068 - Das Schädelgrab
ihm schaden, ohne selbst etwas gegen ihn unternehmen zu müssen.
Als ich geendet hatte, war es eine Weile still.
Nur diese merkwürdige, andersartige Musik war zu hören. Wieder maß sie mich mit ihren dunklen Augen, und ihre Zunge glitt langsam über ihre vollen Lippen.
»Du bist ein großer, mutiger Mann, Tony Ballard. Vielleicht hat dir Cosmar erzählt, daß ich für solche Männer eine Schwäche habe.«
»Ich weiß davon«, sagte ich.
»Ganz besonders interessiert mich ein Mann von der Erde, von einer anderen Welt… Coor und die Erde waren zwar einmal ein Planet, aber das ist lange her. Unsere Welten haben sich sehr auseinanderentwickelt, nicht wahr?«
»Ja, das ist richtig«, bestätigte ich.
»Freies Geleit«, sagte Grudia nachdenklich.
»Um mehr bitte ich dich nicht.«
»Und was bekomme ich dafür? Ihr habt viele von meinen Soldaten getötet.«
»Wir waren gezwungen, uns zu verteidigen«, sagte ich.
»Seltsam, sehr seltsam hört sich das an, Tony Ballard. Ihr fallt in mein Land ein und sprecht dann von Verteidigung.«
»Es wäre keiner deiner Soldaten gestorben, wenn sie uns nicht angegriffen hätten.«
»Haben wir nicht das Recht, unser Land zu verteidigen? Meine Krieger lechzen nach Vergeltung. Ein Wort von mir genügt, und die Angriffe rollen unaufhörlich weiter.«
»Ich bitte dich, keinen solchen Befehl zu geben, Grudia.«
»Ich höre nichts von einer Gegenleistung, Tony Ballard«, sagte die Königin der Teufelszwerge. »Freies Geleit für deine Freunde müßte dir doch etwas wert sein.«
»Was verlangst du?« fragte ich, obwohl ich es bereits wußte.
»Deine Freunde…« Grudia sah mich an, als hätte ich keinen Faden am Leib. Ihr Blick war mir unangenehm. Er durchdrang meine Kleidung. »Deine Freunde dürfen das Land der hohlen Hügel durchqueren, und du bleibst bei mir. Das verlange ich.«
Ich schluckte. Mit dieser Forderung konnte ich nicht einverstanden sein. Ich wollte nicht hierbleiben, sondern mit meinen Freunden zu Sastra weiterreiten.
Aber diese Variante war nicht angeboten.
Entweder Tod für meine Freunde - oder Leben. Aber in beiden Fällen ohne mich, denn ich war Grudias Gefangener.
Selbst wenn ich auf Grudias Forderung eingegangen wäre, hätte ich nicht sicher sein können, daß sie nicht mit gezinkten Karten spielte. Grudias Forderung war außerdem gleichzusetzen mit meinem Todesurteil.
Lehnte ich ab, würde man mich ebenfalls töten.
Ich konnte es drehen und wenden, wie ich wollte, ich war ein toter Mann!
***
Mr. Silver setzte seine dämonischen Kräfte ein. Trotzdem verging viel Zeit, und manchmal reichten nicht einmal diese Kräfte, um den Schacht zu räumen.
Cosmar rackerte sich ab.
Er sprach nicht darüber, aber er befürchtete für Tony Ballard das Schlimmste. Der Freund war den Teufelszwergen in die Hände gefallen, darüber bestand für Cosmar kein Zweifel, und was diese gehörnten Kerle mit gefangenen Feinden machten, war ihm hinlänglich bekannt.
»Du solltest etwas optimistischer denken«, sagte Mr. Silver.
Cosmar schaute ihn überrascht an. »Wieso weißt du…?«
»Ich habe mich in deine Gedanken eingeschaltet, und ich muß dir sagen, daß es mir nicht gefällt, daß du Tony Ballard bereits abschreibst.«
»Du kennst die Teufelszwerge nicht«, sagte Cosmar.
»Ich rotte diese ganze üble Bande aus, wenn sie meinem Freund auch nur ein einziges Haar krümmen«, knurrte Mr. Silver aggressiv.
»Du weißt nicht, wie viele Teufelszwerge es gibt.«
»Na schön, dann habe ich hier eben eine Weile zu tun, aber wenn ich von hier weggehe, gibt es keinen einzigen verdammten Zwerg mehr.«
»Und Roxane?«
Der Ex-Dämon schwieg.
Das war natürlich ein echtes Problem.
***
Ich lehnte ab, ganz klar. Es gab keine andere Lösung für mich. Wut sprühte mir aus Grudias Augen entgegen. Ich hatte sie beleidigt, und das würde sie mich bestimmt büßen lassen.
Sie dehnte ihren Körper, brachte ihre Kurven zur Geltung und fragte: »Gefalle ich dir nicht?«
»Du bist eine sehr schöne Frau, Grudia«, sagte ich. Nur deine Hörner gefallen mir nicht, dachte ich.
»Was stört dich an mir? Daß ich nicht größer bin? Das würdest du sehr schnell vergessen.«
Ich hätte ihr von Vicky Bonney erzählen können, und daß ich die Absicht hätte, meiner Freundin treu zu bleiben, aber wozu? Sie hätte das nicht verstanden, nicht akzeptiert. Sie war nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, und was sie wollte, schien sie bisher auch immer bekommen zu haben.
»Mich stört
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