Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0668 - Die dunkle Bedrohung

0668 - Die dunkle Bedrohung

Titel: 0668 - Die dunkle Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Rolf Michael
Vom Netzwerk:
ermöglichen. Mochte der Shaitan wissen, wie groß das Bakschisch war, das dafür gezahlt werden mußte. Aber auf eine andere Art wäre der Meister des Übersinnlichen nicht ohne Zeitverzögerung ins Land gekommen. Und sicherheitshalber hatte sich Zamorra einen größeren Betrag an dem überall in arabischen Ländern beliebten deutschen Geld eingesteckt, um Marokko auch wieder problemlos verlassen zu können. Immerhin wies sein Paß ja keinen Einreisestempel auf. Und da gab es nur die Wahl zwischen einigen Wochen Überprüfung, die man auf ungemütliche Art im Gefängnis zubringen mußte, oder eben einigen Geldscheinen, die in der Hand des Beamten verschwanden, der den Paß abstempelte.
    Durch das Bab er Rih, das Tor des Windes, betrat Zamorra die Altstadt von Meknes. Hamid, einer der jungen Burschen, die sofort auf ihn zu liefen, um ihm lautstark schreiend irgendwelchen Touristenkitsch zu verkaufen, war für einige hundert Dirham sofort bereit, den Meister des Übersinnlichen zu seinem Ziel zu führen. Maschallah, Allah tut Wunder. Der fremde Sid mit dem sonderbaren, länglichen Gegenstand unter dem Arm, der in einer Hülle aus schwarzem Leder verborgen war, wollte nicht mal mit Hamid um seinen Dienst als Fremdenführer feilschen.
    Das Ziel lag nur eine kurze Wegstrecke im südlichen Teil der an die Medina angrenzenden Königsstadt, in der Generationen von Herrschern sich gegenseitig im Abreißen älterer Gemäuer und Errichten prunkvoller Paläste und Moscheen überboten. Hamid konnte gar nicht begreifen, warum der fremde Sid nicht das Tor zum Dar al Makhzen, zum Königspalast, in dem der Sultan von Marokko in jedem Jahr einige Tage weilt, sehen wollte und auch nicht daran interessiert war, das Mausoleum des Moulai Ismail zu bewundern. Immerhin ist es die einzige Moschee in ganz Marokko, die auch ein Nichtmoslem betreten darf.
    Der fremde Sid wollte nur zu den Ruinen der Roua, der alten Stallungen, in denen zur Zeit des Sultans Moulai Ismail ungefähr zwölftausend Pferde untergestellt waren. Und ihn interessierten offensichtlich nur die alten Steine, denn vergeblich versuchte Hamid ihn zu den Stallungen zu bringen, wo heute die königlichen Zuchthengste untergebracht sind.
    Die gewaltigen Mauern der Roua boten auch als Ruinen noch ein grandioses Bild. Aber Zamorra hatte jetzt keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Ihm brannte die Zeit unter den Nägeln. Amun-Re war nicht mehr fern. Das spürte er. Und für einen weiteren 100-Dirham-Schein zeigte ihm Hamid den jetzt durch Bretter verschlossenen Ziehbrunnen, der hinunter zu den Geheimgängen führt, die sich als unerforschtes Labyrinth unter der alten Königsstadt hinziehen. Durch sie konnten nicht nur die Krieger des Sultans ohne Vorwarnung überall in der Stadt auftauchen, um einen Aufruhr niederzuschlagen, sondern auch die Spione des Herrschers heimlich in fast jedes Haus eindringen, um die Bewohner zu bespitzeln und dem Sultan sofort jede mißliebige Äußerung zu melden. Besonders Moulai Ibrahim, der seinem Vorbild, dem Sonnenkönig Ludwig XIV von Frankreich, nacheiferte, war einer der größten Gewaltherrscher Marokkos, der seine Schätze dadurch vermehrte, daß er auf eine Denunziation sofort das Todesurteil unterschrieb, um dann den Besitz des Todgeweihten einzuziehen.
    Hamid begriff absolut nicht, warum ihn dieser fremde Sid jetzt nicht mehr haben wollte und ihm zu gehen bedeutete. War er etwa ein solcher Narr, hinunter in die Gänge steigen zu wollen? Der junge Marokkaner hatte gehört, daß schon viele Verwegene in diesen unbekannten Gängen für alle Zeiten verschwunden waren. Aber die Warnungen waren vergeblich. Der Fremde hatte ein langes Seil mitgebracht, das er am Rand des Brunnens befestigte. Sicher wieder einer dieser vecrückten Schatzgräber, die hofften, dort unten Gold, Juwelen und andere Reichtümer zu finden, die Moulai Ismail nach uralten, halb vergessenen Legenden dort verborgen haben sollte.
    Einige Geldscheine, die für Hamid ein kleines Vermögen darstellten, sorgten dafür, daß er sich trotz seiner Bedenken entfernte. Was auch immer das für ein seltsamer Mann aus Frankreich war - wenn er dort hinunter steigen wollte, dann war das seine Sache. Auch, wenn er wie viele seiner Vorgänger niemals wieder das Tageslicht erblickte.
    Hamid sah zu, daß er wegkam und nicht mit dem fremden Sid hier gesehen wurde. Denn sonst hätte er vielleicht bei der Polizei unangenehme Fragen beantworten und, was schlimmer war, sein großzügiges Bakschisch

Weitere Kostenlose Bücher