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0663 - Das Unheil erwacht

0663 - Das Unheil erwacht

Titel: 0663 - Das Unheil erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das gefiel ihr überhaupt nicht.
    »Du willst mich nicht unten haben, Tochter. Stimmts?«
    »Gewissermaßen hast du…«
    »Ja, ich spüre es, mein Kind. Du bist es, die das Böse versorgt. Du hast es in unser Haus aufgenommen und verborgen. Dieser Keller hier ist anders als sonst…« Ihre Stimme steigerte sich. Von einer Hysterie wollte Jade nicht sprechen, doch weit davon entfernt war die Stimme der Frau nicht. Alma Prentiss wusste Bescheid, und sie war plötzlich wieder zu einem Energiebündel geworden.
    »Ich bitte dich, Mutter, das ist alles an den Haaren herbeigezogen. Wie lange warst du nicht mehr hier unten? Ein Jahr, oder ist es vielleicht zwei Jahre her? Du mußt wirklich lernen, anders zu denken. Dein Reich sind die oberen Etagen…«
    »Ich will wissen, was hier vorgeht. Noch gehört das Haus mir. Nie habe ich die Nähe des Unheils so deutlich gespürt wie hier unten. Sag nichts, Jade. Verteidige dich nicht, denn über deine Lippen werden nur gesprochene Lügen dringen.«
    Sie wollte vorgehen, aber Jade hielt sie zurück. »Nein, Mutter, nicht!«
    Ihre Hände lagen auf Almas Schultern. »Das ist nicht dein Platz. Geh wieder!«
    Die Frau blieb stehen. Beide Gesichter waren nicht mehr weit voneinander entfernt. Jades Blick war scharf und abweisend. Die Augen der Mutter waren hinter den dunklen Gläsern der Brille nicht zu sehen, aber das Gesicht lebte. Vor Anstrengung hatte sich die Haut gerötet, die schmalen Lippen zuckten. Bebend stieß sie die Worte hervor. »Ich möchte nicht, dass es dir so ergeht wie deinem Bruder Larry.«
    »Larry? Was ist mit ihm?«
    »Er ist in London. Glaubst du denn, ich hätte nicht gemerkt, dass ihr beide vor mir Geheimnisse habt? Er ist nicht der, den du mir vorspielen willst. Larry ist auf dem falschen Weg, Tochter. Sein Anruf hätte mich warnen müssen. Was heckt ihr aus, ihr beiden?«
    Jade wollte keine Antwort geben, und sie drückte ihre Mutter zurück. »Es ist genug, ich will, dass du gehst. Hörst du, Mutter? Du mußt gehen!«
    Jades Stimme klang scharf, sie duldete keinen Widerspruch, was auch Alma Prentiss merkte.
    »Ich bin blind, mein Kind. Deshalb kannst du machen, was du willst. Ich komme gegen dich nicht an. Ja, ich werde gehen. Ich verlasse den Keller, doch ich werde für dich beten. Vielleicht habe ich eine Möglichkeit, dich von dem bösen Einfluss zu befreien.«
    »Tu das, Mutter!«
    Alma Prentiss drehte sich um und ging auf die Treppe zu. Sehr unsicher waren ihre Bewegungen, hier unten kannte sie sich wirklich kaum aus, und sie hatte die Arme vorgestreckt, um Hindernisse sofort ertasten zu können.
    Jade half ihr nicht. Sie schaute ihr nur nach und war froh, als es Alma gelang, die Stufen der Treppe hochzusteigen. Mit einer Hand hielt die Frau sich fest. Mühsam kletterte sie hoch und sprach dabei mit sich selbst. Was sie sagte, verstand Jade nicht. Es hörte sich an wie Gebete.
    Die junge Frau wartete ab, bis ihre Mutter nicht mehr zu sehen war und strich mit den gespreizten Fingern durch ihr Haar. Tief atmete sie durch.
    Das war gerade noch einmal gut gegangen. Zufrieden allerdings konnte sie nicht sein, denn nun stand fest, dass Alma Prentiss etwas gemerkt hatte. Sie wusste sehr wohl, wo sich die Quelle des Bösen befand. Dies wiederum passte Jade überhaupt nicht, weil sie die Neugierde ihrer Mutter kannte.
    Die Frau brachte es fertig und ging den Weg noch einmal zurück, um nachzuschauen, deshalb musste Jade sich etwas einfallen lassen. Der Ausdruck ihrer Augen bekam etwas Abweisendes, als sie über die Möglichkeiten nachdachte.
    Wenn nötig, musste sie die Frau mit Gewalt vor Fehlentscheidungen abhalten, auch wenn es ihre Mutter war. In Jades Leben war etwas anderes hineingetreten. Zum ersten Mal erlebte sie das Gefühl der Macht. Das hatte sie bisher nie so deutlich mitbekommen, doch sie konnte sagen, dass ihr dieses Gefühl gefiel. Ja, sie freute sich darüber.
    Es war wie eine Flüssigkeit, die ihr eine gewisse Wärme und Geborgenheit gab und natürlich auch die innerliche Stärke.
    So zerbrechlich sie äußerlich auch wirkte, im Innern fühlte sie eine Stärke hochsteigen wie nie zuvor, und sie freute sich darüber.
    Jetzt, wo die Mutter verschwunden war, konnte sie sich wieder dem ungewöhnlichen Ei zuwenden.
    Mit flüssigem Leben war es gefüllt. Es hatte das Blut eines Menschen geschluckt, es verdaut, und doch war in seinem Innern nichts davon zu entdecken, nur eben das geheimnisvolle Licht, das überhaupt keinen warmen Schein aufwies und

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