0673 - Die Jagd
war gekommen, aber er befand sich nicht im Hotel. Er hatte etwas zu erledigen. Jane konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es dabei um sie ging. Nein, John hatte andere Probleme. Er würde sich dorthin wenden, wo er Logan Costello finden konnte.
Verhandeln, mit ihm reden oder aber in einen Hexenkessel der Gewalt hineingeraten.
Alles war möglich.
Jane wunderte sich darüber, dass ihr ausgerechnet jetzt wieder die Nachricht einfiel, die Francine Joy ihr hinterlassen hatte. Diese Frau würde Jane immer finden, das hatte sie versprochen. Oder hielt sich die neue Hexe bereits in ihrer Nähe auf, sodass Jane unter deren Beobachtung stand?
Sie wusste es nicht. Zudem trugen die meisten Gäste Skikleidung und waren darin kaum zu erkennen. Die dunklen Brillen taten ihr Übriges, um die Gesichter zu verschleiern.
Was blieb?
Ins Zimmer gehen und auf John Sinclair warten? Oder den Weg in die Höhle des Löwen einschlagen?
Jane fuhr hoch in ihr Zimmer. Dort machte sie sich frisch und klebte ein Pflaster auf die Platzwunde. Zwei Tabletten hatte sie auch bekommen. Nach einer halben Stunden verließ sie das Hotel wieder. Jetzt war ihr Ziel die Höhle des Löwen…
***
Die Ratte hatte sich zu keinem zweiten Angriff entschlossen und auch ihre Artgenossen hielten sich zurück, obwohl Suko sie hörte, wie sie sich in der Wand bewegten.
Dieses Kratzen und Schaben, das Trappeln der Füße, es war einfach widerlich und zeigte Suko an, dass er sich nicht mehr allein in diesem verdammten Verlies befand.
Noch immer steckte er in der Röhre!
Sie reichte vom Boden her in die Tiefe, war sicherlich ein Zufluss zu den Abwasserkanälen und hatte einen derartig perversen Durchmesser, dass Suko darin feststeckte, ohne auch nur einen Millimeter Spielraum zu haben.
Die Schultern pressten sich hart gegen die Innenwand, als wollten sie diese sprengen. Da seine Oberschenkel ebenfalls gegen die Innenwand drückten, musste sich die Röhre nach unten hin verengen. Seine Füße baumelten im Nichts. Er konnte sie bewegen, doch er hatte keinen festen Halt.
Auch die Hände ließen sich zusammendrücken und strecken, so gelang es ihm jedenfalls, seinen Kreislauf in Gang zu halten.
Ob man ihn aus dieser Röhre herausholte, lag einzig und allein an John Sinclair.
Wenn es dem Geisterjäger gelang, Costello zum Rückzug zu bewegen und den Weg für die Triaden freizumachen, so würde Suko sein Gefängnis verlassen können. Das jedenfalls hatte man ihm versprochen, obwohl er auf diese Versprechen nichts gab.
Nicht nur wegen seiner Lage fühlte er sich hilflos, man hatte ihm auch die Waffen abgenommen.
Keine Beretta mehr, keine Dämonenpeitsche und auch keinen Stab.
Dessen Verlust hatte Suko am härtesten getroffen. Das war schon Irrsinn, darüber durfte er gar nicht nachdenken. Wenn der Stab in falsche Hände geriet, dann konnte er missbraucht werden, was sich der Inspektor natürlich nicht wünschte.
Drei Tage dauerte das Ultimatum. Eine furchtbar lange Zeit, wenn man sich in einer Lage befand wie Suko und in der Nähe lauernde Ratten ihn als Nahrung betrachteten.
Noch gab das Feuer genügend Helligkeit ab. Eine breite Schale war mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllt worden. Über die Oberfläche hinweg tanzten dünne, bläulich schimmernde Flammen, die wie sanfte Arme hin- und herwehten, obwohl sie von keinem Windzug erfasst wurden. Ihr Licht war blass. Es fuhr als geisterhafter Schein über den Boden und glitt zuckend an den Wänden entlang, als wollte es diese mit seiner bleichen Farbe anmalen.
Suko konnte sich ausrechnen, wann die Flüssigkeit verbraucht war und die Dunkelheit das Verlies erfüllte.
Dann begann die richtig schlimme Zeit. Die Ratten würden dann keine Rücksicht mehr kennen.
Suko gehörte nicht zu den Typen, die sich selbst bemitleideten oder herumschrieen, er dachte einfach darüber nach, wie er seine Lage verändern konnte. Aus eigener Kraft nicht, ihm musste etwas einfallen, um seine Gegner zu überlisten.
Manchmal kam jemand, um ihm etwas zu trinken zu geben. Wasser aus einer Schnabeltasse strömte dann in seinen Mund. Auf Essen hatte der Inspektor verzichten müssen.
Wieder huschten sie heran.
Diesmal waren es drei Ratten, die um Suko ihre Kreise zogen und ihn aus ihren kleinen, tückischen Augen beobachteten. Er konnte nichts tun und musste mit ansehen, dass die Kreise der laufenden Ratten immer enger wurden. Es war nur eine Frage von Sekunden, wann sie springen und versuchen würden, sich in
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