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0679 - Der Schrecken von Botany Bay

0679 - Der Schrecken von Botany Bay

Titel: 0679 - Der Schrecken von Botany Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Na los«, rief er, »spring auf!«
    Er wiederholte die Geste ein paar Mal, aber der Mann blieb einfach nur stehen. Sein Misstrauen schien sich nicht gegen Zamorra, sondern gegen das Pferd zu richten. Er war wohl eher daran gewöhnt, von Pferden gejagt zu werden, als selbst darauf zu sitzen.
    »Komm schon«, drängte Zamorra, aber der Schwarze zögerte immer noch. Er warf einen nervösen Blick auf die Verfolger, die dichter herankamen. Für eine Flucht zu Fuß war es längst zu spät.
    Mit einem Knall schlug eine Musketenkugel dicht neben dem Schwarzen in den Boden. Die Wirkung war die eines Startschusses. Der Mann ergriff Zamorras ausgestreckte Hand und zog sich hoch. Das Pferd scheute kurz unter dem ungewohnten Gewicht, beruhigte sich aber fast sofort wieder.
    »Halt dich fest!«, rief Zamorra, als das Pferd los galoppierte. Es war dem Dämonenjäger nicht entgangen, dass der Schwarze immer noch das Huhn festhielt. Bei einem so scharfen Ritt würde er allerdings große Schwierigkeiten bekommen, sich mit nur einer Hand auf dem Pferd zu halten. Das schien der Schwarze ebenfalls zu merken, denn Zamorra hörte ein kurzes Gackern, einen Flügelschlag, und dann krampften sich beide Hände seines Hintermanns auch schon um seine Schultern. Erst jetzt bemerkte der Parapsychologe die starke Ausdünstung, die von ihm ausging. Der Schwarze roch wie eine ganze Fischfabrik.
    Stinkt denn alles in diesem Land?, fragte sich Zamorra, froh darüber, dass der Wind von vorne kam.
    Er warf einen Blick auf die Soldaten, die bedrohlich nah gekommen waren. Ihre Pferde hatten nicht das Handicap, zwei Menschen auf ihrem Rücken tragen zu müssen. Einer der Uniformierten zügelte sein Pferd, um seine Muskete nachzuladen, während die anderen weiter vorwärts preschten.
    Zamorra wusste, dass er sich etwas einfallen lassen musste. Er dachte an den Dhyarra-Kristall in seiner Tasche, verwarf die Idee aber direkt wieder. Um diese Waffe einzusetzen, benötigte man Zeit und Konzentration. Beides hatte er nicht.
    In einiger Entfernung ging das offene Grasland in einen dichten Wald über. Wenn sie den erreichten und zu Fuß weiterflohen, hatten sie vielleicht noch eine Chance.
    Zamorra gab dem Pferd nochmals die Sporen, versuchte, das letzte aus dem Tier herauszuholen.
    Dann knallte es.
    Das Pferd wieherte schrill und taumelte. Seine Vorderhand knickte ein. Zamorra wurde über den Kopf des Pferdes hinweg katapultiert, hörte, wie sein Hintermann aufschrie und sah den Boden rasend schnell auf sich zukommen. Instinktiv rollte er sich zusammen.
    Das hohe Gras dämpfte seinen Aufprall. Er überschlug sich und blieb einen Moment atemlos liegen. Einige Meter entfernt gratulierten sich die Soldaten gegenseitig zu dem gelungenen Schuss. Ebenso wie Zamorra wussten sie, dass die Jagd vorbei war.
    Der Parapsychologe stand resigniert auf und sah, dass auch der Schwarze langsam wieder auf die Beine kam. Er hinkte ein wenig, schien aber nicht ernsthaft verletzt zu sein. Aus einem Grund, den der Dämonenjäger nicht verstand, grinste er.
    Zamorra zuckte zusammen, als ein weiterer Schuss fiel. Einer der Soldaten hatte das schwer verletzte Pferd von seinen Leiden befreit. Jetzt wendete er sein Pferd und trabte langsam auf seine beiden Gefangenen zu. Die anderen Uniformierten schlossen sich ihm an.
    »Wegen dir haben wir ein gutes Pferd verloren«, sagte der erste drohend und spuckte ein Stück Kautabak aus. Er sprach nur Zamorra an, ignorierte den Schwarzen völlig. »Das wird dem Sergeant nicht gefallen. Und was dem Sergeant nicht gefällt, gefällt uns auch nicht. Verstehst du, was ich meine?«
    Ehrlich gesagt, nein, dachte Zamorra irritiert. Er hatte den Eindruck, dass die anderen Soldaten auch nicht wussten, was sie mit der Äußerung anfangen sollten, denn sie sahen sich nur schulterzuckend an.
    Einer von ihnen, ein junger Mann, der vielleicht knapp achtzehn war, räusperte sich. »Dan, hatten wir nicht abgemacht, dass du nicht mehr mit Gefangenen reden sollst?«
    Der so Angesprochene senkte den Kopf. »Das war doch eine gute Drohung, Henry. Jeder hat Angst vor dem Sergeant.«
    »Jeder, der ihn kennt«, mischte sich der dritte Soldat ein. »Und jetzt halt den Mund und fessele den Gefangenen, damit wir endlich zurück ins Camp können. Dieser Busch macht mich nervös.«
    Dan stieg gehorsam vom Pferd und nahm einen Strick aus der Satteltasche. Zamorra spannte sich an. Zwei Schüsse waren abgefeuert worden. Das hieß, dass zwei

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