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0677 - Das Haus der Hyänen

0677 - Das Haus der Hyänen

Titel: 0677 - Das Haus der Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Drehung - zum Glück war die Fahrbahn breit genug, dass er nicht in den zweiten Graben eintauchte und dort hängenblieb.
    Endlich hatte er Zeit, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Aber er vertraute auch weiterhin auf sein Glück und darauf, dass John Sinclair auf ihn wartete und ihm die Verspätung nicht übelnahm.
    Um den Sprit brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Der Tank war gefüllt worden.
    Bis Kwitsche musste er ungefähr noch sieben Kilometer zurücklegen.
    Keine besondere Entfernung, nur auf dem glatten Boden konnte er nicht so schnell fahren.
    Nach wie vor begleitete ihn der Wald. Erst kurz vor dem Ort würde er enden, hier aber stand er wie ein dichter Schutz, auf dem ein weißes Dach lag.
    Graublau fielen die Schatten der anbrechenden Dunkelheit über den Wald und die Straße. Sie waren wie lange Tücher, die alles verdecken und nichts wieder hergeben wollten.
    Unverdrossen rollte Wladimir weiter, bis er plötzlich etwas hörte, was ihm gar nicht gefiel.
    Es hing nicht mit dem Fahrzeug zusammen, sondern war in seinem Rücken entstanden.
    Ein ungewöhnliches Geräusch, vergleichbar mit einem leichten Rumoren oder einem Donner.
    Bestimmt kein Gewitter, dachte er mit Galgenhumor und senkte das Tempo.
    In den Spiegeln konnte er nicht viel erkennen. Der innere war beschlagen, der äußere zugefroren. Als er kurz den Kopf wandte, sah er ebenfalls nichts. Es war bereits dunkel.
    Das Geräusch irritierte ihn, denn es war keineswegs verschwunden; es hatte sich sogar noch verstärkt.
    Weiterfahren oder stehenbleiben?
    Er entschied sich dafür, zunächst einmal stehenzubleiben. Wenn er etwas erkennen konnte, war noch immer Zeit genug, sich anders zu entschließen.
    Wladimir machte den Fehler, nicht an den Rand der schmalen Straße zu fahren. Wer immer hinter ihm herkam, er würde ihn rechtzeitig genug sehen können.
    Kein Licht - nichts. Nur dieses verdammte Stampfen oder Grollen, das aus einer gewissen Tiefe herzukommen schien und ihn irritierte.
    Dann sah er die Wolke.
    Er hatte sich auf seinem Fahrersitz schräg gesetzt und den Kopf dabei gedreht.
    So konnte er sehen, wie sein Sichtfeld durch den hochgewirbelten Schnee eingeschränkt wurde.
    Sein Nacken spannte sich. Er spürte im Magen den Druck, der auch seine Augen erreichte, als wollten sie anfangen zu tränen. Im Mondlicht, das trotz allem noch auf den Weg schien, blinkte der hochgewirbelte Schnee hell auf. Die Eissplitter waren wie kleine Diamanten, die das Licht brachen.
    Angst schoss in ihm hoch.
    Sie drückte noch stärker, denn für ihn war es ein Ungeheuer, das sich da näherte.
    Weg! Du mußt weg!
    Noch lief der Motor, und Wladimir hoffte, dass die Reifen nicht rutschten.
    Er startete!
    Golenkow kam auch weg, nur freute er sich zu früh, denn nach zwei, drei Metern war es vorbei mit der Herrlichkeit. Den Eisbuckel hatte er nicht gesehen, und da halfen auch keine Spikes. Der Wagen rutschte, die Räder drehten durch, sie kamen nicht mehr weiter.
    Für einen Moment überflutete Panik den Russen. So etwas wie seinen Verfolger hatte er noch nicht gesehen und konnte sich auch keinen Reim darauf machen. Vielleicht war es genau das Falsche, er drückte trotzdem auf das Gaspedal.
    Diesmal packten die Reifen, während er hinter dem Fahrzeug ein lautes Heulen hörte. Der Wagen schoss vor, bekam jedoch einen Drall nach rechts, und der Russe musste ihn den anderen Kräften überlassen, die ihn auf den Straßengraben zuschoben.
    Da gab es keine Rettung mehr!
    Wladimir hörte sich selbst laut fluchen. Einen Moment später spürte er den Stoß.
    Er selbst wurde in die Höhe geschleudert, stieß mit dem Kopf gegen das Dach, biss die Zähne zusammen. Das Heck rutschte zur Seite, dann hing er fest.
    Und neben ihm erschienen die Hyänen, die den mächtigen Schlitten zogen, auf dem die Gestalt stand. Wegen des hochgewirbelten Schnees konnte er sie nicht genau erkennen, aber etwas wischte blitzschnell und schlangengleich aus der Schneewolke hervor und jagte dem Dach seines Fahrzeugs entgegen.
    Der KGB-Mann spürte den Schlag nicht körperlich, dennoch zuckte er zusammen, als über ihm die Plane riss. Etwas Heißes fuhr dicht an ihm vorbei, das zugleich noch glühte. Dann war der verdammte Spuk verschwunden.
    Golenkow starrte durch die Scheibe. Seine Augen und sein Mund standen offen. Er spürte nicht, dass er den Kopf schüttelte, und er hörte nur sein eigenes lautes Atmen.
    Wie einen bösen, großen Schatten sah er die Gestalt inmitten des Schneewirbels.

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