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0663 - Das Unheil erwacht

0663 - Das Unheil erwacht

Titel: 0663 - Das Unheil erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte, aber Alma ahnte so etwas. »Stimmt, es stimmt genau. Ich habe Probleme, denn ich denke darüber nach, ob ich mein Leben hier in diesem Haus und bei dir beenden soll.«
    Es war ihr nicht leicht gefallen, dies auszusprechen, das wusste auch ihre Mutter, die plötzlich anfing zu weinen. Unter den Rändern der dunklen Brillengläser sickerten die Tränentropfen hervor und hinterließen auf den Wangen breite Spuren.
    Die junge Frau erschrak. »Bitte, Mutter, so habe ich das nicht gemeint. Es war nur eine Überlegung…«
    »Ja, Kind ja. Und es war eine gute Überlegung, obwohl ich zugeben muss, dass ich traurig bin. Du bist wirklich noch zu jung, um dein Leben hier in diesem alten Haus zu beenden. Auch ich werde nicht jünger, und das kann ich verstehen.«
    »Es soll nicht heißen, dass ich sofort weggehen will.« Sie fasste über den Tisch hinweg nach der Hand ihrer Mutter. »Aber es kann die Zeit kommen, Mum.«
    »Hängt es mit Larry zusammen?«
    Jade zuckte mit den Fingerspitzen. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ich habe es gespürt.«
    »Nein, Mutter, auf keinen Fall.«
    »Du lügst, Kind.«
    »Bitte nicht, Mutter, ich habe…«
    »Doch, das spürte ich. Außerdem hat dein Bruder in der letzten Zeit oft angerufen. Er wird schon seine Gründe gehabt haben, dass ihr euren Kontakt intensiviertet. Daran ist auch nichts Schlimmes, Kind, überhaupt nicht, das weiß ich doch.«
    »Schon, aber…«
    »Willst du auch nach London?«
    Jade wiegte den Kopf und räusperte sich. »Später mal. Larry hat es mir angeboten.«
    »Geht es ihm denn gut?«
    »Natürlich. Was denkst du von ihm?«
    Die blinde Frau trocknete die Tränenspuren und schnäuzte die Nase.
    »Wenn ich mit deinem Bruder sprach, ging es ihm immer gut. Der Optimismus schlug bei ihm voll durch. Er steckte bis zu den Augenbrauen in einem unwahrscheinlichen Tatendrang. Als Makler muss er sehr viel Geld verdienen, nehme ich an…«
    »Das wird er auch.« Jade widersprach nicht, obwohl sie wusste, was Larry tatsächlich tat.
    »Aber ich kann ihm nicht glauben, Kind.«
    »Was nicht glauben, Mum?«
    »Das er als Makler viel Geld verdient. Dass es ihm so gut geht. Dass er so ein Mensch ist, der…«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich dieses Gefühl habe. Du weißt, dass wir beide meine Strömungen nie unterschätzten.«
    »Schon, Mutter, aber diesmal liegst du wirklich falsch. Es geht ihm gut. Larry ist top.«
    »Das bestreite ich auch nicht. Aber Geld ist nicht alles, Kind. Ich glaube, dass er einen Beruf ausübt, der uns beiden nicht gefallen könnte.«
    »Ach. Und was, bitte?«
    »Ich kann es dir nicht sagen, Mädchen. Ich habe einfach keine Ahnung. Aber ich werde meine Sinne nicht verschließen. Es bahnt sich etwas an. Es klingt vielleicht lächerlich, wenn ich das sage, doch über uns und unserem Haus liegt eine dunkle schwarze Wolke, die Unheil verheißt. Ich spüre sie seit dem Abend, als du allein das Haus verlassen hast. Da hat sich einiges verändert. Du kamst zurück und warst nervös. In dieser Nacht muss auch Ernest Slaine gestorben sein…«
    »Was willst du damit sagen, Mutter?«
    »Ich stelle etwas fest, was ich fühle. Du bist nicht mehr so wie vor einer Woche, Kind. Es hat sich etwas getan. In diesem Hause geht einiges vor. Wir müssen uns in acht nehmen. Dazu zähle ich auch dich, Kind. Pass nur auf…«
    Jade räusperte sich, weil sie ihre Verlegenheit überbrücken und nach einer Antwort suchen wollte. Es gefiel ihr überhaupt nicht, dass ihre Mutter intuitiv etwas bemerkt hatte. Sie kannte die Frau lange genug.
    Hatte sie einmal »Blut« geleckt, ließ sie sich nicht von diesem Problem abbringen und zog es immer wieder durch.
    »Aber Mutter.« Jade sprach zu der älteren Frau, als wäre sie ein kleines Kind. »Was soll denn passieren? Hier läuft alles völlig normal weiter. Trotz des schrecklichen Mordfalls.«
    »Es war erst der Beginn«, flüsterte die Frau.
    »Wovon?«
    »Ich habe dir doch erzählt, dass ich das Grauen spüre. Es lauert hier in unserem Haus. Es steckt zwischen den Wänden.« Alma Prentis war unruhig geworden. Die innere Nervosität übertrug sich auf ihre Hände, die über das Tischtuch glitten und einfach nicht zur Ruhe kommen wollten. »Ich merke so etwas, du kannst mir nichts vormachen. Bei uns hat sich etwas eingenistet.«
    Jade schwieg. Draußen lag ein strahlender Herbsttag. Die Sonne schien und vergoldete die letzten, noch an den Bäumen hängenden Blätter. Das Laub sah wertvoll aus. Dieser Tag schien einem Bilderbuch

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