0673 - Die Jagd
offen, sah die offene Tür und ärgerte sich noch mehr darüber, dass er in dieser verfluchten Röhre feststeckte.
Wie lange würde es dauern, bis der andere zurückkehrte? Und würde er Hilfe mitbringen?
Bestimmt erschien Knife. Den zu überzeugen war nicht so einfach, der würde es sicherlich mit seiner teuflischen Waffe versuchen. Suko brauchte nicht lange zu warten. Seine Kopfhaltung hatte er nicht verändert. Er konnte sehen, dass sie zu dritt das Verlies betraten. Knife ging an der Spitze, seine Helfer rahmten ihn ein.
Sofort schloss der Inspektor die Augen und machte sich auf eine Hölle gefasst.
Knife war angetörnt, er war sauer, wütend und steckte voller Hass. »Ich trete dir das Gesicht ein, du Hund, wenn du uns hier etwas vorspielen willst.«
Suko blieb ohne Reaktion, stellte sich aber innerlich auf einen Fußtritt ein.
Knife trat zu. Er hatte zuvor weit ausgeholt, als wollte er Sukos Gesicht zertrümmern. Der ahnte etwas, riss sich unwahrscheinlich zusammen - und spürte den Luftzug, der über seinen Kopf hinwegwirbelte, bevor die Sohle über seinen Kopf schrammte.
»Ich - ich habe es dir gesagt, Knife, der ist hin.«
»Nein, der markiert.«
»Oder bewusstlos«, sagte der Wasserbringer. »Das - das hält kein Schwein aus in der Röhre. Außerdem sind hier Ratten. Sie haben ihn schon angeknabbert.«
»Weiß ich selbst.«
»Und jetzt?«
Suko hörte das harte Lachen des Mannes. Wahrscheinlich hatte er sich wieder eine neue Teufelei ausgedacht. »Dem werde ich die Flausen gleich austreiben«, versprach er. »Warte nur ab!«
Was er damit meinte, hörte Suko Sekunden später, denn mit dem Klicken fuhren die vier Messer aus den Gelenken des Schlagrings in die Höhe. »So, Freunde, jetzt werde ich ihn damit streicheln, und plötzlich wird er wieder wach. Ihr könnt dabei zuschauen.«
Suko konnte nur darauf hoffen, dass ihm nicht der Schweiß ausbrach und sich auch kein Schauer auf seinem Gesicht zeigte. Damit hätte er sich verraten, und alles wäre vorbei gewesen.
Dass sich Knife bückte, sah er nicht. Er merkte nur, wie dessen heißer Atem über sein Gesicht strich und Sukos Wimpern anfingen zu flattern.
»Jetzt!«, versprach Knife.
Ein Europäer hätte es kaum geschafft, sich dermaßen unter Kontrolle zu halten. Aber Suko hatte eine andere Erziehung hinter sich. Er war in einem Kloster aufgewachsen. Dort hatte man ihm beigebracht, sich zu beherrschen und seine Gefühle zu unterdrücken. Das kam ihm jetzt zugute.
Der kalte Stahl strich an vier verschiedenen Stellen über sein Gesicht, als Knife ihn mit den Spitzen streichelte. Ein geringer Druck nur, und sie würden in die Haut eindringen.
Suko blieb starr wie ein Brett. Nur keine Reaktion, nicht den leisesten Verdacht erregen.
Keife lachte. Es machte ihm Spaß, die Messer über Sukos Gesicht zu ziehen, ohne ihn dabei zu verletzen. Er hatte sie zwar etwas gekantet und fast senkrecht gestellt, aber die Haut wurde nicht einmal geritzt.
Suko verfolgte den Weg der Spitzen. Sie näherten sich auch seinem Auge, als wollten sie dort hineinstechen. Das wäre am schlimmsten gewesen.
Dann fluchte Knife. Er zog das Messer zurück, und der Wasserbringer fragte: »Was machen wir jetzt?«
»Nichts.«
»Aber der stirbt, verdammt!«
»Na und?«
»Können wir uns nicht leisten. Was ist, wenn Sinclair anruft und ihn sprechen will? Das ist ein Bulle, und Bullen wollen immer Garantien haben.«
Der Wasserholer hatte Knife zum Nachdenken gebracht. Er brummelte etwas vor sich hin, hatte sich aber noch nicht zu einer Lösung entschlossen.
Die Sekunden verrannen. Sie kamen Suko vor wie Minuten. Wann entschied sich Knife?
»Sollen wir ihn rauszerren?«, fragte der dritte Kerl.
Knife zischte einen Fluch und schlug Suko mit der flachen Hand auf den Kopf. »Das ist alles ein verfluchter Mist! Das ist pervers bis ins letzte Glied. Ich…«
»Bitte, Knife.«
Der Messermann stöhnte. »Okay, okay, ich sehe es ein. Wir dürfen ihn nicht krepieren lassen, noch nicht. Wir werden ihn aus seiner Röhre herausholen.«
Die beste Nachricht seit Stunden, wie Suko fand. Er wusste nicht, wie lange er schon in der Röhre steckte, das Gefühl für Zeit war ihm einfach abhanden gekommen. Seiner Ansicht nach konnten es schon Tage sein. Das zählte alles nicht mehr. Wichtig war jetzt, dass er aus diesem verdammten Gefängnis rauskam und woanders hingeschafft wurde, wo er wieder zu Kräften kommen konnte.
»Ihr müsst mit anfassen.«
»Und wie?«
»Drehen. Wir müssen ihn
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