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0668 - Die dunkle Bedrohung

0668 - Die dunkle Bedrohung

Titel: 0668 - Die dunkle Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Rolf Michael
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gewölbten Decke zeigten Blumen und Arabesken. Doch ganz im Gegensatz zum Prunk der Wände waren die Möbel und Gerätschaften des Raumes nicht gerade geeignet, das Dasein angenehmer zu machen. An den Betten befanden sich Ketten und die Räder an der Seite ließen keinen Zweifel aufkommen, daß sie einst dazu dienten. Körper zu strecken und zu zerreißen. Auf den Sitzflächen der Stühle ragten fingerlange Nägel auf, und über einer gemauerten Grube lag ein eisernes Gitter, auf dem man einst die Opfer zu Tode röstete. An Ketten, die von den tragenden Säulen des Gewölbes herabhingen, wurden die Unglücklichen geschlossen, die man auspeitschte oder mit glühenden Eisen und Zangen quälte.
    Überall erblickte Professor Zamorra Gerätschaften, mit denen man vor einigen hundert Jahren auf raffinierteste Art tausendfältige Schmerzen bereitet hatte. Qualen, bei denen sich die Gefolterten den Tod als ihren einzigen Freund herbeisehnten.
    Die Folterkammer des Moulai Ismail. Hier ließ dieser Gewaltherrscher zu seinem Vergnügen erproben, wie viel Schmerz ein Mensch aushalten konnte, ohne wahnsinnig zu werden. Wer alle Martern überlebte, wurde als irre kicherndes Individuum in die Nachtschwärze der Gänge gestoßen, um dort irgendwann von geistiger Verwirrung in die ewige Nacht des Todes zu fallen.
    In zwei Feuerstellen aus geschwärztem Eisen, in deren rotglühenden Kohlen die Zangen, Gesichtsmasken und andere Gerätschaften der einstigen Folterknechte angeglüht wurden, hüpften rotgelbe Flammen, die den Raum spärlich erleuchteten. Und das Feuer ließ den Schatten des Mannes, der an einem lectus in der Mitte des Raumes stand, wie den Schatten einer düsteren Bedrohung bis hinauf zur Decke steigen.
    »Amun-Re!« stieß Professor Zamorra hervor, als er in das Gesicht seines Erzfeindes starrte. Aus seiner tiefen Gedankenkonzentration aufgeschreckt funkelte der Herrscher des Krakenthrons den Parapsychologen mit haßerfüllten Augen zornig an. Seine dürren Finger, die wie Knochenhände wirkten, verkrallten sich in den Seiten des vor ihm auf dem Stehpult liegenden uralten Folianten.
    Das Buch der Verfluchten Mirakel. Das mußte es sein. Und Amun-Re hatte es bereits in seiner Gewalt.
    Professor Zamorra war zu spät gekommen…
    ***
    Dort, von wo sie in die Schwefelklüfte aufgebrochen waren, kamen Morano und Cascal auch wieder an. Ombre riß sich von dem Vampir los und taumelte einige Schritte zur Seite. Es war dunkel und eine einsame Gegend der Stadt, so daß niemand sah, welche makabre Beute der Rächer schwang - den mürben, zerfallenden Unterarm eines Dämons, in dessen Faust immer noch der Ju-Ju-Stab steckte.
    Morano lehnte sich an eine Ziegelwand. »Er ist tot«, murmelte er. »Er ist tatsächlich tot - aber nicht auf die Weise, wie ich es wollte…«
    Cascal riß die brüchige Dämonenfaust von dem Zauberstab. Rot, dachte er. Sein Blut war rot! Oder habe ich etwas falsches gesehen? Aber wie ist das möglich? Dämonenblut ist doch schwarz!
    War Lucifuge Rofocale etwa kein Dämon gewesen? Aber warum hatte er dann solche Furcht vor dem Stab gezeigt, damals wie heute? Cascal verstand das nicht. Er begriff nur, daß der Erzfeind tot war. Und daß ein anderer die Verantwortung dafür trug. Ein Fremder, aber zweifellos auch ein Dämon.
    Der hatte Ombre die Rache gestohlen!
    Zugleich aber funktionierte auch Moranos Plan nicht mehr. Er, der auf den Thron Lucifuge Rofocales spekuliert hatte, war um den Erfolg betrogen worden. Aber nach allem, was Cascal über die Strukturen in der Schwarzen Familie der Dämonen wußte, war es mehr als fraglich, ob der Vampir sich dort überhaupt hätte halten können.
    Nun, es war alles anders gekommen.
    Nur eines stand noch aus.
    Ombre näherte sich Morano, den Ju-Ju-Stab in der Hand. »Jetzt halte dein Versprechen«, forderte er. »Befreie meine Schwester vom Vampirkeim! Oder ich töte dich, hier und jetzt!«
    Tan Morano machte keine Anstalten, seine Fluggestalt anzunehmen oder Cascal anzugreifen.
    »Es gibt keinen Anlaß, zu tun, was du verlangst«, sagte er. »Unser Handel wurde nicht erfüllt. Du hast Lucifuge Rofocale nicht getötet. Dennoch werde ich mein Versprechen halten. Und danach… dich bitten, mit dem Stab auch gegen jenen vorzugehen, der den Herrn der Hölle ermordete.«
    Ein Danach wird es für dich nicht mehr geben, dachte Ombre. Aber er sprach es nicht aus. Er wollte zunächst abwarten, ob es Morano tatsächlich gelang, Angelique wieder zu einer normalen Frau zu machen,

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