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0682 - Das Geisterkind

0682 - Das Geisterkind

Titel: 0682 - Das Geisterkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausgestreckter Zeigefinger wie eine Lanze auf mich zu. »Ich kündige, Mr. Sinclair! Ich kündige. Sie - Sie können von mir nicht verlangen, dass ich in einer Wohnung arbeite, in der es spukt.«
    »Ruhig, Mrs. Dryer. Bitte, beruhigen Sie sich! Und dann erzählen Sie der Reihe nach.«
    »Ich - ich kann mich nicht beruhigen. In Ihrer komischen Wohnung ist ein Geist.«
    Sie sagte es mit einem tiefen Ernst in der Stimme. Der Hausmeister hinter ihr nickte dazu, als hätte er den Geist ebenfalls gesehen.
    »Wie sah er denn aus?«
    »Ja, wie ein Geist.«
    »Bitte, Mrs. Dryer, genauer. Sie können ihn nicht beschreiben? Ich meine, er muss doch einen Umfang gehabt haben, auch wenn es sich bei ihm um einen Geist gehandelt hat.«
    »Nein, nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Er - er war klein und durchsichtig, wie die Gespenster im Fernsehen.«
    »Sie haben nicht zufällig auf die Mattscheibe geschaut und sich einen Film angesehen?«
    Meine Frage entrüstete sie. »Was erlauben Sie sich, Mr. Sinclair? Ich arbeite, dafür werde ich bezahlt. Ich werde mich hüten, auch nur daran zu denken, die Flimmerkiste einzuschalten. Das ist ja etwas ganz Neues, wirklich.«
    »Es war auch nur eine Frage.«
    »Bah…«
    Manche Leute sind eben schnell beleidigt, dachte ich und lief auf den Lift zu.
    Er stand unten. Wenig später stieg ich wieder aus und befand mich in der zehnten Etage, wo unsere Apartments liegen.
    Es hatte sich nichts verändert. Völlig normal lag der Flur vor mir. Keine verdächtigen Leute, keine unheimlichen Geräusche. Ich nahm das Kreuz ab und steckte es in die Tasche. Bevor ich die Wohnungstür öffnete, schaute ich mir das Schloss an.
    Es war nicht verkratzt, was ich auch als normal ansah. Wenn ein Geist irgendwo hineinwollte, dann konnte er durch Wände gehen und brauchte keine Türen zu öffnen.
    Aber ich.
    Sehr behutsam drehte ich den Schlüssel, und noch behutsamer schob ich die Tür nach innen.
    Nur keine unnötigen Geräusche verursachen, die jemanden hätten warnen können.
    Geister bewegen sich im Normalfall lautlos, was mir leider nicht möglich war. Ich schlich auf Zehenspitzen durch die schmale Diele und auf den Wohnraum zu.
    Dessen Tür stand halb offen. Mir gelang ein Blick in den Raum, wo der Staubsauger auf dem Boden lag und davon zeugte, dass Mrs. Dryer mit der Arbeit noch nicht fertig gewesen war.
    Ich drückte die Tür auf, sie schwang lautlos nach innen. In einer Hand hielt ich die Beretta und schaute in ein leeres Zimmer.
    Keine Spur von einem Geist.
    Tief atmete ich durch. Die erste Spannung flaute ab, aber überzeugt davon, dass sich Mrs. Dryer geirrt hatte, war ich nicht, obwohl ich mir keinen Grund für das Auftauchen eines Geistes vorstellen konnte. Eher hatte ich mit Rami und Ray gerechnet.
    Nach dem leeren Wohnraum warf ich einen Blick in die Küche. Sie war bereits geputzt worden und blitzte vor Sauberkeit.
    Ich nahm mir das nächste Zimmer vor und bewegte mich in meiner Wohnung beinahe wie ein Fremder, denn ich ging mit sehr vorsichtig gesetzten Schritten voran.
    Das Schlafzimmer war als Nächstes an der Reihe. Dessen Tür drückte ich ebenfalls vorsichtig auf.
    Sie befand sich noch in der Bewegung, als mein Blick auf das Bett fiel.
    An der Seite stand der Geist!
    Klein, durchscheinend, nicht größer als ein Kind, und er drehte mir den Rücken zu. Dennoch konnte ich erkennen, dass er eine brennende Kerze in der Hand hielt, als wäre die Flamme so etwas wie ein Lebenslicht für das Wesen.
    Auch das nahm ich hin.
    Etwas anderes traf mich wie ein Hammerschlag.
    Auf meinem Bett stand ein goldener Kelch, aus dem eine rote Kugel hervorschaute.
    Der Dunkle Gral!
    ***
    Für einen Augenblick verdüsterte sich das Zimmer. Aber nicht weil ein Unsichtbarer die Rollos heruntergelassen hatte, sondern weil mir schwarz vor Augen wurde.
    Ich konnte es nicht fassen, dass der Dunkle Gral aus dem Schrank so einfach hervorgeholt worden war. Und dann noch von diesem Wesen, das nicht größer war als ein Kind.
    Was sollte ich tun? Hatte mich diese ungewöhnliche Erscheinung überhaupt bemerkt?
    Es wies nichts darauf hin. Das Wesen stand da, ohne sich zu rühren. Nur der durchscheinende Körper selbst zitterte in seinem Innern, als würden zahlreiche kleine Partikel funkeln.
    Ich konnte mir auch nicht vorstellen, ich welch einer Verbindung dieses Wesen mit dem Dunklen Gral stand. Sicher, es gab zahlreiche Kräfte, die den Gral gern in ihre Fänge bekommen hätten, aber sie sahen anders aus als dieser

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