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0677 - Das Haus der Hyänen

0677 - Das Haus der Hyänen

Titel: 0677 - Das Haus der Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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am Fenster stehen.
    Mir hatte sie den Rücken zugedreht. »Schließen Sie die Tür bitte. Ich habe Sie erwartet.«
    Ihr Englisch war glatt und gut. Ich konnte mich nur wundern, das heißt, ich tat es nicht, denn ich hatte dieser Person mehr zugetraut als normal.
    »Kommen Sie her.«
    Ich ging die wenigen Schritte und hatte Zeit genug, mich umzuschauen.
    Mit diesem Zimmer konnte ein Hotel kaum Ehre einlegen. Es war furchtbar traurig, das Bett sah aus, als hätte es hier schon fünfzig Jähre gestanden, und die nackte Leuchte unter der Decke konnte kaum Licht abgeben, weil zuviel Fliegendreck an ihr klebte.
    Neben ihr blieb ich stehen. So dicht, dass ich ihr Parfüm riechen konnte.
    Ihren Pelzmantel hatte sie über den einzigen Stuhl im Zimmer gehängt.
    Es war warm, deshalb hatten sich auch keine Eisblumen an den Scheiben bilden können. Das Fenster zeigte zur Straße hinaus, und die Frau starrte unverdrossen nach draußen. Ihr Profil war etwas flach. Erst jetzt fiel mir der sinnliche Mund auf.
    »Schauen Sie.«
    Ich stellte ihr zuvor eine Frage. »Sie haben mich wirklich erwartet?«
    »Ja.«
    »Kann ich den Grund erfahren?«
    Sie hob die Schultern. »Als Sie eintrafen, da wusste ich, dass Sie nicht als Urlauber nach Kwitsche gekommen sind. Sie heißen John Sinclair, nicht wahr?«
    »So ist es.«
    »Ich las es in Ihrer Anmeldung.«
    »Wie schön.« Meine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Und Sie sind…?«
    »Olga Schirnow.«
    Wenigstens bei der Nennung ihres Namens hatte sie nicht gelogen.
    »Sonst haben Sie nichts zu sagen?«
    »Nein, es muss Ihnen reichen.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Sehen Sie auch aus dem Fenster, John.«
    Endlich tat ich ihr den Gefallen. Eine fast leere Straße. Hin und wieder ein Auto, dass sich über die harte Schneedecke schob. Die Menschen hielten sich in den Häusern versteckt. Es war fast finster geworden, doch der Schnee gab dem Ort eine bleiche Helligkeit. Hinzu kam das Licht des fast vollen Mondes und das Funkeln der unzähligen Sterne. Eine typische Winterlandschaft, bei der sogar der aus den Schornsteinen steigende Rauch nicht fehlte. Einen Grund für das Interesse der Frau, auf die Straße zu schauen, konnte ich nicht entdecken.
    »Es tut mir leid, Olga, aber ich kann nichts sehen, was mir verdächtig erscheint. Wissen Sie eigentlich, was unten in der Hotelhalle vorgefallen ist?«
    »Ich sah die Tiere kommen.«
    »Mehr nicht?«
    Sie hob die Schultern. »Eigentlich müssten Sie doch wissen, dass es nur die Vorboten waren.«
    »Tatsächlich? Gibt es noch mehr Hyänen?«
    »Sicher. Sie sind sogar im Ort. Oder meinen Sie, dass ich nur zum Spaß aus dem Fenster schaue.«
    »Hätte ja sein können.«
    In ihrem Gesicht regte sich nichts, als sie den rechten Arm zeitlupenhaft langsam hob und nach draußen deutete. Dabei streckte sich ihr Finger.
    Der Nagel sah aus, als wäre er kurz zuvor in helles Blut getaucht worden.
    »Sie sind noch in der Stadt«, flüsterte sie. »Diese Hyänen befinden sich in den Verstecken. Hin und wieder verlassen sie ihre Höhlen. Dann wird es meistens schlimm.«
    »Sie kennen sich aus.«
    Tief holte sie Luft. »Sagen Sie nur nicht, dass ich Ihnen darin überlegen bin.«
    »Doch, das meine ich.«
    »Dann tun Sie mir leid, denn die Hyänen gehören zu ihm. Sie sind seine Vorboten.«
    Ich räusperte mich. »Kann ich wissen, von wem Sie sprechen? Was meinen Sie damit?«
    »Boris Barlow.«
    Das war die nächste Überraschung.
    Ein Name, mit dem ich nichts anfangen konnte. »Sorry, aber ich kenne keinen Boris Barlow. Wer ist diese Person? Was hat sie getan?«
    »Er ist eine Legende, er ist ein Tyrann, und man nennt ihn hier den blutigen Boris. Manche sagen auch Köpfer zu ihm. Wie er auch genannt wird, alles trifft auf ihn zu. Er ist ein Zerrbild des Schreckens, ein Adept des Satans.«
    »Alles gut und schön. Aber was hat er mit den Hyänen zu tun?«
    »Sie begleiten ihn. Die Tiere hält, er sich als Leibwächter. Andere haben Hunde, er hat Hyänen.«
    »Und sie gehorchen ihm auch?«
    Olga lachte mich mehr aus als an. »Und ob sie ihm gehorchen, denn er ist ihr Herr.«
    »Schön, das weiß ich also jetzt. Können Sie mir auch sagen, wo er lebt?«
    Sie nickte bedächtig. »Das kann ich schon, John. Er lebte zwischen den Zeiten und gleichzeitig in seinem alten Haus im Wald, das noch nicht vernichtet wurde.«
    »Ja«, sagte ich und wiederholte das Wort noch einmal. »Wunderbar, Olga, denn jetzt weiß ich alles und gar nichts.«
    »Der blutige Boris ist ein

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