0682 - Das Geisterkind
ist meine Tochter Millie tot und lebt trotzdem irgendwie weiter.«
»Ihr Geist, Mrs. Foreman.«
»Damit kann ich nichts anfangen.«
Suko nickte. »Das kann ich mir vorstellen.« Er überlegte, welchen Grund Rami und Ray noch gehabt haben könnten, den Astralleib des Mädchens in diese Welt zu holen. Das Ende des Berichts war ihm einfach zu abrupt erfolgt. Er vermutete, dass Kate noch etwas vergessen hatte, und kam noch einmal darauf zu sprechen.
»Hören Sie, Mrs. Foreman, Sie sprachen vorhin von einem Fehler, der gemacht worden ist.«
»Ja, das sagten sie beide.« Sie sah verzweifelt aus, als sie die Schultern hob. »Ich konnte ihnen nicht folgen, denn sie erwähnten einen Geist, der meiner Tochter aus dem anderen Reich folgte. Er ist praktisch auf ihrer Spur geblieben.«
»Was war das für ein Geist?«
»Das weiß ich nicht, Inspektor. Selbst Rami und Ray kamen damit nicht zurecht.«
»Ist ein Verdacht ausgesprochen worden?«
»Nein, sie wussten nichts. Aber ich merkte, dass sie plötzlich Angst bekamen. Dieser zweite Geist muss schlimm gewesen sein. Sie haben auch meine Wohnung verlassen, und ich weiß nicht, wann sie wieder zurückkommen wollen.«
Suko runzelte die Stirn. »Dass der Astralleib geholt worden ist, hat ebenfalls einen Grund gehabt.«
Kate Foreman senkte den Kopf, als würde sie sich schämen. »Da haben Sie Recht, Inspektor. Ich gebe auch zu, dass ich Sie angelogen habe, was Sie persönlich angeht.«
»Und wie haben Sie mich angelogen?«
»Ich kannte Sie vom Hörensagen. Rami und Ray haben Sie erwähnt. Sie und Ihren Freund, dessen Namen ich vergessen habe.«
»John Sinclair.«
»Ja, stimmt, und dessen Vater.«
»Er war in Schottland mit dabei.«
»Um sie beide ging es ihnen. Sie brauchten einen Boten, der für sie die Kastanien aus dem Feuer holte. Das sollte meine Tochter übernehmen. Vielleicht ihr Astralleib, den beide auf den Weg geschickt haben. Er sollte Ihrem Freund John Sinclair einen Besuch abstatten. Über die Gründe kann ich nicht viel sagen…«
»Das Wenige würde schon reichen, Mrs. Foreman.«
»Es ging da um einen Begriff. Sie - sie sprachen von einem Dunklen Gral, glaube ich.«
»Was?« Suko war nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Nach diesem Geständnis aber hatte er eine Gänsehaut bekommen. »Haben Sie wirklich vom Dunklen Gral gesprochen?«
»Ja, Sir.«
Der Inspektor verkniff sich eine Erwiderung. Er war einfach baff. Dass dieses Motiv die beiden Männer leiten würde, hätte er nie und nimmer für möglich gehalten. Das war ein verdammt scharfes Ding, und er konnte es auch jetzt nicht fassen. Andererseits war der Gral nicht unbekannt, denn sein Besitz bedeutete gleichzeitig eine gewisse Macht über magische Energiequellen und Wege zu besitzen, die selbst großen Dämonen versagt blieben. Der Dunkle Gral gehörte dem Sohn des Lichts, er gehörte also John Sinclair, der ihn immer nur sehr behutsam einsetzte, weil er ihn nicht unnötig in Gefahr bringen wollte.
»Jetzt wissen Sie alles.«
Suko nickte. »Ja, jetzt weiß ich Bescheid. Und ich will ehrlich sein. Glücklicher fühle ich mich deshalb nicht.«
»Beruhigter denn?«
»Nein, auch nicht sehr. John Sinclair gehört der Gral. Er darf keinem anderen in die Hände fallen. Wenn ich Sie recht verstanden habe, ist der Geist Ihrer Tochter unterwegs, um den Gral zu holen.«
»Ja.«
»Weiß er, wo er sich befindet?«
»Ich denke schon.«
Suko drehte sich um. »Das Telefon steht im Wohnraum?«
»Natürlich.«
Er eilte hinaus. Den Weg kannte er. Die nächste Tür an der linken Seite war es.
Suko riss sie auf - und blieb wie angewurzelt stehen.
Mitten im Wohnraum stand eine Furcht erregende, schreckliche Gestalt!
***
Mir war nicht klar, ob meine Zugehfrau nun gesponnen hatte oder nicht. Die Chancen standen fünfzigfünfzig. Ich wollte mir später auch keine Vorwürfe machen, aus diesem Grunde fuhr ich so schnell wie möglich und hatte auch die Sirene auf das Dach geheftet.
Nicht alle Autofahrer huschten schnell zur Seite, die meisten aber machten Platz.
Das Hochhaus, in dem ich wohnte, erreichte ich in Rekordzeit und fuhr nicht erst in die Tiefgarage, sondern ließ den Rover vor dem Eingang ausrollen.
Der Hausmeister hasste das. Normalerweise hätte er Zeder und Mordio geschrieen, in diesem Fall allerdings fand ich ihn vor seiner Loge, wo er mit meiner Zugehfrau zusammenstand, die aussah, als wäre ihr Gesicht mit weißer Farbe gestrichen worden.
Als sie mich sah, schnellte ihr
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