0671 - Der Zeittaucher
deren Ränder jetzt heller leuchteten, stellten wir einen Gegenstand aus Metall fest.
Er konnte nicht groß sein, aber jetzt bewegte er sich leicht.
Die Geräte zeigten deutlich, daß er walzenförmig war, mit stark abgerundeten Enden.
„Vollalarm für die gesamte Flotte Vollalarm für die Terra-Flotte!"
wiederholte ein Lautsprecher ständig. An allen Punkten des Systems wurden jetzt die Kampfschiffe eingesetzt. Ich konnte mir denken, daß die Flotte in ihrer Gesamtheit eine zweite Kugel bildete, kleiner als die Kugel des Gezeitenfeldes.
Unbeschreibbare Aufregung herrschte.
Seit dem ersten Echo auf den Schirmen hatten die Uhren vierzehn Sekunden gezählt.
Plötzlich loderten die ausgezackten, sich schlangelnd bewegenden Ränder hell auf. Wir schlossen wie geblendet die Augen.
Dann schloß sich das Feld wieder. Der letzte kleine Stern verschwand wie durch Zauberei.
Ich ging schnell quer durch die Zentrale und schwang mich in meinen Sessel. Ich erkannte das Zeichen von Imperium-Alpha auf dem Bildschirm der Konferenzschaltung. Als sich eine Gestalt zeigte, salutierte ich knapp und meldete: „Major Krastan, Ortungspatrouille Sektor Nordpol Beta. Sie haben unsere Aufnahmen erhalten?"
„Ja. Ich stelle eine Verbindung zum Großadministrator durch."
„Danke."
Blitzschnell wechselte das Bild. Ich sah direkt vor mir die Oberkörper Rhodans und Atlans. Im Hintergrund auch dieses Bildes herrschte Aufregung. Frauen und Männer gaben Einsatzbefehle heraus. Ich merkte deutlich, daß alles nach einem genauen Plan durchexerziert wurde.
„Sir", sagte ich. „Sie wissen, was geschehen ist. Ich kann dem Kommentator der Bilder nichts mehr hinzufügen! Sie haben sicher gemerkt, daß im Zentrum des Bildes ein Metallkörper von geringer Größe geortet wurde..."
„Haben wir. Wie groß war nach Ihren letzten Messungen die Lücke?"
Ich hatte die Zahlen des Gradnetzes im Kopf und leierte sie herunter.
„In der Phase der größten Ausdehnung besaß die Öffnung einen Durchmesser von einer halben Million Kilometer.
Anschließend fiel das Loch in sich zusammen."
„Wie sehen die Wertungen der Orterschirme aus?"
Ich sagte: „Lediglich die fünfdimensionale Struktur ist aufgerissen worden.
Wir haben keinerlei fremde Strahlung anmessen können. Auch den Fremdkörper, der vermutlich der Projektor dieses Ereignisses war, konnten wir nur als raumschiffähnlichen Mechanismus analysieren.
Jedenfalls haben wir keinerlei störende Strahlungen feststellen können."
„Danke!" sagte Rhodan. „Wir schicken auch in Ihren Sektor schwere Einheiten. Besonders in die Nähe des Loches.
Vermutlich versuchen sie es ein zweites Mal."
„Verstanden, Sir!" erwiderte ich. „Der Vollalarm gilt also weiter?"
„Natürlich. Danke. Ende."
Übergangslos wurde der Bildschirm grau und stumpf. Ich lehnte mich zurück und sagte scharf: „Wenn jetzt die Bewohner des Sonnensystems nicht merken, daß wir am Ende sind, dann lernen sie es auch nicht mehr."
Vollalarm herrschte bereits drei Minuten nach dieser Unterhaltung für das gesamte System.
Natürlich wurden sämtliche Wissenschaftler und auch das Mutantenkorps alarmiert und zusammengerufen.
Daß sich die leitenden Persönlichkeiten trafen, war selbstverständlich.
In Imperium-Alpha würde ab jetzt der Teufel los sein.
Und von allen Sammelplätzen aus setzten sich die Einheiten in Bewegung und rasten auseinander wie die Bruchstücke einer Explosion. Langsam bildete sich ein zweiter Kugelraum, der aus Raumschiffen bestand. Sie postierten sich so, daß ein jedes von ihnen ungefähr den gleichen Abstand von der Innenwandung des Antitemporalen Gezeitenfeldes hatte.
Und - wir warteten weiter.
Als die dritte Wiederholung der Bilder über die Visiphonschirme flimmerte, erfaßte systemweites Entsetzen die Menschen.
Jetzt wußten sie es!
Jetzt begannen sie zu ahnen, daß Leticron keine Sekunde verlieren würde. Er versuchte also bereits, das Feld aufzubrechen. Bei diesem ersten Versuch würde es unter Garantie nicht bleiben.
Rund neunzigtausend gegen rund hundertzwanzigtausend Raumschiffe! Wenn es zu einer Raumschlacht kam und die Laren eingriffen, dann würde jeder einzelne Mensch um seine Sicherheit fürchten müssen, noch ehe die Möglichkeit einer Versklavung hereinbrach. Es war ein Schock, aber nach Rhodans vorbereiteter Rede ein Schock, der durchaus heilsame Folgen hatte. Nur ein Berufsoptimist konnte der Situation noch eine Spur Hoffnung abgewinnen.
Unsere Nerven wurden lediglich
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