0677 - Das Erbe der Glovaaren
im Boden befestigt war. Die Lehnen waren ungewöhnlich geformt, und unbequem, wenigstens für ein humanoides Wesen. Für einen Glovaaren mochten sie der höchste Luxus bedeuten.
Aufmerksam studierte er die Kontrollen und versuchte, ihre Funktionen zu ergründen.
Gucky und Fellmer Lloyd verließen die Kommandozentrale durch einen zweiten Ausgang, der in einen breiten Korridor führte, ebenso geformt wie die anderen.
„Es kann nicht weit sein, Fellmer. Ich empfange ganz klar telepathische Botschaften, kann sie aber zu meinem Erstaunen nicht definieren. Es gibt doch keinen telepathischen Kode!"
„Natürlich nicht, Gucky. Aber wir wissen ja auch nicht, mit wem wir es zu tun haben. Es könnte anders denken als wir."
Gucky blieb stehen.
„Anders denken? Das ist eine Möglichkeit, die mir bisher noch nicht eingefallen ist. Sollte das möglich sein?"
„Alle unsere bisherigen Erfahrungen in der Telepathie sprechen dagegen, aber vergiß nicht, Gucky, daß wir uns in einem unbekannten Sektor des Universums aufhalten. Wir sind Naturphänomenen begegnet und ausgesetzt, die fremd und unerklärlich sind. Wir finden Tote, die denken können. Wir werden mit Dingen konfrontiert, die unser bisheriges Denken und Wissen glatt über den Haufen werfen. Warum also auch nicht Intelligenzen, die anders denken als wir und die wir somit auch nicht verstehen können?"
Gucky wirkte sehr nachdenklich, als sie weitergingen. Fellmer las die Verwirrung und Bestürzung in seinen Gedankenimpulsen. Ihm erging es ähnlich, und so konnte er ihn verstehen.
Das Denken an sich war ein universeller Begriff. Welche Sprache auch immer ein intelligentes Wesen sprach, telepathisch konnte man sie stets verstehen. Die Laute spielten keine Rolle, nur der Gedanke. Man konnte anders sprechen, aber man konnte niemals anders denken.
Gutes war gut, Böses war böse.
Ein unumstößliches Gesetz.
Wirklich...?
Sie waren weitergegangen und betraten einen Saal, nachdem sie sich vorher vergewissert hatten, daß kein Geräusch zu hören war. Die Quelle der ständig auf sie einströmenden Impulse mußte noch etwa fünfzig Meter vor ihnen sein.
Wie vom Blitz getroffen, blieben sie stehen.
An den drei Wänden standen niedrige Podeste, immer in zwei Etagen und nur von schmalen Gängen unterbrochen. Auf ihnen lagen mehrere Dutzend Glovaaren, in Reih und Glied aufgereiht, mit ihren farbigen Kombinationen angezogen- und tot.
Manche hatten die Augen geöffnet, und diese Augen starrten ins Nichts. Sie boten einen unheimlichen Anblick, der seine Wirkung auf die beiden Betrachter nicht verfehlte.
Ganz vorsichtig wagte Gucky wieder zu atmen, dann flüsterte er: „Sie sind tot, so tot wie der Kleine Kondor. Wenn sie wirklich Gedankenimpulse aussenden, dann werden sie von den anderen - den mechanischen - überlagert. Welche Katastrophe mag sich hier abgespielt haben?" Er machte eine kurze Pause. „Eigentlich habe ich es von Anfang an nicht so verstanden. Sie sind alle mumifiziert - wenigstens sehen sie so aus. Vielleicht ist das aber auch ihr natürlicher Zustand und wir schließen einfach von uns auf andere."
„Warum mögen sie gestorben sein...? Und in dieser Ruhe, in dieser Gelassenheit...! So als ob der Tod eine Erlösung für sie bedeutet hätte. Sie haben sich zum Sterben hingelegt - wie um Ruhe zu finden. Ruhe vor etwas anderem, das schrecklicher als der Tod gewesen sein muß.
Ein Schicksal vielleicht, das uns noch bevorsteht..."
Gucky gab sich einen Ruck.
„Rede keinen Unsinn, Fellmer! Das hier ist schon lange her, Jahrtausende vielleicht. Vergiß nicht, daß erst bei unserem Eindringen Luft in die Station geströmt ist. Die Leichen lagen unter Weltraumbedingungen hier. Das bedeutet, daß sie sich seit der Katastrophe nicht mehr verändert haben, solange sie auch zurückliegen mag."
Fellmer Lloyd murmelte: „Die Sternenbrücke zwischen den beiden Galaxien...! Weißt du, wie lange es dauert, bis eine solche Brücke entsteht? Weißt du, wie lange die Ewigkeit dauert?"
„Ziemlich lange", vermutete Gucky und stieß Fellmer auffordernd an. „Das hat Zeit bis später.
Hier können wir nicht mehr tun. Gehen wir weiter. Ich will endlich wissen, wer nun wirklich auf dieser Station noch denkt."
„Du meinst: außer uns?"
„Richtig. Komm!"
Sie verließen den Saal durch eine dreieckige Öffnung. Richtige Türen schien es nicht zu geben, denn es war kein Mechanismus zu erkennen, der einen Raum von dem anderen trennte.
Die Instrumente der Anzüge zeigten
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