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0685 - Monster-Town

0685 - Monster-Town

Titel: 0685 - Monster-Town Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Dunkelheit war über uns hereingebrochen.
    Wir passierten eine Tankstelle. Sie hatten längst geschlossen. Es brannte nur die Notbeleuchtung.
    Das Reklameschild wirkte wie ein Spiegel. Leichtere Schilder bewegten sich im schwachen Wind, als wollten sie eckige Tanzfiguren aufführen.
    Bill fuhr im Schneckentempo. Normalerweise saß er entspannt hinter dem Lenkrad, an diesem Abend nicht. Da hockte er vorgebeugt, sein Gesicht war kantig, die Augen starr. Auch ich rechnete mit Angriffen aus der Dunkelheit zwischen den Häusern.
    Später standen die Häuser dichter. Da hatten wir den Mercedes bereits verlassen und ihn in Deckung einer Hecke abgestellt, wo ihn die Dunkelheit verschluckte.
    Ein Geschäft, in dem kunstgewerbliche Artikel und Andenken verkauft wurden, stand neben uns. Es war in einem zweistöckigen Haus untergebracht. Eine große Veranda lag in der ersten Etage. Dort standen Menschen, sie sprachen leise miteinander. Wir konnten sie nicht verstehen, der Wind trug ihre Worte von uns weg.
    Ich ging vor Bill. Abendliche Ruhe senkte sich über Rockwell. Die meisten Menschen waren von den Gehsteigen verschwunden und in ihre Häuser gegangen. Nicht alle Lokale hatten geöffnet. Das sah zur Hochsaison anders aus, aber zu dieser Zeit lag so gut wie kein Schnee mehr, auch bemerkenswert.
    Noch immer stand der Chrysler vor dem Haus. Er blockierte eine schmale Einfahrt, in der ein Fahrzeug stand. Auf uns machte es den Eindruck, als hätte die Witwe Besuch bekommen. Vielleicht ihr Mörder oder ihre Mörderin?
    Ansonsten lag das Haus im Dunkeln, eingepackt in eine Tiefe, drückende Stille.
    Bill nickte mir zu und schaute mich dabei fragend an. »Machen wir es gemeinsam, oder trennen wir uns?«
    »Erst mal gemeinsam.«
    »Okay.«
    Wir schoben uns an dem in der Einfahrt stehenden Wagen vorbei, die Frontseite besaß keinen Hauseingang. Bill ärgerte sich darüber, daß er während seines ersten Aufenthaltes das Haus nicht betreten hatte. Da hätte er sich schon umschauen können.
    Stille griff zu wie mit gewaltigen Händen. Die Geräusche der Straße blieben zurück, als hätten wir ein anderes Zimmer betreten und die Tür hinter uns geschlossen. Treppe und Eingang fanden wir an der Seite, geschützt durch einen Vorbau.
    Die Tür war zwar geschlossen, aber nicht verschlossen. Als ich den Knauf probierte, ließ er sich bewegen.
    »Wie für uns bestellt«, flüsterte Bill.
    »Ja…«
    »Das hört sich nicht gut an.«
    »Ich rechne sogar mit einer Falle.« Bei diesen Worten drückte ich die Tür nach innen.
    Es hatte kein Licht im Haus gebrannt, und auch wir beließen es dabei. Die Dunkelheit stülpte sich über unsere Köpfe wie ein großer Sack, der alles umschloß. Nichts war zu hören, nicht einmal das Ticken einer Uhr. Die Stille war bedrückend.
    Bill hatte die Haustür wieder hinter sich - geschlossen. Ich hörte seinen Atem, als er näher kam. Die kleine Leuchte hielt ich bereits in der Hand, schaltete sie ein, richtete den Strahl allerdings dem Fußboden entgegen, ich wollte auf keinen Fall irgendwelche Menschen aufmerksam machen, wenn sie zufällig das Haus passierten und plötzlich den huschenden Lichtschein sahen.
    Der Lichtkegel wanderte in Richtung Treppe. Sie war ziemlich eng. Bestand aus Holz, das im Licht der Lampe glänzte wie dünnes Eis.
    »Suchen wir zuerst oben?« fragte Bill.
    »Wo hat Donovan denn gewohnt?«
    »Oben, glaube ich.«
    »Dann los!«
    Lautlos konnten wir uns leider nicht auf der Treppe bewegen. Jede Stufe gab Geräusche von sich, wenn sie unser Gewicht spürte, und jede Stufe hörte sich irgendwie anders an, als wollte sie uns zeigen, daß sie es schaffte, eine Melodie zu spielen.
    Allerdings eine schaurige Weise. Manchmal hörte sich das Knarren an, als wären furchtbare Monster dabei, tief zu stöhnen, um sich darüber zu beschweren, daß sie geweckt worden waren. Es roch nicht einmal muffig, sondern nach frischen Kräutern und Blumen, die Helen Thorpe irgendwo verteilt hatte.
    Wir entdeckten die gefüllten Vasen in Wandnischen oder auf kleinen Hockern stehend, die die erste Etage dekorierten. Die Decke war hell gestrichen. Über unseren Köpfen zog sie sich her wie ein starrer, blanker Himmel.
    Das Haus war eng, der Gang war schmal, und es herrschte eine bedrückende Atmosphäre. Uns standen drei Türen zur Auswahl. Bill schob sich an mir vorbei und drückte die erste auf.
    Mit leisem Quietschen bewegte sie sich. Es war das falsche Zimmer. In ihm hatte Helen Thorpe geschlafen. In der

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