0667 - Das Horrorhaus von Pratau
will mir nicht in den Kopf.«
Ich hob vor meiner Frage die Augenbrauen. »Hat er es freiwillig getan?«
»Moment mal, John. Meinst du vielleicht, man könnte ihn entführt haben?«
»Sicher.«
»Dann wäre das höchstens Mallmann…« Er brach mitten im Satz ab und verdrehte die Augen.
»Ja, durch irgendeinen Trick«, stand Suko mir bei.
»Ich habe immer angenommen, dass sich Vampire nur in der Nacht bewegen«, flüsterte Harry.
»Nicht Mallmann. Außerdem haben wir keinen Sonnenschein. Nadine Berger verfaulte auch nicht. Dieser verfluchte Nebel gibt ihnen eine sehr gute Deckung.«
Harry nickte, während Suko die Umgebung nach Spuren absuchte, aber keine fand.
»Wohin?«
Suko hatte Harrys Frage gehört und drehte sich um. »Wenn es meiner Meinung nach einen Ort gibt, dann ist es Pratau. Das alte Gasthaus, das heute geschlossen hat.«
»Richtig!«, stimmte ich ihm zu und lief bereits auf den BMW zu. Lange hatten wir gebraucht, nun aber breitete sich in mir das Gefühl aus, den Fall doch noch packen zu können.
***
Der Wagen stand im Nebel. Bill und Nadine Berger blieben im Audi hocken.
Der Reporter kam sich vor wie auf hoher See, wo sich das Wetter um einiges verschlechtert hatte, nur dass sich der Boden unter ihm nicht bewegte.
Ein paar Mal hatte er versucht, mit Nadine zu sprechen. Als Antwort hatte er nur ein Fauchen erhalten. Zudem war er mit einem Blick angeschaut worden, der ihn das Fürchten lehrte.
Das war nicht mehr die Nadine Berger, die er gekannt hatte. Und er fragte sich, ob es richtig gewesen war einzugreifen, als sie vor John Sinclairs Berettamündung stand.
»Wir werden Mallmann kriegen«, sagte er. »Dracula II wird dich bald nicht mehr beschützen können.«
Nadine lachte nur. Sie stieß diesen Laut scharf und bitter aus. Für Bill ein Zeichen, dass sie noch längst nicht aufgegeben hatte.
Er hob die Schultern. Beide saßen sie im Fond und beide so weit wie möglich auseinander. »Ich weiß nicht, Nadine, ob ich dich immer beschützen werde. Ich glaube es nicht. Du bist zu einem Geschöpf der Nacht geworden. Wenn ich daran denke, dass du versuchen wirst, das Blut unschuldiger Menschen zu trinken, muss ich mich wohl auf die Seite der Menschen stellen.«
»Dann tu es!«
»Nicht jetzt.«
Sie grinste wieder, zeigte die beiden Vampirhauer, die der Reporter einfach scheußlich fand, weil sie ihr Gesicht so sehr verunstalteten. Er wollte auch nicht unbedingt stumm im Wagen sitzen bleiben und sagte: »Dir würde es auch nichts ausmachen, meinen Sohn anzufallen, nicht wahr?«
»Das ist richtig.«
Bill hatte bewusst die Frage nach Johnny gestellt, denn er und Nadine hatten einmal zusammengehört wie Pech und Schwefel. Nur war sie damals eine Wölfin gewesen.
»Johnny kann es noch immer nicht glauben«, flüsterte Bill.
»Na und? Führe mich zu ihm, dann werde ich es ihm schon beweisen, wo es langgeht.«
»Ja«, sagte Bill und nickte. »Ja, eine derartig perverse Scheußlichkeit traue ich dir zu. Es ist dir egal, ob du das Blut von Frauen, Männern oder Kindern trinkst.«
Sie fuhr mit der Zunge, die grüngrau aussah, über ihre Lippen. »Da hast du Recht, Bill, es ist mir egal. Ich will nur Blut, verstehst du? Ich brauche es.«
»Und ich hasse Vampire!«
»Das ist deine Sache!«
Bill wollte nicht mehr mit ihr reden. Er wollte auch nicht länger mit ihr im Wagen hocken, es widerte ihn an. Er konnte sie jedoch nicht allein lassen, da sie gefesselt war.
Er ärgerte sich darüber, dass seine Freunde so lange wegblieben. Vielleicht kam ihm die Zeit auch nur so lang vor. Bill schaute aus dem Seitenfenster, sah die Menschen, die in die Schlossgaststätte wollten oder auch wieder herauskamen. Letztere waren allerdings in der Minderheit. Seine Freunde befanden sich nicht darunter, die ließen sich leider zu viel Zeit. Hoffentlich kam auch etwas dabei heraus.
Jemand ging auf den Audi zu. Er kam schräg von vorn und nicht aus dem Lokal. Bill sah es auch nur, weil er sich zufällig umgedreht hatte. Im Nebel wirkte die Gestalt Furcht einflößend, aber das war eigentlich jeder, der hier vorbeiging.
»Der will zu uns«, murmelte Bill, wobei er sah, dass Nadine nicht reagierte.
Sie saß mit geschlossenen Augen da, hielt nur den Mund leicht geöffnet. Ihre Haut war sehr bleich geworden. Wahrscheinlich fehlte ihr das Blut. Manchmal bewegte sie auch ihre Finger, als wollte sie nach etwas greifen, das nicht vorhanden war.
Neben dem Wagen blieb der Mann stehen. Bill sah, dass er noch jung war
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