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0679 - Der Blutbrunnen

0679 - Der Blutbrunnen

Titel: 0679 - Der Blutbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ihr Blick zuckte, in die Augen kam so etwas wie Leben. Sie öffnete den Mund, dann schrie sie.
    Es war ein schriller Laut, der durch den ganzen Ort hallte. Die Frau vor mir begann am gesamten Leib zu zittern. In ihr blasses Gesicht schoß die Röte hinein, so bekam sie Farbe, doch auch die Angst war unübersehbar.
    Plötzlich rannte sie weg. Die taumelnde Drehung, das Stolpern, dann das Schlagen der Hände vor ihr Gesicht, weil sie den Anblick nicht ertragen konnte.
    Sie schwankte über die glatte Fläche. Der Schrei hatte sich verändert, er war zu einem dumpfen Wimmern geworden, und ich schaute gegen ihren Rücken, denn eine Verfolgung nahm ich nicht auf.
    Auf der Straße fiel die Frau hin. Ein Eisbuckel hatte ihren Lauf gestoppt. Sofort rappelte sie sich wieder auf und setzte den Weg fort.
    Sie drückte eine kleine Gartentür auf und fiel in einen Schneehaufen hinein. Dann war sie in einem Garten verschwunden.
    Suko und Veronique kamen auf mich zu. Mein Freund zeigte ein besorgtes Gesicht. »Was sagt dir das?«
    »Leroque hat es geschafft. Die Menschen stehen unter seinem Einfluß. Das Böse ist hier.«
    Veronique atmete schwer. »Ich habe es gewußt!« flüsterte sie. »Ich habe es gewußt.«
    Ich hob die Schultern. »Es bleibt trotzdem bei Ihrem Vorschlag. Wir werden zu Ihnen fahren.«
    »Der Wagen steht beim Schreiner.« Suko sagte es besorgt. »Es könnte zu einem Spießrutenlaufen für uns werden. Ich hoffe nicht, daß man Gewalt gegen uns einsetzt.«
    »Meinen Sie wirklich?«
    »Wahrscheinlich wissen sie jetzt Bescheid, wer wir sind. Wir gehörten nicht zu ihnen, das dürfen Sie nicht vergessen. Wir stehen auf der anderen Seite.«
    »Aber wir haben ihnen nichts getan.« Sie räusperte sich. »Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, daß sie mir etwas antun werden. Ich bin hier aufgewachsen.«
    »Das könnte nicht mehr zählen.«
    Ich schlug vor, einen Bogen zu schlagen, um die Schreinerei von der Rückseite her zu erreichen. Das hätte uns wiederum Zeit gekostet, außerdem hatte sich Veronique entschlossen, den Ort zu durchqueren. Sie wollte es einfach wissen.
    Ein Mann überquerte die Hauptstraße. Es wirkte grotesk, denn er spielte auf einer alten Gitarre. In einem unregelmäßigen Rhythmus zupfte er die Saiten und lauschte den Klängen nach, die in der klaren Luft weit zu hören waren. Als er die andere Straßenseite erreicht hatte, warf er die Gitarre in den Schnee.
    Wir gingen an ihm vorbei. Er schaute uns aus seinen wäßrigen Augen an. Der Mund verschwand innerhalb eines grauen Bartgestrüpps. Als wir ihn passiert hatten, sagte er nur ein Wort:
    »Leroque!«
    Ich drehte mich um.
    Er ging bereits weiter und verschwand durch eine schmale Haustür. Das eine Wort nur hatte wie eine Initialzündung gewirkt. Nicht allein von uns war es verstanden worden, auch andere Menschen hatten das Wort verstanden, und sie gaben es weiter.
    Eine zweite Person sprach den Namen aus, diesmal etwas lauter.
    Eine dritte Stimme kam hinzu, dann eine vierte, fünfte und so weiter. Innerhalb kürzester Zeit war es ein Ruf, der durch den Ort hallte und auch über den Dächern der Häuser schwebte.
    Sie sangen und sprachen es in einem bestimmten Rhythmus. So hörten wir immer nur das eine.
    »Le… roque – Leroque – Leroque …«
    Es war für Außenstehende nur schwer zu ertragen. Suko und mich ließ es verhältnismäßig kalt, im Gegensatz zu unserer Begleiterin, die nicht mehr hinhören konnte, sehr bald den Kopf schüttelte und sich die Ohren zuhielt. Ihr Gesicht verzerrte sich dabei. Gegen die dumpfen Rufe schrie sie an und erklärte uns, daß sie das Wort einfach nicht mehr hören könne. »Es macht mich wahnsinnig!«
    »Kommen Sie, Veronique. Sie dürfen jetzt nicht durchdrehen. Sie müssen die Nerven behalten. Wir haben es gleich geschafft. Es sind nur mehr ein paar Schritte.«
    Ich hatte sie untergefaßt und schleifte sie praktisch mit. Suko war bereits vorgelaufen. Wir aber passierten noch die Menschen vor den Häusern, deren Münder immer wieder dieses eine verdammte Wort riefen.
    Dabei sahen sie aus wie Marionetten, denen es gestattet war, nur ausschließlich dieses eine Wort zu rufen. In den Gesichtern zeichneten sich dabei keine Gefühle ab. Sie blieben so ausdruckslos, aber die Lippen bewegten sich weiter.
    Keiner griff uns an. Doch jeder schaute sehr genau hin, wenn wir an ihm vorbeischritten.
    Und immer diese verdammten Rufe. Sie wollten es provozieren, sie wollten, daß der Teufelsbote erschien. Von ihnen,

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