0678 - Der Zauberschädel
bleiben. Der Druck presste mich zurück und gleichzeitig dem Boden entgegen. Eine breite Eisenplatte drückte gegen meinen rechten Arm, den ich nicht mehr gestreckt halten konnte, so sehr ich mich auch anstrengte.
Er brach ein!
Nicht mit einer Bewegung, sondern intervallweise knickte er zusammen.
Ich keuchte meine Not hinaus, und dieses Geräusch vermischte sich mit dem hämischen Lachen des Mannes, der mitbekam, wie sehr ich litt und dass es mir nicht mehr möglich war, die Hand so weit wie möglich von meinem Gesicht fernzuhalten.
Er konnte sich leicht ausrechnen, wann die drei Federmesser mein Gesicht mit ihrem tödlichen Streicheln »verwöhnen« würden. Eine halbe Minute, mehr gab ich mir selbst nicht, denn wieder ruckte mein Arm ein Stück in die Tiefe.
Ich hatte ihn etwas drehen können, so dass die gefährlichen Messer nun nach links wiesen. Es würde mir vielleicht eine sekundenlange Galgenfrist geben, mehr auch nicht.
»Du stirbst!« hörte ich Duvalier keuchen und zugleich schreien. »Du wirst sterben, Sinclair. Meine Messer werden dir den Hals zerteilen, damit sich die Vögel anschließend mit deinem Kadaver beschäftigen können. Auf diesem Felsen geschieht nur das, was ich will. Ich bin der Herr hier. Hast du verstanden?«
Natürlich hatte ich ihn verstanden. Eine Antwort bekam er von mir nicht.
Sie hätte mich Kraft gekostet, und meine Kraft brauchte ich wie der Teufel sein Höllenfeuer.
Duvalier hatte seinen Platz nicht verlassen. Nur die Arme hielt er hoch, um mir seine Handflächen zuzudrehen. Er genoss es, mich leiden zu sehen, wartete auf meinen Tod, den ich nicht einmal für die Dauer von einer Minute hinausschieben konnte.
Dann lag ich auf dem Rücken, den Arm angewinkelt und halb erhoben.
Die rechte Hand umklammerte noch immer den Griff. Meine Knöchel sprangen so hart vor, als wollten sie im nächsten Augenblick die Haut sprengen. Mein Atem fuhr der Waffe zischend entgegen, aus den Augen rannen die Tränen, und durch die verdammte Anstrengung traten die Adern scharf unter der Haut hervor.
»Nein, Sinclair, nein…!«
Er hatte recht, denn meine Arme sackten abermals ein Stück tiefer, und die Messer, als Fächer gestellt, näherten sich meinem Gesicht.
Was blieb mir?
Das war ein Moment, wo ich wieder alles auf eine Karte setzen musste.
Entweder oder.
Ich entschied mich für das entweder.
Damit überraschte ich Duvalier!
Ich ließ den verdammten Griff los, rollte mich gleichzeitig zur Seite und hatte mich dabei sehr schmal gemacht, um so rasch wie möglich die Gefahrenzone verlassen zu können.
Drei Messer rammten nach unten.
Und sie trafen den Boden!
Duvalier fluchte wie verrückt. Ich ließ ihn, denn ich griff nach meinem Kreuz…
***
Suko hatte »geredet« wie nie zuvor. Es war der reine Wahnsinn gewesen. Er hatte sich ausschließlich konzentriert und dabei gehofft, die richtigen Sätze zu wählen, um Buddhas Geist zu überzeugen. Dabei starrte er immer wieder in diesen hellen Schein, in dem sich keine Konturen abzeichneten. Es war die reine Energie, die jedoch denken, fühlen und handeln konnte.
Irgendwann war Suko dann verstummt. Zudem fühlte er sich einfach erschöpft. Er hatte alles gegeben und seine letzte Chance ausgespielt, jetzt kam es einzig und allein auf den Geist des Buddhas an, ob dieser ihm glaubte.
Noch geschah nichts.
Suko konnte die absolute Leere regelrecht spüren. Es war schlimm. Eine Verlassenheit, wie man sie in der normalen Welt kaum kannte. Er fühlte sich völlig verloren, er war eingetaucht in eine Welt, die er als furchtbar ansah.
Eine Vorstufe zum Tod.
Aus diesem absoluten Tief hervor hob ihn die Stimme des Buddha-Geistes. Sie war es, die ihm wieder Hoffnung gab, wenn er nur allein ihrem Klang lauschte und die Worte zunächst vergaß.
»Ich habe es gehört, und ich weiß auch, wer du bist. Ich weiß, dass man dir den Stab überlassen hat. Glaube nur nicht, dass ich deine Welt nicht beobachten würde. Aber du kennst die Regeln, die nicht gebrochen werden dürfen…«
»Ich habe sie nicht gebrochen!« schrie Suko verzweifelt. »Ich habe mich immer an sie gehalten, obwohl es mir manchmal schwergefallen ist. Es waren andere Menschen, die mir den Stab stahlen und somit auch die alten Regeln brachen. Ich möchte seine Kraft nur zurückbekommen, sie hat schon zahlreichen Menschen das Leben gerettet.«
»Das weiß ich alles.«
»Dann gib sie mir zurück!« flehte Suko. Er hatte das Gefühl zu weinen, was sicherlich nur Einbildung war, und
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