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0665 - Vampirstadt Berlin

0665 - Vampirstadt Berlin

Titel: 0665 - Vampirstadt Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gerochen, Sinclair. Ja, ich habe sie gerochen, denn ich gehöre zu den Typen, die Blutsauger erschnüffeln können.«
    »Da haben Sie mir etwas voraus. Wo haben Sie den Geruch denn besonders stark erschnüffelt?«
    »In der Bar.«
    »Dann wollen Sie dorthin, nehme ich an.«
    »Klar. Dort ist es so romantisch. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen funktioniert dort die Beleuchtung nicht. Man hat sich zu helfen gewußt und Kerzen angezündet. Ist ein richtig romantischer Fleck geworden.«
    »Ideal für unsere Freunde. Und Nadine Berger? Haben Sie etwas von ihr entdeckt?«
    »Nicht einen Rockzipfel.«
    Wir waren nicht stehengeblieben, sondern der geräumigen Lobby entgegengeschritten. Eine Frau schaute uns an. Sie trug ein Glitzerkleid aus Silberlamé, am Rücken sehr tief ausgeschnitten und hatte ihr Haar schwarz wie Kohle gefärbt, toupiert, wie es allmählich wieder in Mode kam. Die roten Schleifen und Spangen stachen aus der dunklen Pracht besonders stark hervor.
    »Hi, Lana«, sagte mein Begleiter.
    Sie drehte sich um. Die Augen in ihrem Puppengesicht nahmen an Größe zu. »Ich werd' nicht mehr, Konowski. Was machst du denn hier? Wieder große Schnüffelei?«
    »Vielleicht, Süße. Und du? Hast du einen reichen Macker abschleppen können?«
    »Noch nicht.«
    »Dann such weiter, Süße.« Er klatschte ihr zweimal auf das stramme Hinterteil, doch Lana wollte unbedingt von ihm wissen, wen er da an seiner Seite hatte.
    »Ein Kollege?«
    »Klar doch. Sogar ein Superscharfer. Der war früher bei der Stasi. Nimm dich in acht.«
    »Erzähl mir nichts, du Gurke.«
    Wir gingen weiter, das heißt, wir mußten uns durchdrängen, denn es standen uns einige Typen im Weg. Sie alle starrten nach draußen, wo auf der Straße die große Schau ablief.
    Ein Einsatzwagen der Polizei stand in hellen Flammen. Nicht weit entfernt hatte sich eine wilde Meute versammelt, in die die harten Strahlen der Wasserwerfer hineindroschen, um die Gruppe der Schreier zu sprengen.
    Zuschauer sah ich nicht. Die Menschen hielten sich in ihren Wohnungen verborgen oder hatten anderswo ihre Deckung gefunden.
    Nicht weit entfernt und von den Flammen ebenfalls erfaßt, stand ein gewaltiger Kran wie ein Fels in der Brandung. Ich stellte mir vor, was passierte, wenn der kippen würde und bekam einen trockenen Hals. Vor dem Eingang zur geräumigen Bar stoppte Konowski. »Da, schauen Sie, ist das nicht romantisch?«
    »Natürlich. Und hier haben Sie die Vampire erschnüffelt?«
    »Klar.«
    »Dann zeigen Sie mir mal die Schnüffelecke.«
    Konowski war kleiner als ich. Er mußte sich auf die Zehenspitzen stellen, um einen Blick über die gesamte Theke erhaschen zu können. Etwa die Hälfte lag im Schein der Kerzen. Die andere Seite verschwand im Dunkeln. Jedenfalls mußten die beiden Keeper etwas sehen. Einer von ihnen stellte noch zwei Kerzen auf.
    »Die sitzen da, wo die Finsternis am dichtesten ist.«
    »Gut, gehen wir.« Bevor der Privatdetektiv mich zurückhalten konnte, war ich an ihm vorbei. Allmählich neigte sich meine Geduld dem Ende entgegen, ich hatte einfach zu lange gewartet, es mußte etwas passieren. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, daß bis Mitternacht noch gut zwei Stunden vergehen würden.
    Die Tageswende war ja die Zeit der Vampire, wenn sie nach dem klassischen Muster vorgingen.
    Musik lief nicht. Nur der leise Stimmenwirrwarr füllte die Bar. Manchmal klang ein heller Ton auf, wenn Gläser sich berührten. Das Kerzenlicht ließ die Gesichter der Anwesenden verschwimmen. Es machte alle jünger.
    Ich schob mich an der rechten Seite in die dunkle Ecke vor. Dort saß niemand, und ich sah die Umrisse der, Gestalten erst, als ich tiefer in das Dunkel hineindrang und der Kerzenschein hinter mir zurückblieb.
    Es wirkte zwar etwas lächerlich, doch ich kam nicht umhin und schnupperte.
    Roch sie nach alten Leichen, nach feuchter Graberde und nach Moder? Das mochte so gewesen sein, diesmal allerdings hatte der Kerzenrauch den Geruch überdeckt.
    So nahe wie möglich wollte ich an die beiden Männer heran. Sie starrten mir aus blassen Gesichtern entgegen, die wie bleiche Lampions in der Luft schwebten. Da die Männer selbst dunkle Kleidung trugen, sahen die Gesichter aus, als würden sie wie Ballons über den Sitzplätzen schweben. Nahe und trotzdem in einem gehörigen Abstand von ihnen blieb ich sitzen.
    Konowski hatte sich ebenfalls hinter die Bar gedrängt. Sein etwas verlebt aussehendes Gesicht zeigte Sorgenfalten.
    Kein Keeper hatte sich

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