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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Männer, die den dritten zwischen sich trugen, vor sich her durch den Korridor davon und bis auf den Burghof hinaus.
    Nicole hatte sich wieder angezogen, als er zurückkehrte und sich wieder auf sein Lager fallen ließ.
    »Danke«, sagte sie leise. »Aber ich fürchte, das wird ein Nachspiel haben. Sie werden dich fertigmachen.«
    »Das werden wir sehen«, sagte er leise. »Der Typ, der mich letzte Nacht verprügelte und das jetzt sicher bitter bereut, war übrigens der Wortführer der Reiter, die wir im Dorf trafen. Ich habe ihn leider erst jetzt erkannt. Im Dorf klang seine Stimme etwas anders. Nicole, du solltest jetzt vielleicht besser gehen. Falls es noch einen Überraschungsbesuch in dieser Nacht gibt…«
    Es gab ihn.
    Männer in Waffen kamen. Im Auftrag des Herzogs, bei dem sich der Oberverprügelte noch mitten in der Nacht beschwert hatte.
    Sie holten Zamorra aus seiner kleinen Kammer und sperrten ihn in ein noch kleineres Rattenloch bis zum nächsten Nachmittag. Es stank, es war eng und stickig, aber er brauchte wenigstens nicht zu arbeiten.
    Danach zerrten sie ihn aus dem Loch, fetzten ihm die stinkende Kleidung vom Leib und tauchten ihn in einen Wassertrog. »Damit du die empfindliche Nase des Herzogs nicht mit deinem Gestank beleidigst«, brüllte ihn einer der Männer an. Zamorra wehrte sich nach Kräften, aber gegen die Überzahl kam er nicht an. Seit der Nacht wußten die anderen, wie er zu kämpfen verstand, und waren vorsichtig geworden. Sie brachen seinen Widerstand und schleuderten ihn nackt und naß dem Herzog vor die Füße.
    »Das ist also unser renitenter neuer Pferdeknecht«, sagte der Herzog, den Zamorra jetzt zum ersten Mal sah. Ein prunkvoll gekleideter Zweizentner-Mann, der sich in einem breiten lederbezogenen Sessel lümmelte. Er kam Zamorra vor wie ein Feudalherrscher aus dem Orient oder aus einer archaischen, an Fantasy-Filme erinnenden Welt, wie er da breitbeinig und zurückgelehnt saß, von zwei kaum bekleideten Dienerinnen verwöhnt, einen Weinkrug in der einen und eine Peitsche in der anderen Hand.
    Hinter ihm stand eine Frau mittleren Alters, schlicht aber edel gekleidet und mit teurem Schmuck behängt. Ungerührt betrachtete sie, wie die fast nackten Dienerinnen den Herzog verwöhnten.
    »Ein seltsamer Mann«, sagte der Herzog. »Er kommt her, weil er arbeiten will. Er schleicht nachts durch die Burg. Er prügelt sich mit meinen Soldaten. Er verstößt gegen Vorschriften. Was sollen wir mit ihm machen? Ihn auspeitschen lassen? Ihn davonjagen? Oder ihm die Kehle durchs chneiden und ihn irgendwo im Wald verscharren lassen? Wer wird schon nach ihm fragen, nach diesem Tunichtgut, den niemand je zuvor in dieser Gegend gesehen hat?«
    »Ihr wäret schlecht beraten, derlei zu tun, Herr«, sagte Zamorra. »Mit Verlaub, ich…«
    »Du schweigst, solange du nicht angesprochen wirst!« knurrte einer der Söldner hinter Zamorra und versetzte ihm einen Tritt in den Rücken, der ihn, ohnehin schon zum Knien auf den Boden gezwungen, niederstieß.
    »Dafür bezahlst du, Hundesohn«, zischte Zamorra.
    »Wirklich, ein seltsamer Mann«, wiederholte der Herzog. Er sah sich nach der Frau hinter ihm um. »Recht dreist, findest du nicht auch?«
    »Warum fragt Ihr mich, mein Gemahl? Das tut Ihr doch sonst nie«, erwiderte sie:
    »Irgend etwas an diesem seltsamen Mann gefällt mir«, sagte der Herzog. Er klatschte in die Hände. Eines der Mädchen sprang auf und holte von einem kleinen Tisch einen Weinbecher. Der Herzog deutete auf Zamorra.
    »Trink«, sagte er. »Erfrische dich.«
    Zamorra richtete sich auf. Er schüttelte den Kopf.
    »Meine Großmutter warnte mich: Iß und trinke nichts im Haus des Zwerges, so du nicht hundert Jahre verschlafen willst.«
    Der Herzog lachte. Dann wurde er ernst. »Für einen Zwerg hält dieser seltsame Mann mich?«
    »Zwerge sind Zauberer. Und in dieser Burg spukt dunkler Zauber«, sagte Zamorra.
    Der Herzog runzelte die Stirn. »Unsinn«, sagte er schroff. »Wer hat dir diesen Unsinn vorgelogen?«
    »Menschen, die genug darüber wissen«, sagte Zamorra.
    »Und denen glaubst du?«
    »Was ich glaube, spielt keine Rolle, Herr. Wichtig ist, was ich weiß.«
    »Und was weißt du?«
    »Ich weiß von der Puppenspielerin, die in diesen Mauern umgeht«, sagte Zamorra. »Und von dem Geheimnis ihrer Wandteppiche.«
    »Er redet im Wahn«, sagte die Frau hinter dem Herzog. »Laßt ihm den Kopf abschlagen, mein Gemahl, ja?«
    »Man sagte mir, daß er gestern schwere körperliche

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