0667 - Das Horrorhaus von Pratau
verabredet, zu der Polizeistation zu fahren, die von dem jetzt toten Gerd Naumann geleitet worden war. Sie lag in der Nähe des viereckigen Marktplatzes, den wir einmal umfuhren.
Wie Säcke sahen die Wolken aus, die sich in die Lücken zwischen den Häusern drückten. Fußgänger überquerten die Fahrbahnen.
In der Station fanden wir nur einen Beamten. Er hieß Timo Schneider, war noch jünger und sah aus, als stünde er dicht vor seiner eigenen Hinrichtung.
Den Grund erfuhren wir sehr schnell. Er hatte Gerd Naumann gefunden.
Harry Stahl klärte ihn über den Tod des Kollegen auf und erkundigte sich, was mit den anderen Menschen geschehen war, die in Dr. Drakes Haus gelebt hatten.
»Sie liegen in der Klinik.«
»Wie geht es ihnen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Gab es denn Tote?«
»Anscheinend nicht.«
»Wenigstens ein Vorteil.«
Ich stand am Fenster, lauschte dem Gespräch und starrte in die trübe Suppe. Auf der Fahrt hatte ich mich etwas erholen können, es ging mir wieder besser.
Bill und Nadine waren im Wagen zurückgeblieben. Beide hockten im Fond und bewegten sich kaum. Das Fahrzeug passierten zahlreiche Passanten. Opfer für Nadine, die sich jedoch zurückhielt.
Vielleicht nicht nur wegen Bill, auch deshalb, weil sie am Tag, und sei er noch trübe, geschwächt war.
Nadine Berger, der Lockvogel für Will Mallmann! Hoffentlich klappte dieser Plan.
Die Stimme hinter mir hörte ich als Gemurmel, horchte jedoch auf, als Timo Schneider lauter sprach und in seiner Stimme eine gewisse Hektik mitschwang.
»Dann ist dieser Werner Kraus zu mir gekommen und hat mir eine unwahrscheinliche Geschichte erzählt. Er - er redete von einem Schatten, der sich in einen Menschen verwandelte und seinen Trabi stahl.«
Ich drehte mich um. »Noch einmal wiederholen, bitte!«, sagte ich.
Schneider zuckte zusammen, als ich ihn direkt ansprach. Er wurde noch blasser und hörte nach der Wiederholung meine Frage, die von einem leichten Klopfen der Fingerkuppen auf der Schreibtischplatte begleitet wurde. »Wann und wo ist das passiert?«
»In den Morgenstunden. Gegen vier Uhr kam er nach Hause. Er hat mich heute informiert.«
»Und wo finden wir ihn jetzt?«
»In der Schlossgaststätte. Er ist dort mit einem Kunden für heute Mittag verabredet. Das sagte er mir.«
Suko schnippte mit den Fingern. »Da müssen wir hin! Wie sieht dieser Werner Kraus aus?«
Wir bekamen die Beschreibung, waren sicher, dass wir ihn wiedererkennen würden.
»Soll ich Sie hinbringen?«
»Nein, den Weg finden wir allein. Sie brauchen ihn uns nur zu beschreiben.«
»Gut.«
Es war wirklich leicht. Suko und Harry Stahl hörten zu. Ich hatte die Dienststelle verlassen und lief auf Harrys Wagen zu, in dem Bill und Nadine saßen.
Der Reporter kurbelte die Scheibe herunter. »Was ist geschehen, John?«
»Eine Spur von Mallmann!«
»Was? Wo?«
Auch Nadine horchte auf. Sie drückte ihren Kopf an Bill vorbei, doch der Reporter stieß sie wieder zurück. Ich sah, dass er auch ihre Fußgelenke gefesselt hatte.
Mit wenigen Worten hatte ich Bill Conolly eingeweiht. Er zeigte sich zufrieden.
»Willst du mit ihr hier stehen bleiben?«
»Nein, nein, auf keinen Fall. Ich fahre hinter euch her. Oder nehmt ihr keinen Wagen?«
»Doch, es ist besser.«
Suko und Harry verließen das Haus. Ich erklärte ihnen, dass wir doch fahren würden. Sie protestierten nicht.
Wenig später schlichen wir wieder hinter Harrys Fahrzeug her.
Es dauerte nicht einmal zehn Minuten, bis wir unser Ziel erreicht hatten.
Die Schlossgaststätte lag etwas abseits der Straße. Vor ihr befand sich ein großer Platz, nebelgeschwängert, wo wir unsere Fahrzeuge abstellten.
Auch Bill Conolly stieg aus. »Ich möchte nicht mit hineingehen. Nadine ist wichtiger.«
»Stimmt.«
Suko grinste ihn an. »Und gib Acht, dass sie dir deine Beute nicht klauen.«
»Keine Sorge, das packe ich schon.« Als er die Tür öffnete, um einzusteigen, wurde er von Nadine wütend angefaucht. Sie zog dabei eine Grimasse, als wollte sie ihn fressen. Die wahre Liebe zwischen den beiden war das auch nicht.
Keiner von uns hatte die Schlossgaststätte bisher betreten, die im Keller lag. Erstaunt blieben wir vor der langen und breiten Steintreppe stehen, und Harry Stahl strich über sein Haar, bevor er die Mundwinkel verzog. »Ehrlich gesagt, betrunken möchte ich hier auch nicht hinuntergehen.«
»Das brauchst du auch nicht«, sagte Suko. »Die meisten Gäste gehen doch betrunken hoch.«
»Sicher auf
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