0661 - Dämonische Kreuzfahrt
sich ein Gänsehaut erzeugendes Kratzen mischte. Wahrscheinlich glitt jetzt der Deckel über das Unterteil hinweg.
Ich schaute meinem gekrümmten Finger nach, der eine Kurve nach links wies.
Suko deutete auf sich. Er wollte die Initiative übernehmen, wogegen ich nichts hatte.
Ich trat etwas zurück und er schob sich vor, bis er die Ecke der Wand erreicht hatte. Jetzt wurde es gefährlich. Warf einer der Tamilen zufällig einen Blick zurück, dann musste er zumindest Sukos Stirn entdecken.
Die folgenden Sekunden vergingen in einer nahezu fieberhaften Spannung. Mein Freund bewegte sich im Super-Zeitlupentempo. Ich hatte feuchte Hände bekommen, denn es war nicht sicher, dass wir es packten.
Selbst über das Klopfen meines Herzschlags regte ich mich auf. Es kam mir einfach zu laut vor.
Suko hatte es geschafft. Er konnte in die kleine Ecke schauen. Es dauerte und ich wurde nervöser.
Endlich zog sich mein Freund zurück.
Er drehte mir das Gesicht entgegen.
»Was ist?« Die beiden Worte waren nicht mehr als ein Hauch. Er musste sie mir fast von den Lippen ablesen.
»Sie haben den Sarg noch nicht offen.« Obwohl Suko mehr als leise gesprochen hatte, klang Besorgnis aus seiner Antwort.
»Aber…«
»Hiob hält zwei Handgranaten in den Händen.«
Ich schrak zusammen. Eiskalt rieselte es über meinen Rücken hinweg.
Der Anführer hatte es versprochen, dass er möglicherweise den Sarkophag sprengen wollte.
»Scharf?«, fragte ich.
Suko hob die Schultern. »Ich weiß es nicht!«, wisperte er. »Noch besteht eine Chance.«
»Dann nimm den Stab.«
»Okay.« Er zog ihn hervor und hörte gleichzeitig meine Frage.
»Wer ist noch bei ihm?«
Mein Freund spreizte zwei Finger an. »Auch sie haben es nicht geschafft, den schweren Steindeckel vom Unterteil zu schieben. Sie haben ihn nur etwas bewegen können.«
»Und die Granate?«
»Da ist ein Loch, die Klappe…«
»Klar, wo der Geist entwichen ist.«
»Okay, John, ich…«
Suko sprach den Satz nicht mehr zu Ende, denn plötzlich stürmten die drei Tamilen aus der Lücke.
Beide wussten wir, was ihre Reaktion zu bedeuten hatte. Sie wollten der Druckwelle entgehen.
Ob sie uns gesehen hatten, wussten wir nicht. Einen Moment später jedoch war die Hölle los, denn die Handgranaten brachten das Chaos…
***
Heather lebte. Sie konnte atmen, sie konnte sich bewegen. Es war niemand da, der ihr etwas tun wollte, obwohl sie der Anblick der Maskierten wie ein Schock getroffen hatte.
»Sie können die Augen ruhig wieder öffnen«, hörte sie die Stimme der Person.
Zwinkernd schaute Heather die Maskierte an. Nein, sie war kein Traum, keine Einbildung, sie stand wirklich vor ihr und war auch schwer bewaffnet.
Nur allmählich gelang es Heather, sich zu fassen. Ihr Herzschlag beruhigte sich nicht, jetzt zuckten ihre Gedanken und sie fragte sich, wer diese Person sein könnte, die wie aus dem Nichts vor ihr erschienen war. Als normal sah sie die Frau nicht an, obwohl diese redete und handelte wie ein Mensch.
Allmählich verblasste der Eindruck einer Comic-Figur in ihrem Hirn, und sie dachte wieder realistisch.
Ein paar Mal atmete sie durch. Die Maskierte ließ ihr die Zeit, bevor sie die Frage nach dem Namen stellte. »Wie heißen Sie?«
»Heather Drake.«
»Okay, ich bin Shao.«
Heather nickte automatisch. Sie wusste noch immer nicht, wie sie sich verhalten sollte. Am besten war es, wenn sie gar nichts sagte und der anderen Person, die sich bestimmt besser auskannte, die Initiative überließ. Auch ihre große Furcht war verflogen. Sie wollte nicht mehr daran glauben, dass Shao zu den Piraten zählte, und traute sich, eine Frage zu stellen.
»Wer sind Sie?«
Shao winkte ab. »Belassen wir es beim Namen, meine Liebe. Aber eines stimmt. Ich gehöre nicht zu denen, die das Schiff überfallen haben. Alles andere zu erklären würde zu weit führen.«
»Haben Sie denn keine Angst?«
Unter der Halbmaske verzogen sich die Lippen zu einem Lächeln. »Möglich, Heather. Nur kann ich es mir nicht leisten, die Angst zu zeigen. Es gibt gewisse Situationen, durch die man durch muss. Diese hier gehört einfach dazu.«
Heather war perplex. »Dann wollen Sie es tatsächlich mit den Männern hier aufnehmen?«
»Ja.«
»Das schaffen Sie nicht. Die - die sind in der Überzahl.«
»Ich weiß.« Shao gab die Antwort sehr gelassen, was Heather Drake etwas Hoffnung machte.
»Haben Sie denn ein Patentrezept?«
»Wer hat das schon? Allerdings hoffte ich stark auf Ihre Hilfe,
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