. Er mußte zurück nach Château Montagne und mit Zamorra reden. Der würde schon wissen, was zu tun war. Er hatte es schließlich immer gewußt.
    »Ich muß weg«, sagte er zu Roy, der seine Reaktion argwöhnisch beobachtet hatte.
    »Durch die Blumen«, riskierte der Trainer einen Schuß ins Blaue.
    »Ja!« erwiderte Fooly aufgeregt. »Ich muß…« Erbrach erschrocken ab, als er seinen Fehler bemerkte.
    Roy hob das Gewehr. »Also doch. Ich habe mir die ganze Zeit gedacht, daß mit den Blumen etwas nicht stimmt. Als wir kamen, gab es keine einzige im Keller. Aber dann begannen sie zu wachsen. Die meisten verdorrten, aber ein paar hielten durch. Da ahnte ich schon, daß die etwas mit Magie zu tun haben mußten. Ich hab' versucht, sie aus dem Boden zu reißen, weil ich nicht wußte, ob sie den Kindern schaden würden, aber sie wuchsen immer wieder aufs neue. Und dann tauchst du auf einmal hier auf - mitten zwischen den Blumen. Du kennst die Leute, die hier gelebt haben, weißt aber nicht, daß sie tot sind. Was geht hier wirklich vor? Was willst du von uns?«
    Der Jungdrache starrte auf das Gewehr und überlegte verzweifelt, was er sagen sollte, damit der Mann ihn gehen ließ. Fooly wußte; daß Roy nur versuchte, die Kinder zu schützen, für die er seit Monaten die Verantwortung übernommen hatte, aber das half ihm auch nicht weiter.
    Die Entscheidung wurde ihm im gleichen Moment abgenommen.
    Eine Hand schoß zwischen den Ästen hervor und legte sich um Roys Hals.
    Der Trainer schrie entsetzt auf.
    Im Reflex drückte er ab!
    ***
    »Wer hätte dem alten Asmodis so viel Weisheit zugetraut?« sagte der ERHABENE leise und lächelte unter seiner Maske. Mit einem Tastendruck schaltete er die Aufnahme ab und wandte sich den versammelten Alphas zu, die der Unterhaltung über Lautsprecher gefolgt waren. Eysenbeiß erinnerte sich kurz an eine ähnliche Zusammenkunft, bei der die Obersten der Dynastie kurz davor gewesen waren, gegen ihn zu meutern. Damals hatte er das Steuer herumreißen können und hatte sie seitdem so gut im Griff wie nie zuvor. Sie fraßen ihm förmlich aus der Hand. Und keiner von ihnen hegte den Verdacht, daß er nicht der war, für den er sich ausgab.
    »Meine Freunde!« rief er. »Sie haben die Worte der Höllenfürstin gehört. Ihre Streitkräfte sind im Kampf gegen die Menschen gebunden. Jetzt ist unsere Zeit gekommen! Wir werden über sie herfallen, bevor sie überhaupt begreifen, was passiert. Mit einem einzigen Schlag werden wir zwei unserer mächtigsten Gegner vernichten: die Menschen und die Dämonen!«
    Die Reaktion der Alphas war eher verhalten.
    »Wir sind zu wenige«, wandte einer von ihnen laut ein. »Wir könnten zwischen den Fronten zerrieben werden.«
    Ein paar der anderen Alphas murmelten ihre Zustimmung.
    »Falsch!« konterte Eysenbeiß. »Es gibt keine Fronten mehr, nur noch ein paar isolierte Menschengruppen, die gegen die Hölle kämpfen. Stygia benötigt ihre Streitkräfte mittlerweile fast ausschließlich zur Kontrolle der Menschen und kaum noch zum Kampf gegen sie. Gegen unsere Streitmacht wäre sie hilflos, weil sie ihre Kräfte nicht schnell genug auf einen einzigen Punkt konzentrieren kann. Vor allem«, ließ er die Bombe fallen, »wenn wir das Sternenschiff einsetzen.«
    Für einen Moment herrschte überraschte Stille im Saal. Dann erhob der Alpha, der Eysenbeiß schon eben widersprochen hatte, die Stimme. »Aber das wird doch erst in frühestens zwei Jahren fertiggestellt sein können«,

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