067 - Monster-Bestie Gorho
Tatsache, daß sich Vermißtenschicksale im
südamerikanischen Raum in erstaunlichem Maß häufen, hat uns auf den Gedanken
gebracht, daß wir dem ehrenwerten Khaa-Shazaam doch mal auf die Füße treten
sollten, auch wenn die höchsten Stellen in Peru dies nicht für richtig halten.
Da wir keinerlei Beweise gegen eine eventuelle Mitwirkung Khaa-Shazaams am
Ritual zu Ehren Rha-Ta-N’mys haben, ist Ihre Angelegenheit eine äußerst
delikate.
Fangen Sie es geschickt an! Sie haben inzwischen
Erfahrung mit Menschenschlächtern. Sie wissen, worum es geht, und wir brauchen
keinen anderen Agenten erst in die Materie einzuweisen.« X-RAY-1 nannte ihr die
Adresse, wo das Haus des einsam und allein wohnenden Arabers stand. »Und noch
etwas: Wir haben inzwischen einen genauen Zeitplan aufgestellt darüber, was
Khaa-Shazaam in der letzten Nacht getrieben hat.
Er hat eine Party bei Juan Quanto besucht und ist
anschließend mit einer dänischen Schauspielerin gegangen.
Das war heute morgen um drei Uhr dreißig. Wir wissen
nicht, wann und ob Britta Karguson das Haus in der Altstadt verlassen hat. Wir
wissen nur, daß sie heute morgen um elf Uhr bei den Dreharbeiten anwesend sein
muß. Vielleicht sehen Sie sich auch am Drehort mal um und versuchen, die
Schauspielerin ein bißchen auszufragen.
Das erspart uns ganz und gar den Besuch bei Khaa-Shazaam,
und wir können uns anderen Verdächtigen zuwenden, die auf der Liste einen
niedrigen Platz einnehmen.«
»Fürchten Sie Ähnliches wie in Mexico City?« fragte die
Schwedin. »Wenn es um Rha-Ta-N’my geht - wir versuchen hier sämtliche Fakten zu
erkennen und das Problem von allen Seiten einzukreisen -, dann allerdings muß ich ja sagen.
Vielleicht sind wir auch auf der Spur eines modernen
Blaubarts, und ein neuer Fall kündigt sich bereits an.«
»Ich habe vom alten noch genug, Sir.«
X-RAY-1 machte ihr abschließend die erfreuliche
Mitteilung, daß inzwischen ein umfassender Bericht von Iwan Kunaritschew
eingegangen sei. Larry Brent war gefunden und am Leben!
»Dann wird es bald ein großes Fest geben. Wenn die Sterne
so günstig stehen, Sir, werde ich mich in die Arbeit - und da es Ihr Wille ist
- auch in die Arme des blondinensüchtigen Khaa-Shazaam werfen.«
●
Kunaritschew rannte los und kam am Tempeleingang an. Im
diffusen Licht neben dem baufälligen Altar sah er eine Szene, die ihn
entsetzte.
Ein Indio stach mit brutaler Gewalt den greisen Priester
nieder, der auf die Knie gesunken war und wie eine Puppe langsam auf die Seite
kippte!
Mit zwei, drei Schritten durchquerte der Russe den Tempel
und riß den Messerstecher mit harter Hand herum.
Der Indio taumelte zurück und starrte den Eindringling
aus großen, rotgeränderten Augen an. Der Mann war betrunken und roch nach
billigem Schnaps.
Durch die Wucht, die hinter Kunaritschews Griff steckte,
wurde der Messerstecher gegen die Altarfront geschleudert und rutschte daran
herab. Das blutverschmierte Messer entfiel seiner Hand und blieb klirrend auf
der untersten Altarstufe liegen.
Der Russe kümmerte sich um den Schwerverletzten.
Der alte Priester lebte noch. Sein Gewand war über und
über mit Blut besudelt. Er blutete aus mehreren Stichwunden, die ihm der Fremde
beigebracht hatte.
Der Priester röchelte. Sein Blick war klar. Er war noch
bei vollem Bewußtsein.
Iwan bettete den Alten vorsichtig auf den Boden und legte
einen handgewebten Teppich unter seinen Kopf den er in der Mitte
zusammenklappte.
»Er weiß nicht, was er tut …« wisperte der Priester.
»Seit Wochen … ist er hinter mir … her. Immer wieder warnte er mich … ich solle
endlich die Wahrheit sagen … ich hätte seinen Bruder Martino - verzaubert …«
Das Gesicht des Verletzten verzog sich. Der Priester litt unter starken
Schmerzen. Er lag sekundenlang ganz ruhig und Iwan glaubte schon, daß das Ende
gekommen sei. Aus den Augenwinkeln heraus warf er einen Blick auf den
Messerstecher, der herüberglotzte und seine Tat nicht zu bereuen schien.
»Ich weiß genau was ich getan habe, und ich bin froh, daß
es endlich vorbei ist!« Der betrunkene Indio wischte sich über seine Lippen, in
deren Winkeln blasiger Speichel saß. »Martino kann keine Ruhe finden. Er ist
ein Toter - und doch lebt er hier!«
Der Priester hörte die Worte des Betrunkenen wie durch
Watte. Kraftlos nickte er. Seine Augen waren geschlossen, als er sprach: »Er
hat recht, aber … ich habe keine Schuld …
Martino ist nicht der Martino, den er meint …
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