0684 - Wald der toten Geister
irgendwo im dichten Unterholz verborgen hielten.
Deshalb war er so auf der Hut, doch zunächst geschah nichts. Man ließ ihn in Ruhe.
Jedenfalls wusste Suko jetzt, dass dieser Wald nicht normal war. In ihm verbargen sich Mächte und Kräfte, die mit dem Verstand kaum zu erfassen waren.
Und das mitten in London, direkt angrenzend an ein Wohngebiet, aufgeforstet auf einer ehemaligen Müllkippe. Hier war ein Samen gelegt worden, hier hatte sich etwas entwickeln können, hier war etwas aus einem Kokon gekrochen, um das Waldgebiet zu umspinnen.
Ein Mensch mit Flügeln…
Nicht dass Suko zu überrascht gewesen wäre, er kannte derartige Mutationen von anderen Fällen her. Er hätte nicht nur vermutet, gerade hier auf solche Wesen zu treffen.
Er schaute wieder zur Baumkrone hinauf.
Da hockte der andere noch immer. Wie ein großer Teufel sah er aus, ein kompakter Schatten, der aus sicherer Deckung beobachten konnte. Suko wollte nicht nur in diesem Teil des Waldes bleiben, für ihn war es wichtig, alles zu sehen.
Und deshalb ging er weiter. Der Wald lebte.
Zum ersten Mal merkte er dies. Die Ruhe, durch die er geschritten war, gab es nicht mehr. Er hörte plötzlich Geräusche, ein gewisses Flüstern und Schaben und Rascheln, als wäre er von zahlreichen nicht sichtbaren Tieren umgeben.
Der zweite Angriff erfolgte aus einer dunstigen Wand hervor, die sich nicht um ein starres Gebüsch gedreht hatte. Von der Rückseite her wurde es durchbrochen. Zu dritt hetzte sie auf Suko zu. Sie waren nackt, und sie hatten ebenfalls Flügel an den Armen.
Der Inspektor konnte nicht mehr zurück. Er war gezwungen, sich den Angreifern zu stellen.
Es kam zu einer kurzen Schlägerei.
Suko bewies, wie gut er sich verteidigen konnte. Er schleuderte sie von sich, aber sie gaben nicht auf. Sie würden immer wieder angreifen, sodass sich der Inspektor gezwungen sah, zu härteren Gegenmaßnahmen zu greifen.
Dazu kam es nicht mehr, denn plötzlich bewegte sich der Wald in seiner unmittelbaren Umgebung.
Das begann mit dem Boden. Wie krabbelnde Finger krochen Wurzelstränge außerhalb ihres eigentlichen Bereichs. Sie waren an die Oberfläche gedrungen und nahmen eine regelrechte Verfolgung der drei Wesen auf.
Suko blieb wie gebannt stehen. Er hielt sich noch außerhalb des Kreises auf und musste zugeben, dass er nicht wusste, was hier gespielt wurde. Hier lief etwas ab, dass ihm unbegreiflich war. Als er nach oben schaute, da sah er die Zweige, aus denen plötzlich lange Peitschen geworden waren, die mit ihren dünnen Armen in die Tiefe schlugen, sich zu Schlingen und kleinen Lassos drehten und über den Köpfen der drei Angreifer hinwegpeitschten.
Ein Schrei ließ Suko herumfahren. Gleichzeitig schaute er in die Höhe. Genau dort, wo der vierte Angreifer gehockt hatte, brach das Geäst zusammen, als hätte es den Druck des Körpers nicht mehr aushalten können. Es fiel auf den Tümpel zu. Gleichzeitig mit diesem Wirrwarr löste sich auch der Körper.
Ein mächtiger schwarzer Klumpen, bestehend aus Armen und Beinen - und Flügeln.
Die spreizte er, wollte wegfliegen, aber die plötzliche Veränderung des Waldes traf auch ihn.
In der Luft wurde er gefangen.
Suko hörte noch den sirrenden Klang der langen Liane, als sie sich dem Körper entgegendrehte.
Ausweichen konnte er nicht. Er musste seine Fallrichtung einhalten - und wurde erwischt.
Gedankenschnell drehte sich die gummiartige Liane um das fallende Wesen. Da halfen auch die Flügel nichts, denn die Kraft war so groß, dass sie Arme und auch Schwingen hart an den Körper presste und wie eine Fessel wirkte, in der sich die Gestalt nicht bewegen konnte. Sie strampelte zwar noch mit den Beinen, doch das war auch alles, denn frei kam sie nicht. Dafür hing sie innerhalb der Liane wie in einer Schaukel. Sie, schwang hin und her, schaukelte über dem Tümpel, und Suko hörte die dünnen Schreie der Gestalt, die Schmerzen haben musste.
Er wechselte den Blick und schaute auf die drei anderen Angreifer, die regungslos standen. Sie hatten vergessen, dass sie Suko an den Kragen wollten, und wenn er genauer hinblickte, erkannte er, dass es ihnen unmöglich war, sich zu bewegen, denn um ihre Füße, die Knöchel und auch um die Waden hatte sich das Wurzelwerk entwickelt wie Stricke. Sie waren gefesselt worden und kamen nicht mehr weg!
Suko begriff dies nicht. Er versuchte es mit Mathematik. Er war die eine Kraft, die andere gehörte zu den ungewöhnlichen Wesen, und die dritte Kraft war ihm
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