0661 - Dämonische Kreuzfahrt
Gefühle.
»Käpt'n, wir haben nicht viel Zeit. In einer Stunde ist der Spuk vergessen, dann können Sie Ihre Luxusfahrt fortsetzen. Aber zuvor werden wir den schlafenden Gott hier herausholen. Und Sie werden es sein, der uns zum Lagerraum führt.«
McDuncan wusste, dass es für ihn keinen Sinn mehr hatte, etwas abzustreiten. Er nickte und sagte:
»Ja, dort steht ein massigschwerer Sarkophag. Ich habe ihn an Bord genommen und ich will Ihnen sagen, dass er mit einem Ladekran in den Lagerraum hineingeschafft worden ist. Sie werden ihn nicht anheben können, denn einen Kran besitzen wir nicht.«
»Das weiß ich.« Hiob lächelte. »Aber glauben Sie nicht, dass es noch andere Methoden gibt?«
»Ach ja?«
»Wir werden den verdammten Sarkophag sprengen, mein Freund. Bumm, bumm - Dynamit. Das hält keiner aus, verstehst du?«
»Schon gut.«
»Okay, Käpt'n, kommen wir zur Sache. Sie, ich und vier Männer werden das Lager jetzt betreten. Die beiden anderen bleiben oben auf der Brücke zurück. Sie haben den Befehl bekommen, jeden zu erschießen, der nur falsch atmet. Dass sie nicht bluffen, haben wir Ihnen bereits bewiesen. Meine anderen Freunde kümmern sich um die Passagiere. Auch sie werden nicht zögern, sie ins Jenseits zu schicken, sollten sich einige zu dumm anstellen. Das Gleiche geschieht mit den Mitgliedern der Mannschaft. Wenn Sie jetzt lauschen, werden Sie feststellen, dass wir keine Fahrt mehr machen. Die Maschinen sind gestoppt worden. Wir dümpeln auf einem großen Teich. Wie gesagt, in einer Stunde kann der Spuk vorbei sein. Was meinen Sie, Käpt'n?«
McDuncan überlegte noch. Hiob ließ es zu, dass er den Kopf drehte. Es sah so aus, als würde er hoch zur Brücke schauen, aber in Wirklichkeit suchte er uns, und wir hofften, dass er sich nicht verriet. Suko und ich taten es nicht. Wir verhielten uns so still wie nur eben möglich.
»Keiner wird Ihnen helfen, Käpt'n. Es liegt nur an Ihnen, ob es zu einem Blutbad kommt oder nicht.«
Da nickte McDuncan. »Es ist gut, ja, es ist schon okay, Hiob. Ich werde Sie in den Lagerraum bringen.«
»Wie schön für euch alle.« Mit der freien Hand winkte er seine vier Männer näher, die sich um den Kapitän kümmerten, ihn mit flinken Händen durchsuchten und schon sehr bald die Pistole des Mannes gefunden hatten. Triumphierend hielt sie einer der Kerle hoch, bevor Hiob sie ihm abnahm und einsteckte.
»So etwas passt nicht zu einem Mann mit einer derart eleganten Uniform«, erklärte er voller Spott.
McDuncan nickte. Er hatte den Kopf etwas nach links, gedreht. Das helle Licht einer Bordleuchte streifte seine Visage. Die Haut sah aus, als wäre sie mit Fett eingerieben worden.
»Wenn er verschwindet, haben wir freie Bahn!«, flüsterte Suko.
»Und dann?«
»Sammeln wir die Früchte der Arbeit.«
Was immer er damit auch meinte, meinen Segen hatte er. McDuncan musste vorgehen. Er kam uns vor wie ein Delinquent, der mit hängendem Kopf zur Hinrichtung schritt. Und dass ein Mann wie McDuncan, der so stark darauf bedacht war, keine Fehler zu machen und für seine Leute zu sorgen, dies erleben musste, würde ihn bis in die Grundfesten erschüttern.
Für uns war es besser.
Wir warteten, bis er verschwunden war, wollten uns auch in Bewegung setzen, als Suko mich anstieß, bevor er mit dem linken Zeigefinger zum Himmel wies.
»Schau mal hin.«
Zuerst sah ich nichts. Nur die Wolken, die sich unter den Windstößen bewegten. Schließlich fiel mir eine Formation auf, die sich von den anderen abhob.
»Das Gesicht!«, flüsterte ich.
»Genau, der Geist.« Suko grinste. »Frag mich, wie du jetzt unsere Chancen siehst!«
»Sie sind gewachsen, schätze ich.«
»Ich ebenfalls.«
***
An zwei Stellen war Widerstand aufgeflackert, weil sich die Männer der Mannschaft nicht beugen wollten. Sie hatten beide Glück gehabt, dass sie noch lebten. Die Seepiraten hatten sie nur bewusstlos geschlagen und sie dann, zusammen mit den anderen Leuten, in die Offiziersmesse eingesperrt, wo sie keinen Schaden anrichten konnten. Einer der Tamilen blieb trotzdem als Wache vor der Tür zurück.
Die anderen verteilten sich und brauchten nicht weit zu gehen, denn alle Passagiere waren noch in dem luxuriös ausstaffierten Speiseraum versammelt.
Sie hatten natürlich etwas von den Vorgängen mitbekommen, aber nichts Genaues gewusst. Das bekamen sie auf drastische Art und Weise präsentiert, als die fünf Fanatiker den großen Speiseraum betraten und sofort anfingen zu schießen.
Sie
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