0661 - Dämonische Kreuzfahrt
zuschauenden Passagiere zusammen.
»Da siehst du es!«, flüsterte die Alte. »Willst du vielleicht, dass dir Ähnliches widerfährt?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Dann handle so, wie ich es dir gesagt habe. Öffne vorsichtig die Tür, und weg.«
»Ja, Mutter.« Heather zog sich zurück. Sie hatte immer gehorcht und musste sich zudem eingestehen, dass ihre Mutter stets Recht behalten hatte. So war es ihr auch mit den Männern ergangen. Ein paar Mal hatte sie versucht, sich zu binden. Der Einfluss der Mutter war stets stärker gewesen. Sie hatte der Tochter abgeraten, was gut gewesen war, wie sich im Nachhinein herausgestellt hatte, denn die Männer hatten allesamt nichts getaugt.
Die Tür war wirklich sehr schmal. Heather zitterte. Sie wusste nicht, wo sie landen würde. Als ihre Mutter nickte, warf sie noch einen schnellen Blick in den Raum, dann umfasste sie den Knauf und drehte ihn sofort nach links.
Sie war schnell und zog die Tür nur so weit auf wie unbedingt nötig. Bevor sie verschwand, erwischte sie noch in der Drehung einen Blick auf ihre Mutter.
Die Frau nickte, dann hielt eine andere Welt Heather umfangen, deren Herz zum Zerreißen klopfte.
Vor ihr lag ein Schlauch, in den links eine breite Nische eingebaut worden war.
Da stand ein langer Tisch und auf ihm zahlreiche mit einer geleeartigen Masse gefüllte Gläser.
Wenn sie nicht alles täuschte, hatte so das Dessert ausgesehen.
Von den dunkelhäutigen Rebellen sah sie nichts. Der menschenleere Gang endete allerdings vor einer Tür, deren breite Seite metallisch schimmerte. Dahinter musste die Küche liegen, denn ihr wehten entsprechende Gerüche entgegen.
Stimmen hörte sie nicht. Gerade diese Stille war es, die Heathers Neugierde anstachelte. Auf Zehenspitzen schlich sie der Tür entgegen, legte ihr Ohr gegen die kühle Oberfläche, hörte noch immer nichts und drückte sie spaltbreit auf.
Ihr Blick vereiste. Der Schreck tobte durch ihre Glieder. Sie schaute tatsächlich in die Küche, doch was sie dort sah, ließ sie an ihrem Verstand verzweifeln.
Das Personal lag auf dem Boden. Einer war über den Tisch gefallen, mit der Stirn dicht neben eine Herdplatte. Da hatte er sehr großes Glück gehabt.
Warum?
Heather dachte an ein Gas, das die Männer in die Bewusstlosigkeit geschickt hatte. Sie selbst roch nichts, es musste absolut neutral gewesen sein.
Leider gab es nur diesen einen Weg. Und so überwand sie sich, die Küche zu durchqueren, darauf hoffend, dass sich das Gas inzwischen verflüchtigt hatte.
Es war nicht mehr vorhanden. Heather konnte die große Küche mit den chromblitzenden Geräten und Herden normal durchqueren, obwohl sie sich über ihr zu enges Kleid ärgerte.
Deshalb blieb sie stehen, bückte sich und raffte den langen Rock hoch. Mit einer wilden Bewegung riss sie den Stoff entzwei. Der Schlitz reichte ihr bis über die Knie. Über das geschminkte Gesicht zuckte ein Lächeln. Der blonde Haarturm sah auch nicht mehr so gepflegt aus wie noch vor einer Stunde. Es war ihr egal. Sie fühlte sich wie eine Jägerin, die es den anderen zeigen konnte.
Das Kleid engte sie nicht mehr beim Laufen ein. Die hochhackigen Schuhe behielt sie an, suchte nach dem Ausgang und sah, dass ihr zwei Türen zur Verfügung standen.
Sie hatte Glück. Schon als sie die erste aufzog, sah sie, wo sie sich befand.
Rasch huschte sie in den Gang, entdeckte einen der Lifts und bewegte sich auf dem rehbraunen Teppichboden lautlos voran. Sie stieg ein, schaute über die Leiste und drückte den Knopf, der sie an Deck brachte.
In der Kabine war es warm. Heather fröstelte trotzdem. Sie stellte sich wieder die Frage, weshalb sie das überhaupt tat. Es war eigentlich Wahnsinn, bestimmt hielten die Kerle auch das Deck besetzt und hatten sicherlich die Brücke geentert.
Der Lift stoppte und Heather atmete tief durch. Sie fürchtete sich davor, ihn zu verlassen. Auf der Fahrt hatten ihr die Wände so etwas wie einen Schutz gegeben, der fiel nun weg, als sie ihren Schritt auf das totenstille Oberdeck setzte, über das der Wind wehte. Die Pacific Star bewegte sich nicht mehr. Sie dümpelte auf der langen Dünung, über sich ein gewaltiges Wolkengebirge, das sich schattenhaft am Himmel abzeichnete.
Den Wolken gönnte sie keinen Blick mehr. Wichtig war die über ihr liegende, hell erleuchtete Kanzel, die als Turm aufragte und in einem strahlenden Weiß gestrichen war.
Sollte sie dort wirklich hin? Heather zögerte. Plötzlich überkam sie die Angst. Die
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