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0662 - Sturm auf den Todestempel

0662 - Sturm auf den Todestempel

Titel: 0662 - Sturm auf den Todestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Rücken. Die Hände hielt er vor sein Gesicht gepresst, als könnte er die Schmerzen so im Zaum halten. Er gab heulende Geräusche ab. Unterhalb seiner Handflächen sickerte etwas Dunkles hervor. Blut aus seiner Wunde.
    »Das hättest du dir ersparen können, Hiob. Ich habe dich mehrmals gewarnt.«
    Er richtete sich auf. Sein Gesicht war blutüberströmt. Er konnte die Hände nicht mehr als Deckung davor halten, wahrscheinlich war seine Nase gebrochen.
    »Büßen werdet ihr dafür!«, keuchte er uns entgegen. »Büßen!«
    »Geh weiter.«
    So gut wie möglich reinigte er sein Gesicht mit einem großen Tuch und dem rechten Ärmel. Danach drehte er uns den Rücken zu und setzte seinen Weg fort, diesmal langsamer und leicht schwankend.
    Ich schaute Suko an, wobei ich bedauernd die Schultern hob.
    Mein Freund nickte. »Es ist schon okay, John. Er hat es sich selbst zuzuschreiben.«
    Die letzten Stufen überwanden wir schneller und blieben auf der Plattform stehen, die aus braunem Gestein bestand. Es setzte sich aus Quadern zusammen. Sie lagen dicht an dicht und in den Spalten wuchs das feuchte Moos.
    Schwankend blieb er stehen. Aus einer Öffnung in der Tempelwand floss das diffuse Licht als heller Teppich, in dessen Abgrenzungen der Tamile hineingeriet.
    Wie auf einer kleinen Bühne stand er dort. Sein Gesicht war zur blutigen Fratze geworden. »Das ist der Eingang«, keuchte er, »da müsst ihr hinein.«
    Ich nickte. »Klar, Hiob. Nur wirst du als Erster gehen. Du kennst dich schließlich aus.«
    Er schaute uns für einen Moment an, drehte dann den Kopf, schaute gegen das Licht und ballte die Hände zu Fäusten. Auf uns machte er den Eindruck eines Mannes, der noch zögerte.
    »Was ist? Willst du nicht?«
    »Warum ich zuerst?«
    »Weil du Cheng Wu sehen wolltest. Du hast ihn geholt, er sollte euch unterstützen. Ich gebe dir sogar die Chance, ihn zu befragen. Aber wir sind dabei.«
    Hiob zögerte trotzdem, was wir nicht begriffen. »Er hat Angst«, sagte Suko leise. »Er hat eine verdammte Angst, John. Du brauchst ihn dir nur anzusehen.«
    »Dann frag ihn.«
    Suko ging auf ihn zu. Hiob wich zwei Schritte zurück, blieb dann stehen. »Wovor hast du Angst?«, flüsterte mein Freund. »Ich will es wissen, Mann. Was erwartet uns im Tempel?«
    »Er und seine Kraft.«
    »Was ist die Kraft? Das Licht?«
    »Und der Geist.«
    Suko lachte leise. »Du wirst gehen, Hiob. Wir werden dich dazu zwingen. Du und deine Leute, ihr habt den schlafenden Gott erweckt. Ihr wolltet ihn für eure Pläne einspannen. Jetzt hast du die Chance, uns zu zeigen, wie das ablaufen soll. Ist das kein faires Angebot, Hiob?«
    Er rieb erst seine blutigen Handflächen gegeneinander, bevor er den Kopf schüttelte.
    Suko zog die Beretta. Die Mündung schimmerte dicht vor den Augen des Tamilen. »Du wirst gehen!«
    Hiob sah aus, als wollte er sich auf die Zehenspitzen stellen. Er überlegte einen Moment, dann nickte er, obwohl ihm das bei all seinen Schmerzen schwer fiel.
    »Ja, ich gehe. Ich gehe zuerst.« Plötzlich lachte er. Dabei drehte er sich abrupt herum und zeigte uns seinen Rücken.
    Ich war bis zu Suko vorgegangen. Beide standen wir am äußersten Rand des Lichtscheins. Suko gefiel mein skeptisches Gesicht nicht und er fragte: »Was hast du?«
    »Da läuft einiges schief, glaub mir.«
    »Was denn?«
    »Weshalb hatte er Angst und wovor?«
    »Vor dem Licht?«
    Ich lachte ihn leise an. »Du wirst es kaum glauben, aber daran habe ich auch schon gedacht.«
    Hiob hörte nicht auf uns. Schwankend und mit zittrig gesetzten Schritten näherte er sich dem viereckigen Eingang. Sehr deutlich zeichnete sich seine Gestalt ab. Er schaute sich auch nicht um. Seine Arme bewegten sich wie Keulen im Rhythmus der Bewegungen. Mit den Füßen schleifte er über den Boden. Der breite Eingang, der torähnliche Ausmaße hatte, schien auf ihn zu warten. Hiob lief sogar schneller, je näher er an ihn herankam.
    Dann hatte er ihn erreicht.
    Auf der Schwelle stoppte er seinen Schritt: Er sah aus wie ein Mann, der kurz vor seinem großen, alles entscheidenden Auftritt noch einmal tief Atem holte.
    »Da stimmt etwas nicht, John…«
    »Und was, bitte?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Ich habe den Eindruck, dass Hiob genau spürt, dass er an der Grenze zu einer anderen Welt steht. Du kannst mich jetzt auslachen, aber..«
    »Nein, nein, das tue ich nicht.«
    Hiob ging weiter.
    Es sah normal aus, bis er den zweiten Schritt getan hatte, da plötzlich passierte es.
    Es begann mit

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