0662 - Wächter der Knochengruft
das, obgleich sich das Werkzeug darin befindet? Dann steckt entweder dieser Franco bis zur Halskrause mit in der Scheiße, oder das Girl ist schlicht und ergreifend saublöde.«
»Oder in Panik«, gab Nicole zu bedenken. »Vielleicht wurden sie und die anderen beim Einbruch erwischt? Franco ist so etwas wie ein Magier, Jeronimo. Vielleicht hat er einen Bann über sie gelegt.«
»Vielleicht gewinne ich morgen in der Lotterie hundert Milliarden Dollar und kaufe ganz Amerika. Schon gut, Nicole, ich weiß, worauf Sie hinauswollen und leider bin ich außerstande, die Existenz von Magie, Einkommensteuer und anderen unnützen Unverschämtheiten zu leugnen. Schlußfolgern Sie mal weiter, Nicole. Gesetzt den Fall, daß Ihre Vermutung stimmt, dann…?«
Er sah sie fragend an.
Sie winkte ab.
»Jeronimo, die Möglichkeiten sind doch viel zu viele und ich werde den Teufel tun, mich mit Vermutungen und Spekulationen festzulegen, die uns dann prompt in eine Sackgasse führen…«
Er seufzte.
»Ich beschlagnahme diese Stiefel jedenfalls erstmal«, erklärte er. »Schon allein dieser hübschen kleinen Gimmicks wegen, und ich bin verdammt sicher, daß damit auch diese Wohnungstür geknackt worden ist. Daß Franco keine Anzeige wegen Einbruchs erstattet hat, spricht nicht unbedingt für ihn - ich werde diese Wohnung ein bißchen überwachen lassen. Bloß woher ich die Leute dafür nehmen soll, werde ich wohl das Orakel von Delphi fragen müssen. Zur Hölle mit den Sparprogrammen unserer Regierung…«
Nicole grinste und fischte ihren Dhyarra-Kristall aus der Shorts-Tasche.
»Ich könnte hier magisch etwas einrichten, was Telepathen-Alarm auslöst, wenn Franco wieder in seine Wohnung zurückkehrt, oder wenn er anfängt zu zaubern«, schlug sie vor. »Dann werde zumindest ich diese Aktivitäten sofort erfahren.«
»Haben Sie so etwas schon mal gemacht?« fragte Bancroft.
Nicole verneinte wahrheitsgemäß. »Aber irgendwann muß man es doch mal ausprobieren, oder?«
Der Sheriff zuckte mit den Schultern. »Na, dann machen Sie mal…«
Und Nicole machte.
***
Aus einiger Entfernung bekam Franco mit, was Nicole Duval tat. Sie benutzte dazu eine unwahrscheinlich starke Magie. Franco hatte davon gehört, mehr aber auch nicht.
Mit dieser Magie, die sich ihm in Form einer Beobachtungsfalle zeigte, konnte er leben; es war kein wirkliches Problem, sich davor zu schützen. Er war sicher, daß notfalls auch sein Mentor Astaroth dafür sorgen würde. Astaroth hatte ihm bisher noch immer geholfen. Viele behaupteten, daß Astaroth ein böser Dämon sei, eine mörderische Kreatur der Finsternis. Aber eine solche Erfahrung hatte Franco bisher noch nicht gemacht.
Er übersetzte den Begriff »Dämon« ohnehin eher so, wie es die alten Griechen in der Antike getan hatten; für sie waren Dämonen eine Art Geister, die sowohl böse als auch gut sein konnten. Die ursprüngliche Bezeichnung »Daimon« selbst war wertfrei; die Wertung ergab sich erst aus den Taten des jeweiligen daimonischen Individuums.
Franco hatte einmal angenommen, daß die Frau, die sich Nicole Duval nannte, auf der »guten« Seite stand. Er selbst sah sich ebenfalls dort und war entsprechend bestürzt, als er feststellen mußte, was sie nun tat. Damit wurde sie zu seiner Feindin.
Vorbei die Zeit, da sie einen gemeinsamen Gegner hatten - den Ssacah-Kult. Der auch Astaroth ein Dorn im Fleisch zu sein schien.
Aber was kaum weniger ärgerlich war: Der Sheriff nahm die Stiefel der nächtlichen Einbrecherin mit.
Damit nahm er Franco die Möglichkeit, diese Einbrecherin weiterhin exakt zu kontrollieren.
Womit auch der Sheriff zum Feind wurde.
Bisher hatte Franco kaum jemals wirkliche Feinde gehabt. Jetzt aber versuchte man, ihm direkt ins Handwerk zu pfuschen. Das konnte er nicht erlauben.
Während die beiden Feinde sich noch in seiner Wohnung aufhielten und die Frau damit beschäftigt war, ihre Beobachtungsfalle mit Hilfe der extrem starken Magie aufzustellen, kümmerte Franco sich seinerseits um das Auto, mit dem die beiden gekommen waren.
Ein Polizeiwagen, aber was machte das schon?
Die beiden würden ihr blaues Wunder erleben.
Niemand stellte sich ungestraft gegen Franco.
Und in seine Wohnung würde er zum Verdruß der beiden erst zurückkehren, wenn er mit ihnen fertig war…
***
»Staub«, sagte Tellux.
Sie spürten ihn beide unter ihren Füßen, aber sie sahen auch, daß es die Fußspuren von anderen in diesem Staub gab. Andere, die vor ihnen diesen in die
Weitere Kostenlose Bücher