0671 - Killer-Kobolde
die Geschichte vertieften, wurde der Fremde dann nachdenklich. Blieb er länger und wurde ihm Vertrauen entgegengebracht, dann sorgten die Menschen dafür, daß er in bestimmten Nächten in die alte Ruine einer ehemaligen Abtei klettern konnte, von wo aus er einen guten Blick auf den Hügel hatte.
Dann konnte auch der Fremde die ungewöhnlichen Lichter sehen, die hin und wieder als geisterhaftes Blitzen über der Hügelkuppe tanzten. Stand der Wind besonders günstig, wurden auch fremdartig klingende Musikklänge an seine Ohren geweht, als wollte ihm jemand eine alte Melodie vorspielen.
Fragte er nach den Motiven, so bekam er oft genug nur ein geheimnisvolles und wissendes Lächeln zur Antwort. Die Wahrheit erzählte man nur ungern, aber hin und wieder fiel doch der Name eines geisterhaft anmutenden Volkes, das sich Spriggans nannte. Kobolde, die den Hügel bewohnten und auch bewachten.
Angeblich sollten sie kostbare Schätze bewachen, die tief in der Erde verborgen lagen und vor langer Zeit von einer Gruppe von Menschen auf der Flucht zurückgelassen worden waren. Ob es stimmte, stand in den Sternen. Zu graben versucht hatten einige wagemutige Personen. Sie waren nach der Arbeit zurückgekehrt und hatten geschwiegen. Oft verstört, sehr blaß und zitternd.
Schweigend hatten sie ihre Sachen gepackt, waren verschwunden und niemals wieder in der Nähe erschienen.
Wenn so etwas passierte, wußten die Bewohner sofort, daß die Spriggans die Frevler vertrieben hatten.
Und noch ein Geheimnis barg der Hügel!
Davon aber wußten noch weniger Personen. Es war ein alter Friedhof. Keine Grabsteine oder Kreuze zeigten an, wo er sich befand. Man mußte sich schon sehr genau auskennen, um den Ort zu finden. Er gehörte zum Hügel, Menschen allerdings waren dort nicht begraben. Die Wissenden sprachen von Kobolden, die zur Strafe nicht mehr ins Paradies durften.
So war der Hügel jahrelang das geblieben, was er hatte bleiben sollen. Ein unberührter Platz Natur, geheimnisumwittert, von den Menschen geachtet und zugleich gefürchtet, aber auch geliebt, denn wer ihm nichts tat und die Ruhe der Kobolde nicht störte, der hatte nichts zu befürchten.
Aber die moderne Zeit war auch an Cornwall nicht spurlos vorübergegangen. Wenn Fremde kamen, waren es nicht nur Touristen, die ein Stück herrlicher, unverbrauchter Natur genießen wollten, sondern in letzter Zeit immer mehr Menschen, die sich beruflich für den Hügel interessierten.
Keine Schatzsucher, diese neuen Menschen hätten daran sowieso nicht geglaubt, nein, es waren die Techniker und Ingenieure bestimmter Firmen, die herausgefunden hatten, daß dieser Hügel einen idealen Platz für eine Funkstation abgab, für einen Sender, der alle Programme auch in die letzten Winkel des Landes Cornwall sendete, denn nicht jeder war verkabelt und empfing sein Programm über Satellit.
Man hatte also gebaut.
Zuerst die große Betonplattform, die alles hielt. Danach die Baracken für die Mitarbeiter. Hergestellt in einer Leichtbauweise, die aber auch Stürmen standhalten konnte. War das Projekt beendet, würden diese Bauten wieder abgerissen werden, nur der Sendeturm blieb dann stehen und verunstaltete die Landschaft.
Natürlich hatten die Arbeiter von den Legenden irgendwann gehört. Da jedoch keiner von ihnen aus der Gegend stammte und sie aus den Großstädten geholt worden waren, hatten sie dafür nur ein müdes Grinsen übrig. Außerdem war noch nichts passiert, abgesehen von einigen Stürmen, die Haus und Sender überstanden hatten.
Das Projekt hatte eigentlich Ende des Jahres beendet sein sollen. Dazu war es nicht mehr gekommen, bei der Logistik hatte es einige Schwierigkeiten gegeben, so mußte der Januar noch hinzugenommen werden, was der gesamten Crew nicht paßte.
Chefingenieur war Dr. Arthur Eperon, ein schweigsamer Mann, der stets ein wenig krumm ging, immer in Gedanken versunken war und sich auch jetzt nicht daran gewöhnen konnte, daß man ihm als Stellvertreterin eine dreißigjährige Frau an die Seite gegeben hatte.
Sie hieß Kitty Sutton, war intelligent, neugierig und wollte vor allen Dingen Karriere machen. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, Projektleiterin bei technischen Großbauten zu werden, und dazu brauchte sie nach dem Studium die entsprechenden Erfahrungen.
Zuerst hatte Eperon mit ihr nicht gesprochen, später änderte sich dies, als es Kitty gelungen war, ihn durch ihre fachlichen Qualitäten zu überzeugen.
Eines aber unterschied sie trotzdem von
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