Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
067 - Der Redner

067 - Der Redner

Titel: 067 - Der Redner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
hatte. Soweit er feststellen konnte, war sie fremd in London und hatte weder Verwandte noch Freunde in der Stadt. Sie hatte allerdings seinen Vorschlag abgelehnt, in seinem Haus zu wohnen. Aber das war seiner Meinung nach eine Schwierigkeit, die man später noch aus dem Weg schaffen konnte. Schließlich konnte man ja nicht alles auf einmal erwarten.
    Der Redner erfuhr auch sehr bald, daß eine neue Sekretärin bei Mr. Horopolos eingetreten war, denn der Grieche sandte mit einer Kühnheit, die seiner klassischen Vorfahren würdig gewesen wäre, die junge Dame mit einem Schreiben nach Scotland Yard.
    »Mein lieber Mr. Rater, ich habe mit meinen Sekretärinnen bisher soviel Unannehmlichkeiten gehabt, daß ich Ihnen die Dame, die ich jetzt engagiert habe, hiermit vorstellen möchte. Bitte teilen Sie mir mit, ob Sie mit ihr zufrieden sind. Ich habe Ihnen Ihre Aufgabe erleichtert, denn Sie können sie nun gleich warnen, was Sie ja bei allen hübschen Mädchen zu tun pflegen, die ich anstelle.«
    Der Redner sah zu der bescheidenen jungen Dame hinüber, die ihm am Schreibtisch gegenübersaß.
    »Nun, Miss Grayne, Sie scheinen ja auch keinen großen Gefallen daran gefunden zu haben, Gewohnheitsverbrecher zu bekehren?«
    Sie freute sich, daß er sich noch auf ihren Namen besann.
    »Aber jetzt habe ich eine sehr nette Stellung, Mr. Rater. Mr. Horopolos ist äußerst liebenswürdig, und er sieht auch sehr gut aus. Ich habe noch nie einen so hübschen Chef gehabt.«
    Der Redner zögerte, denn er wußte nicht, ob unter diesen Umständen noch eine Warnung am Platze war. Wahrscheinlich hatte Dimitri Miss Grayne schon erklärt, daß man in Scotland Yard nicht gut auf ihn zu sprechen sei und daß verschiedene seiner früheren Sekretärinnen den Posten sehr schnell verlassen hätten. Vielleicht war er aber auch schon zu einer Verständigung mit ihr gekommen. Diesen Gedanken lehnte er jedoch sofort wieder ab, als er ihr ins Gesicht sah.
    »Sie werden finden, daß der Grieche sehr gut zahlt, aber er ist vielleicht etwas zu freundlich. Daran können weder Sie noch ich etwas ändern. An Ihrer Stelle würde ich genaue Bürostunden mit ihm vereinbaren und mich daran halten.«
    Sie war ihm sehr dankbar für diesen Rat.
    »Ich weiß nicht, wie die Arbeitszeit für Stenotypistinnen in England liegt. Wann kann man abends nach Hause gehen?«
    »Sobald es dunkel wird.«
    Am selben Abend saß der Redner wieder in seinem Wohnzimmer am Kamin und hörte Mr. Snell zu.
    ». um wieder auf diesen Oberack zurückzukommen. Ich erzählte Ihnen doch schon von ihm - er stammt aus Memphis, USA -«
    »Memphis« war das letzte Wort, das zu Mr. Raters Bewußtsein durchdrang, dann schlief er ein.
    Die neue Sekretärin rechtfertigte den guten Eindruck, den Mr. Horopolos zuerst von ihr gehabt hatte, täglich mehr. Sie war nicht kleinlich, nahm nichts übel und lachte über Scherze, bei denen ihre Vorgängerinnen keine Miene verzogen oder höchstens ein empörtes Gesicht gemacht hätten. Außerdem war sie sehr tüchtig und erledigte seine Korrespondenz in ungewöhnlich kurzer Zeit.
    »Mein liebes Kind, Sie sind wirklich sehr brauchbar und charmant«, sagte er und klopfte ihr auf die Schulter.
    So begannen gewöhnlich seine Annäherungsversuche.
    Sie schaute mit ihren blauen Augen zu ihm auf und lächelte.
    »Ich glaube, daß es mir hier sehr gut gefallen wird. In meiner letzten Stellung -«
    Sie erzählte ihm von den unangenehmen Erfahrungen, die sie bei dem Inhaber einer Teefirma gemacht hatte, und sprach auch über andere unerfreuliche Erlebnisse in früheren Stellungen.
    »So, Verbrecher haben Sie also auch schon einmal bekehren wollen?« meinte er belustigt. Er war noch nie im Gefängnis gewesen, und man konnte ihn infolgedessen auch nicht offiziell bekehren. »Dabei müssen Sie sich aber doch entsetzlich gelangweilt haben.«
    Gewöhnlich bekam er viele Briefe mit der Morgenpost und erledigte sie, bevor er zur Stadt ging. Gegen vier Uhr nachmittag kehrte er dann zurück und beschäftigte sich mit den Eingängen, die im Lauf des Tages noch angekommen waren. Er hatte sich ein schönes, großes Haus gebaut, in dem er eine zahlreiche Dienerschaft unterhielt.
    »In den nächsten Tagen zeige ich Ihnen einmal meine Diamantensammlung«, sagte er mit Nachdruck, denn er war sehr stolz auf diese Schätze.
    Die Mitteilung machte auch den größten Eindruck auf Miss Grayne.
    »Haben Sie denn die kostbare Sammlung hier in Ihrem Haus?«
    Er lächelte.
    »Nicht im, sondern unter

Weitere Kostenlose Bücher