0668 - Die dunkle Bedrohung
nicht.« Vassagos Stimme sollte höhnisch klingen. Aber in ihr war plötzlich grenzenlose Leere. »Dir ist es bisher nicht gelungen, einen wirklich vernichtenden Schlag gegen das Reich unseres großen Vaters in der Tiefe zu führen. Doch der Herrscher des Krakenthrons hat jetzt die Macht, selbst den Kaiser LUZIFER auf dem Altar seiner Blutgötzen zu schlachten. Aber gegen die gewaltige Zauberkunst der Namenlosen Alten ist selbst die Kraft und Grausamkeit des Amun-Re vergleichbar mit einer Katze, die sich mit einem Tiger messen will.«
»Die Macht der Schicksalswaage wird das zu verhindern wissen«, fiel Professor Zamorra dem Dämon ins Wort. »Der Wächter…«
»Der Wächter der Schicksalswaage ist nicht der Herr des Schicksals.« Vassagos Stimme klang hart. »Er kann nur auf Ereignisse eingehen, die eintreten, und dafür sorgen, daß durch die Stärkung der einen oder anderen Seite keine der Waagschalen sinkt. Brechen aber einst die Alten aus ihren Sphären hervor, wird der Wächter kaum genug Gegengewichte finden können, um die Waage im Gleichgewicht zu halten. Was dann auf uns zukommt, ist tausendmal schrecklicher als die Schlacht von Armageddon.«
»Ich werde Amun-Re finden und bekämpfen«, erklärte Zamorra. »Auch, wenn es sich nicht vermeiden läßt, daß es dem Teufel Nutzen bringt.«
»Denke immer daran, daß das Gefüge in Raum und Zeit, das die Blutgötzen von Atlantis von uns fern hält, nicht erschüttert werden noch zerbrechen darf«, erklärte Vassago. »Und nun werde ich dir zeigen, wo du deinen Gegner zu suchen hast. Denn nur du, Zamorra, bist in der Lage, Amun-Re jetzt noch aufzuhalten…«
***
Lucifuge Rofocale winkte dem Vampir zu, näherzutreten. Er sah, daß jemand Tan Morano auf dem Fuß folgte. Das mußte jener ominöse Begleiter sein. Warum hielt er sich hinter dem Rücken des Vampirs versteckt? Warum zeigte er nicht sein Gesicht?
Lucifuge Rofocale wurde noch mißtrauischer, als er es vorher schon war. Er hob eine Hand. Eine Linie aus züngelnden Flammen versperrte plötzlich den Weg zwischen seinem Thron und den Besuchern. Auf eine weitere Handbewegung hin konnten die Flammen jederzeit emporwachsen und einen undurchdringlichen Feuervorhang bilden, der jeden Schwarzblütigen, der ihn zu durchschreiten versuchte, unweigerlich in Brand setzte.
Dennoch fühlte sich der Erzdämon nicht wirklich sicher.
»Tan Morano«, sagte er laut. »Wer ist dein Begleiter? Warum zeigt er mir nicht sein Gesicht?«
»Das wird er gleich tun, Herr«, versprach der Vampir und trat einen Schritt zur Seite.
Im gleichen Moment erkannte Lucifuge Rofocale den Begleiter.
Seinen Todfeind.
Ombre, den Schatten. Den Menschen, der es schon einmal beinahe fertiggebracht hatte, den Dämon zu töten.
»Verrat!« tobte Lucifuge Rofocale. »Morano, du bist ein Verräter! Du hast diesen Dämonenkiller hierher gebracht, vor meinen Thron! Dafür werde ich dich mit ihm vernichten!«
»Wenn du das noch kannst!« schrie Ombre auf. »Denn diesmal entgehst du mir nicht mehr!«
Und er hob die Waffe, die absolut tödlich für jeden Dämon war, selbst wenn sie ihn nur leicht berührte.
Den Ju-Ju-Stab.
***
Kaum war Vassago verschwunden und das Wasser wieder klar, als Zamorra aktiv wurde. Über das computergesteuerte Visofon, diese Weiterentwicklung des Bildtelefons, aktivierte er den Transfunk, die überlichtschnelle und daher absolut abhörsichere Funkkommunikation des Möbius-Konzerns.
»Hier Charlemagne «, gab er seine Codierung an die Konzern-Zentrale in Frankfurt, Allemagne. »Dreimal Glockenschlag. Alpha-Order mit höchster Priorität. Ich rufe Alexander den Großen !« Nervös trommelte Zamorra mit den Fingern auf die Schreibtischplatte, während durch die Codierung des Notrufs in hektischer Eile die Verbindung zu Carsten Möbius persönlich hergestellt wurde.
Es dauerte dann noch einige kostbare Minuten, bis es dem Erben eines weltumspannenden Mischkonzerns gelang, eine wichtige Direktionssitzung in Tokio kurzfristig zu unterbrechen. Seit sich sein Vater Stephan Möbius aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, war Carsten der »Alleinherrscher« über das gigantische Unternehmen. Die Zeiten, wo er mit seinem Freund Michael Ullich rund um den Globus jetten konnte, um überall inkognito nach dem Rechten zu sehen und notfalls ein ganzes Direktorium zu feuern, wenn es sich als unfähig erwiesen hatte, waren schon lange vorbei. Auch Michael Ullich, ursprünglich Carstens Bodyguard, wurde im Verlauf der letzten Jahre
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