0673 - Die Jagd
drehen. Das klappt. So haben wir ihn auch hineinbekommen.«
»Okay, wenn du das sagst, Knife.«
Er gab die Befehle, und er erklärte den Helfern auch, wie sie Suko anzufassen hatten.
Die nächsten Minuten wurden für Suko zur Hölle. Sie konnten ihn in der Röhre drehen, was nicht ohne Schrammen und Hautabschürfungen abging. Mit dem Kinn rieb Suko an der Röhrenkante entlang, er riss sich die Haut dort auf. Kein Laut des Schmerzes durfte über seine Lippen dringen. Er musste sich noch immer wie eine steife Puppe geben, und die sechs Hände ackerten wie irre.
Er hörte sie stöhnen und fluchen. Sie drehten ihn nicht nur, sie zerrten auch an ihm, und das kleine Wunder geschah tatsächlich. Suko kam allmählich frei.
Noch einige Drehungen, dann hatten sie es geschafft. Sie zogen ihn das erste Stück in die Höhe, sogar seinen Kopf hielten zwei Hände umklammert, und er hoffte nur, dass sie ihm bei ihren Bemühungen nicht die Ohren abrissen.
Endlich waren die Arme frei!
Suko hätte Geld dafür gegeben, sie spreizen zu können. Stattdessen blieb er liegen, spielte weiterhin den Bewusstlosen. Sie schoben ihn auf den Rücken. Er hatte nicht einmal gewagt, die Augen zu öffnen, um zu blinzeln.
Knife schlug wieder zu.
Er tat es mit den Handflächen, die gegen Sukos Wangen klatschten. Auch jetzt schaffte es der Inspektor, keine Reaktion zu zeigen. Er spielte seine Rolle perfekt.
»Das wäre geschafft«, sagte der Wasserbringer. »Wie geht es jetzt weiter?«
»Keine Ahnung.«
»Lassen wir ihn hier?«
»Ich denke darüber nach«, murmelte Knife. »Kipp ihm mal das Wasser über das Gesicht.«
Lachen erfüllte den Raum. »Daran hättest du auch vorher denken können, dann wäre er in der Röhre geblieben.«
»Ja, Scheiße, habe ich aber nicht. Los, mach schon!«
Der Strahl klatschte in Sukos Gesicht und verteilte sich.
Auch jetzt blieb Suko gelassen. Er würde nicht erwachen, sonst lief er Gefahr, in die Röhre zurückgepresst zu werden.
»Der ist ja wie tot«, flüsterte der Kipper. »Soll ich noch mehr Wasser holen?«
»Nein, lass es.«
»Das Problem bleibt.«
»Weiß ich selbst.«
»Schaffen wir ihn weg?«
Knife stand vor der Entscheidung. »Er ist waffenlos«, murmelte er. »Er kann sich kaum bewegen. Wir werden ihn hier in diesem Verlies zurücklassen.«
»Gut.«
Suko hörte, wie die drei Männer aufstanden. Er lauschte sehr genau ihren Tritten und Schritten. Sie gingen zur Tür, die sie nur langsam schlossen.
Irgendetwas hatte Suko gehört, deshalb blieb er liegen, ohne sich zu bewegen. Obwohl es in ihm zuckte, öffnete er die Augen nicht. In dieser Ruhelage blieb er und nahm den Geruch einer anderen Person auf. Seine Sinne hatten sich nicht getäuscht. Zu dritt waren sie gekommen, doch nur zwei von ihnen hatten den Raum auch verlassen. Einer war zurückgeblieben, um sich davon zu überzeugen, ob Suko ihnen nicht doch etwas vorgespielt hatte.
Zeit verstrich. Auch Suko überkam die Nervosität. Er hörte das zischende Geräusch, mit dem der Letzte ausatmete, danach Knifes Stimme. »Egal, was du auch getan haben solltest, wir packen dich trotzdem.« Er drehte sich um und ging zur Tür.
Diesmal war Suko allein, und er öffnete die Augen, rollte sich herum, zog die Beine an und bekam jetzt mit, wie sein Blut wieder normal durch die Adern strömte.
Überall war der Druck zu spüren. An einigen Stellen kribbelte es, als würden Ameisen durch seine Adern huschen. Er brauchte jetzt Ruhe und hoffte stark, dass man sie ihm gewähren würde. Auch ein durchtrainierter Mann wie Suko hatte seine Grenzen. Hätte er noch länger in der verdammten Röhre gesteckt, wäre sie zu einer Todesfalle geworden. Drei Tage hätte er kaum ausgehalten.
Er hatte bisher gelegen, stemmte sich nun auf die Knie und stützte sich dabei mit den Händen ab.
Wenn er den Kopf nach links drehte, sah er die Öffnung.
Kaum vorstellbar, dass er einmal darin gesteckt und nur mit dem Kopf hervorgeschaut hatte.
Suko stellte sich hin. Die Beine gaben unter ihm nach. Soeben noch konnte er sich fangen, stützte sich an der Wand ab und hörte dahinter das Trappeln der kleinen Rattenbeine. Wenn sie jetzt erschienen, würde er sie entsprechend empfangen.
Keine Waffen, nur seine Hände und Füße, die er einsetzen konnte. Aber auch sie wurden zu Waffen, denn Suko war ein Meister darin, was fernöstliche Kampftechniken anging.
Es lag auf der Hand, dass die Mitglieder der Bande sein Versteck nicht unbewaffnet betreten würden. Da waren sie
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