0661 - Der Sonnenzünder
man die Straße durchsucht und nichts gefunden, jetzt würde man sich die Häuser methodisch vornehmen.
Der Kopilot dieses Bootes zündete sich in erzwungener Ruhe eine Zigarette an, lockerte die Schultergurte und sagte: „Mein Vater tat etwas sehr Unvernünftiges, als er mich zeugte.
Aber dann machte er diesen Fehler wieder wett, denn er gab mir ein lobens- und beherzigenswertes Sprichwort mit auf meinen verschlungenen Lebensweg."
Hinter ihnen kicherte eines der Mädchen, eine hochqualifizierte Para-seismo-Strukturanalytikerin, sarkastisch.
„Darf man dieses Sprichwort auch erfahren?" erkundigte sich Peter.
„Man darf. Es lautet: Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige.
Wir sind tüchtig, daran besteht kein Zweifel. Also haben wir auch Glück, früher oder später. Beruhigen Sie sich, reißen Sie sich Ihre kümmerliche Manneszier nicht aus der Nase, und jetzt steuern Sie dieses Monstrum bitte vor den Eingang und parken es dort. Oder muß ich es absenken und mit den Ketten fahren?"
„Sie sind ein Philosoph!" knurrte Peter und leitete ein neues Manöver ein. Sie waren am Ende ihrer Nerven, aber sie würden erstaunt sein, wenn sie gewußt hätten, was ihre Nerven in Wirklichkeit noch alles aushielten. Die Gelegenheit sollte sich ihnen geben.
Die Stadt der Lemurer, jener legendären Vorfahren der Terraner, lag auf einer mesaähnlichen Hochfläche. Der Tafelberg maß hier etwa acht Quadratkilometer, also eine überschaubare große Fläche. Dreißig Teams hatten sich hier versammelt, von Multirobotern, die von einer Zentrale aus gesteuert wurden, bis hinauf zu den großen Pseudoamphibienfahrzeugen, in denen die sechs Mann des Teams saßen. Sie veranschlagten etwa drei Tage für die Suche - eineinhalb Tage waren bereits vergangen.
„Ich bin kein Philosoph!" sagte Leutnant Jouch. „Ich sage mir nur, daß unsere Suche ohne Galgenhumor soviel Erfolg haben wird wie mit Galgenhumor. Deswegen erscheine ich so heiter und gelockert."
Die Analytikerin räusperte sich und murmelte: „Endlich ein Mann! Wie schön!"
Das Tauchboot war geformt wie ein schlanker Tropfen. Drei schnittige Ausleger führten an beiden Heckseiten und direkt unter der durchsichtigen Steuerkanzel hinunter zu den schmalen Antriebselementen der Ketten. Die Ketten waren sehr breit und schnellaufend, aber jetzt waren sie nicht eingesetzt. In den geschlossenen Schleusen des Rumpfes warteten die Roboter.
Scheinwerfer geisterten durch das trübe Wasser, als sich das spinnenartige Gerät auf die Kuppel zuschob. Je mehr Bewegungen stattfanden, desto mehr verschlechterten sich die Sichtverhältnisse hier unten.
„Ortungsabteilung? Wie sieht es aus?" fragte Peter Milrath leise.
„Nichts. Wie zu erwarten."
„Verdammt!"
„Ihr Optimismus, Peter, ist ausgesprochen überflüssig. Aber wenn es Sie glücklich macht - wir finden den Artefakt sicher!"
Milrath brummte etwas Unverständliches und steuerte vorsichtig, fast behutsam den schweren Apparat über Schlick, Sedimente und die merkwürdigen Reste der Lemurenstadt, die sich aus der teigigen Masse erhoben. Riesige Scheinwerfer im Infrarotbereich, Restlichtverwerter und Normallicht-Batterien richteten sich auf das Bauwerk vor ihnen. Es wirkte wie ein alter Inkatempel mit abgerundeten Kanten und einer Mittelkuppel.
Neben dem Eingang, aber abseits vom Hauptgebäude, stand ein zylindrischer Turm, dessen Außenhülle wirkte, als sei sie aus extrem wertvollen Stahl. Sie schimmerte silbern auf, wenn Lichtstrahlen in beiden Bereichen sie trafen und sich Reflexe bildeten.
Ununterbrochen spielten die Antennen nach allen Seiten.
Der Meeresboden wurde ebenso abgesucht wie jede Unebenheit, wie jeder der gerundeten Felsen, der von jener Katastrophe in der grauen Vorzeit übriggeblieben war.
Wieder sprach Peter.
„Hört zu", begann er drängend. „Wir haben eine Menge der lemurischen Städte entdeckt und in Betrieb genommen. Es gibt nur noch wenige Bauwerke, die, meist aus Zeitmangel, nicht gründlich untersucht wurden."
„Richtig. Worauf wollen Sie hinaus?"
„Ich meine nur, daß dort ebenfalls Kommandos an der Suche beteiligt sind. Werden wir benachrichtigt, wenn sie etwas finden?"
Das Mädchen kicherte und sagte: „Sie haben Sorgen, Peter! Ich bin überzeugt davon, daß noch keine einzige Meldung seit der Erfindung des drahtlosen Funkverkehrs so schnell verbreitet worden ist."
Auch das war eine Art, die unendliche Spannung zu bekämpfen. Die Besatzung dieses speziellen Expeditionsbootes versuchte
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