0667 - Das Horrorhaus von Pratau
drehen die Leute durch«, sagte er, als ich neben ihm erschien.
»Nein, es wird geheim bleiben.«
»Und die Gäste?«
»Die wissen ja nicht genau, was geschehen ist.«
»Was ist denn mit Bill Conolly?«
»Der ist zwar Reporter, aber er schreibt nur das, was er auch verantworten kann.«
Der Kommissar nickte und strich über seine Haut unter den Augen, die von dunklen Ringen gezeichnet war. Da erging es ihm nicht anders als Suko und mir. Nur Bill sah noch verhältnismäßig frisch aus. Er befand sich nicht bei uns, sondern hielt dort Wache, wo Nadine Berger versteckt worden war. Wir wollten auf keinen Fall, dass sie durch einen Zufall entdeckt wurde.
Ein Mann vom Innensenat führte die Ermittlungen, und mit ihm hatten wir zu reden. Er war ein Mensch, mit dem man auskommen konnte und der Verständnis aufbrachte, obwohl er die Tatsachen kaum fassen konnte und sie einfach als gegeben hinnahm.
»Können Sie mir denn bestätigen«, fragte er eine halbe Stunde später, »dass es zu keinem Fall mehr kommen wird?«
»Hier nicht mehr.«
Der Mann räusperte sich. »Dann ist es aus mit den Vampiren - oder?« Er sprach das Wort Vampir nur unwillig aus.
Ich blickte auf seinen eleganten Anzug. Bei vielen gehörte das zum Politiker-Outfit. »Was soll ich dazu sagen? Ja, es ist hier wohl aus.«
Er hatte begriffen. Seine Augenbrauen verwandelten sich in hochgezogene Bögen. »Sie betonen das Wort hier besonders.«
»Richtig.«
Der Mann vom Senat zwinkerte hinter der Brille. »Dann könnte es woanders weitergehen?«
»Das genau befürchten wir«, sagte Kommissar Harry Stahl, der sich bisher zurückgehalten und nur an seinem heißen Kaffee genippt hatte. »Berlin ist, so will ich mal behaupten, vampirfrei. Andere Orte haben das Glück möglicherweise nicht.«
Der Mann aus dem Innensenat lehnte sich zurück. Er hatte sich gut mit der Situation abgefunden und machte uns auch keine Vorwürfe. »Wo könnte das sein, bitte?«
»Möglicherweise wieder in Wittenberg, wo für mich der Fall praktisch begann.«
Unser Gegenüber wirkte erleichtert. »Da bin ich nicht mehr zuständig. Die Kollegen in Sachsen-Anhalt sollten informiert werden. Sie werden wissen, was zu tun ist.«
»Davon möchte ich abraten«, sagte ich. »Es könnte sonst zu einer Panik kommen. Außerdem haben wir noch keine Beweise für unsere Annahme. Wenn wir eingreifen, dann benötigen wir kaum die Unterstützung der normalen Polizeibehörden. Vampire sind eine Sache, die uns angeht.«
»Stimmt. Das haben Sie hier gezeigt.« Der Mann erhob sich. »Jedenfalls werde ich mich darum bemühen, dass so wenig wie möglich an die Öffentlichkeit gelangt. Ich möchte einfach nicht, dass die Menschen hier in Panik verfallen.«
»Es wäre uns sehr recht.«
Der Politiker verabschiedete sich von uns mit Handschlägen. Er schwitzte, was kein Wunder war.
Harry Stahl und ich blieben im kleinen Konferenzraum des Hotels zurück. Der Kommissar rauchte gedankenversunken.
»Hast du was?«, fragte ich ihn.
»Irgendwie bin ich jetzt müde.«
Ich lächelte. »Da können wir uns wohl die Hand reichen. Die letzten Stunden haben uns geschlaucht.«
»Aber ein Bett bleibt ein Traum. Fahren wir also nach Wittenberg. Stellt sich die Frage, wie wir es machen. Hast du einen Wagen hier? Wir passen nicht alle in meinen, und Sukos Fahrzeug steht nicht in Berlin.«
Ich winkte ab. »Keine Sorge, ich finde schon einen Leihwagen, das ist das geringste Problem.«
»Nadine Berger wäre ein größeres.«
»Stimmt.«
»Wir nehmen sie mit?«
»Auf jeden Fall. Sie ist eine der Hauptpersonen und gleichzeitig ein Lockvogel. Ich gehe einfach mal davon aus, dass Mallmann sie nicht so ohne weiteres laufen lassen will. Wenn das der Fall ist, muss er in unsere Nähe gelangen, und da könnte es sein, dass wir ihn möglicherweise packen. Aber das ist Theorie.«
»Wie die Rückverwandlung der Vampirin.« Der Kommissar schaute mich sehr genau an. »Mal ehrlich, John, hast du die Hoffnung aufgegeben, oder glaubst du noch immer daran, es schaffen zu können. Wie stehst du dazu?«
»Ich habe nichts aufgegeben.«
»Aber du…«
»Lass mich ausreden, Harry. Ich habe den Eindruck, einen Fehler begangen zu haben. Irgendwas habe ich falsch gemacht oder meine Möglichkeiten nicht ausgeschöpft, sodass…«
»Wunderbar«, sagte Suko, der den Raum betrat und meine letzten Worte gehört hatte, wobei er in die Hände klatschte. »Ich sage immer, dass Einsicht der erste Weg zur Besserung ist.«
»Hör auf.«
Er
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