0668 - Die dunkle Bedrohung
Rofocale wandte, sondern auch gegen den schwarzblütigen Vampir?
Der Herr der Hölle hatte sich von seinem Thron erhoben. Schritt für Schritt kam er jetzt auf seine beiden Gegner zu. Er hielt es nicht einmal mehr für nötig, die Feuerbarriere zu schließen. Er wandte pure Macht an, kämpfte gegen das Amulett. Unglaublich starke Kräfte entluden sich, prallten gegeneinander. Aber es war abzusehen, daß der Dämon Sieger bleiben würde.
Er war hier in seinem Element.
»Blutsauger!« keuchte Cascal. »Du hast es gewußt! Du hast mich in diese Falle gelockt! Du arbeitest für ihn, um mich zu vernichten!«
In der Tat wandte sich nur wenig der Magie des Höllenfürsten gegen Tan Morano. Gerade so viel, um ihn an der Flucht zu hindern. Der gewaltigste Teil der ungeheuren Kraftfülle begann damit, die Energie des Amuletts zu verzehren.
Während er mit aller Kraft und geistigen Geschicklichkeit, die er aufbringen konnte, versuchte, die Höllenmagie mit dem Silberlicht des Amuletts abzuwehren, sah Cascal etwas Erschreckendes: Lucifuge Rofocale hatte den Ju-Ju-Stab aufgenommen, hielt ihn mit der linken Hand umklammert, ohne daß die Magie des Stabes ihm schaden konnte!
Und noch mehr geschah.
Von überallher kamen düstere, schattenhafte Kreaturen aus dem Nichts, glitten einfach in die Wirklichkeit hinein. Lucifuge Rofocale rief seine Heerscharen, seine dienstbaren Geister und Kreaturen. Er verließ sich nicht nur auf seine eigene ungeheure Kraft, sondern setzte auch seine Diener gegen die Feinde in Marsch!
Gegen Morano und Ombre!
»Wir müssen hier weg, sofort!« fauchte Morano erneut und versuchte Ombre mit sich zu zerren. Aber irgendwie konnte Cascal diesen Ort nicht mehr verlassen. Etwas bannte ihn. Zwang ihn dazu, weiterzukämpfen. Dabei war dieser Kampf längst aussichtslos geworden. Mit jeder verstreichenden Sekunde gewann Lucifuge Rofocale mehr an Macht und an Verbündeten, die sich schattenhaft dem Menschen und dem Vampir näherten.
Es war wie in einem Alptraum. Eigentlich wollte Cascal tatsächlich davonlaufen. Wieder einmal gescheitert… Aber er kam einfach nicht vom Fleck. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr.
Und noch näher kamen die Gegner heran, und noch stärker loderte die Magie des Herrn der Hölle. Ein paar Sekunden noch, dann war es vorbei…
***
Es gelang Zamorra gerade noch, mit ausgebreiteten Armen das Gleichgewicht auszupendeln, um nicht auf den rauhen Felsboden zu stürzen. Er stützte sich mit der linken Hand an der seitlichen Wand des Ganges ab. Zamorra spürte Ekel, als er den Schleim aus Wasser, Sand und vollständig durchweichten Stützbalken in seiner Handfläche spürte.
Der Lichtschein der Taschenlampe glitt auf den Boden. Und dann erkannte der Parapsychologe den unheimlichen Gegenstand, der ihn fast zu Fall gebracht hätte. Sein Hosenbein hatte sich in den aufragenden Rippenknochen eines Skeletts verfangen, dessen Seele sicher schon vor mehr als dreihundert Jahren den Körper verlassen hatte.
Angewidert zerrte Zamorra das Hosenbein frei. Ein trockenes Knacken und ein häßliches Knirschen, dann brachen die Knochen ab und klapperten über den Boden.
Schaudernd betrachtete der Meister des Übersinnlichen im Schein der Taschenlampe die bleichen Knochen des Gerippes und den grinsenden Totenschädel zu seinen Füßen. Die Überreste eines Verwegenen, der einmal auf der Suche nach Schätzen hier eingedrungen war und seine Gier mit dem Leben bezahlt hatte. Neben den Knochen lag ein verrottetes, angekohltes Stück Holz. Der Rest der Fackel, die hier einmal das Dunkel der Gänge erleuchtet hatte. Als sie verlosch, umgab den Unglücklichen die Dunkelheit, die zur ewigen Nacht wurde, als sich sein Geist aus dem verschmachteten Körper löste. Was übrigblieb, wurde zum Fraß für die Ratten, die immer wieder durch die Gänge huschten. Zamorra hatte die kleinen Nager im Schein seiner Taschenlampe schon mehrmals wahrgenommen und immer wieder ihr helles Pfeifen gehört.
Und der Parapsychologe spürte einen Hauch des Todesgrauens, wenn er daran dachte, daß dies auch sein Schicksal war, wenn es ihm nicht gelang, zum Ausgang zurückzufinden. Die Gänge im Stein, notdürftig mit im Laufe der Jahrhunderte verrottetem Balkenwerk abgestützt, sahen alle gleich aus. Und Professor Zamorra hatte in der Eile des Aufbruchs nicht daran gedacht, etwas Farbe mitzunehmen, um den zurückgelegten Weg zu markieren. Das Wollknäuel, das er vom Eingang her aufgerollt hatte wie der griechische Held Theseus,
Weitere Kostenlose Bücher