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0682 - Das Geisterkind

0682 - Das Geisterkind

Titel: 0682 - Das Geisterkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Geist.
    Manchmal kann man Geister spüren.
    Das jedenfalls war mir des Öfteren so ergangen. Da existierte dann ein kalter Hauch, der von einer derartigen Gestalt wegfließt und über die Haut eines normalen Menschen streicht, als wollte er sie in seinen Besitz nehmen.
    Hier merkte ich nichts, obgleich ich nur wenige Schritte von dem Ziel entfernt stand.
    Es gab keine andere Möglichkeit. Wenn ich das Rätsel lösen wollte, musste ich näher heran und die Erscheinung direkt attackieren. Noch immer ging ich lautlos, drehte mich dann zur Seite, um am Fußende des Bettes stehen zu bleiben.
    Aus einem schrägen Winkel schaute ich in das Gesicht des Wesens. Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich den Geist eines Kindes vor mir sah. Altersmäßig ließ es sich bei diesem Zustand nicht einschätzen. Wenn ich von der Größe ausging, konnte es vielleicht sein zehntes Lebensjahr erreicht haben.
    Der Geist eines Kindes, eine brennende Kerze und der Dunkle Gral. Drei Dinge, die einfach einen Bezug zueinander haben mussten, den ich allerdings noch nicht hatte herausfinden können.
    Hatte es überhaupt Sinn, einen Geist anzusprechen? Reagierte er auf akustische Signale?
    Ich unternahm einen Versuch und stellte die Fragen im Flüsterton. »Wer bist du? Wo kommst du her?«
    Der durchscheinende Körper zeigte keine Reaktion. Auch nicht, als ich meine Frage wiederholte.
    Das Wesen schien mich nicht wahrgenommen zu haben.
    »Hast du einen Namen?«
    Etwas erreichte mich wie ein leichtes Wehen. Eine gehauchte Antwort, mehr nicht.
    »Millie…«
    Damit konnte ich nichts anfangen. Ich wusste nicht einmal, ob ich den Namen richtig verstanden hatte, in diesem Fall spielte auch eine gewisse Einbildung eine Rolle.
    Ich machte weiter. Es musste einen Weg geben, um an das Wesen heranzukommen. Deshalb holte ich mein Kreuz aus der Tasche und ließ es offen auf der Handfläche liegen.
    Im Zimmer war es hell. Sonnenlicht fand seinen Weg durch das Fenster, streifte auch das Silbermetall und gab ihm einen besonderen Glanz, wovon der Geist allerdings nicht überrascht wurde.
    Er nahm mich auch weiterhin nicht zur Kenntnis. Ich konnte nicht sagen, wie viel Zeit nach meinem Eintritt in das Zimmer verstrichen war, jedenfalls ließ sich dieses Wesen von mir nicht mehr stören.
    Als es seine Arme ausstreckte, schwebte es vor. Die Kerze blieb bei ihm, und der Geist schwebte über das Bett.
    Das Ziel war der Gral.
    Mir wurde dies genau dann bewusst, als die Gestalt zugriff. Sie wollte den Gral zu sich holen. Ich war plötzlich sicher, dass sie es auch geschafft hätte, aber dem setzte ich einen magischen Riegel vor.
    Ich warf das Kreuz.
    Und es prallte haargenau auf die Kugel!
    ***
    Können Geister schreien?
    Im Prinzip nicht, denn sie waren reine Energie, und Energie kann sich akustisch nicht bemerkbar machen, nicht in diesem Fall. Dennoch kam es mir so vor, denn durch die gesamte Gestalt der Erscheinung schlugen plötzlich Blitze.
    Der Geist streckte sich in die Länge, die Arme vorgestreckt, das Licht der Kerze flackerte, und mit zuckenden Bewegungen jagte der Geist der Decke entgegen, wo die Flamme noch für einen winzigen Moment flackerte und dann verlosch.
    Mit ihr verschwand auch der Geist!
    Zurück blieb ich, schaute auf den kostbaren Gral und auch auf mein Kreuz, das neben ihm auf dem Bett lag. Ich konnte es nicht in die Reihe bekommen, wie es dem Wesen überhaupt möglich gewesen war, den Gral zu berühren.
    Wer hatte ihm eine Information zukommen lassen? Wer wusste überhaupt Bescheid, dass ich den Dunklen Gral besaß, abgesehen von meinen Freunden, die mit mir Seite an Seite kämpften?
    In diesem Fall konnte es sich eigentlich nur um zwei Personen handeln, Rami und Ray, diese beiden ungewöhnlichen Männer, die versucht hatten, Kunst und Magie zu mischen und die den Weg finden wollten, die alten Druiden wieder an die Macht zu bringen.
    Der Dunkle Gral war unter anderem ein Weg dorthin, nach Aibon hinein. Es gab da einige Zusammenhänge, die im frühen Mittelalter begannen, den Weg über die Kreuzritter fanden und sich sternförmig bis in die Gegenwart ausgebreitet hatten.
    So genau war ich darüber nicht informiert. Ich hoffte, in der Zukunft noch mehr zu erfahren.
    Der Geist war verschwunden. Eine Verbindung zwischen ihm und den beiden Künstlern hatte ich beim besten Willen nicht herstellen können. Ich kannte nicht einmal Namen und Herkunft der Erscheinung. Sie war einfach da gewesen, mehr nicht.
    Ich trug das Gefäß mit der Kugel

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