0660 - Gefangene der Zeit
Mit aller Kraft zog er ihn zurück. Der Trainer fiel hustend zu Boden und rollte sich aus dem Gefahrenbereich. Gleichzeitig brach der Zombie aus dem Gebüsch hervor und warf sich auf den Drachen, der immer noch seinen Arm gepackt hielt.
Fooly knurrte wütend, schleuderte den Untoten an seinem Arm herum und ließ los!
Von der Wucht seiner eigenen Bewegung wurde der Zombie zwischen die Bäume geschleudert und prallte gegen einen Stamm. Mit einem lauten Stöhnen drehte er sich um und taumelte in Richtung des Menschen, der ihm wohl als der einfachere Gegner erschien.
Aber Fooly ließ ihm keine Chance, noch einmal an Roy heranzukommen. Er öffnete das Maul und hustete einen Feuerstoß in Richtung des Untoten, der dessen Kleider in Brand setzte.
Der Zombie sah verwirrt auf die Flammen, die an seinem Körper hochschlugen. Aus seinem Stöhnen wurde ein Schrei. Unkoordiniert versuchte er die Flammen zu löschen, aber die hatten schon längst seinen gesamten Körper erfaßt. Der Untote taumelte hilflos zur Seite, ging in die Knie und fiel seitlich zwischen die Bäume. Mit einem letzten Seufzer verging er.
Roy richtete sich auf und griff nach seinem Gewehr. Abwechselnd sah er auf die brennenden Überreste seines Gegners und auf den Drachen, der ihm das Leben gerettet hatte.
Der erwiderte seinen Blick trotzig. »Läßt du mich jetzt gehen?«
Der Trainer lachte laut auf. »Gehen?« antwortete er mit einer Gegenfrage. »Nachdem du mir gerade gezeigt hast, daß du eine lebende Waffe bist? Du bist wohl wahnsinnig. Nein, du bleibst schön bei uns und beschützt die Kinder.«
Er hob das Gewehr. »Laß uns zurückgehen.«
Fooly warf einen letzten Blick auf den kleinen Pfad, der zu den Gräbern führte. Er fragte sich, wer die wohl angelegt hatte.
Dann ging er mit gesenktem Kopf zum Keller zurück.
Er wußte, daß er sich schon bald entscheiden mußte, ob er den Kindern helfen oder ins Château zurückkehren wollte. Wenn er sich für die zweite Option entschied, würde ihn auch Roy mit seinem Gewehr nicht aufhalten können. Dessen zumindest war Fooly sich sicher.
Als sie durch das Trümmerfeld gingen, bemerkten weder Mensch noch Drache die Blicke, die ihnen folgten.
***
Nicole saß gefesselt auf einem einfachen Holzstuhl und starrte auf den Fernseher am anderen Ende des Raumes, der ohne Ton lief. Die Wachen hatten sie in eines der Gästezimmer im zweiten Stock gebracht. Darin standen ein paar Feldbetten, ein Tisch und ein Stuhl, an den sie Nicole mit Handschellen gefesselt hatten.
Die Dämonenjägerin fragte sich, weshalb sie nicht einen etwas solideren Gegenstand gewählt hatten, aber die Problematik war relativ offensichtlich. Die Feldbetten und der Tisch eigneten sich nicht dafür, da sie nur jeweils vier gerade Holzbeine hatten, die Nicole einfach hätte anheben können. Es blieb nur der Stuhl, an dessen Lehne sie die Handschellen angebracht hatten. Der Stuhl war zwar nicht schwer genug, um eine Flucht unmöglich zu machen, aber er würde sie behindern. Damit gab sie dem vierten Soldaten, der als einziger in dem Raum zurückgeblieben war und sich neben der Tür postiert hatte, genügend Zeit zu reagieren.
Nicole hatte mehrfach versucht, eine Unterhaltung anzufangen, aber der Mann ignorierte sie einfach. Schließlich gab sie auf und widmete sich dem Fernseher. Nach ein paar Minuten hatten die stummen Bilder sie so in den Bann gezogen, daß sie ihren Wächter vergaß.
Selbst ohne Ton konnte sie sich schnell zusammenreimen, was in dieser Welt passiert war. Die Hölle hatte den Großangriff auf die Erde ausgerufen und beherrschte sie mittlerweile fast komplett.
Nicole kannte diese Horror-Zukunft!
Zamorra hatte sie bereits im Jahr 2058 kennengelernt. Aber wie konnte das sein? fragte sich Nicole verwirrt. Wie konnte diese Vision, die fünfzig Jahre in der Zukunft gelegen hatte, durch ihren Eingriff in die Zeit bereits jetzt eingetreten sein? Hatte es Impulse gegeben, die von dem neuen ERHABENEN ausgegangen waren und die jetzt fehlten? War es möglich, daß Stygia nur nicht die Initiative ergriffen hatte, weil sie wußte, daß eine Gefahr von den Ewigen ausging und sie ihre Streitmächte nicht teilen wollte? Oder gab es ganz andere Zusammenhänge, die weder sie noch die anderen innerhalb der Zamorra-Crew erkannt hatten? Sogar Zamorra selbst hatte, obwohl er instinktiv gegen den Eingriff war, kein stichhaltiges Argument gefunden, um ihnen die Reise auszureden.
Nur eine Sache war Nicole völlig klar: In dieser Welt wollte
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