069 - Die Leiche aus der Kühltruhe
stand
eben noch hier – mitten im Raum!« Ihre Stimme wurde nicht lauter als ein
Flüstern.
»Hier ist niemand,
Sandy. Sie haben geträumt.« X-RAY-3 gab seiner Stimme einen beruhigenden Klang.
»Ich habe ihn
genau gesehen!«
»Aber wie
soll er hierhergekommen sein, Sandy? Die Tür war verschlossen. Ich mußte sie
mit Gewalt aufbrechen, um hier einzudringen und nach Ihnen zu sehen, weil Sie
so entsetzlich schrieen.«
»Er kam auf
mich zu. Ich habe seinen Atem gespürt, seinen Schweiß gerochen. Er strahlte
eine Kälte aus, die ich körperlich spürte, Larry.« X-RAY-3 war dem Mädchen
behilflich, aus der äußersten Ecke des Bettes hervorzukommen, wohin sie sich
geflüchtet hatte.
Sandy setzte
sich auf den Bettrand, griff instinktiv nach der leichten Decke und zog sie
über ihre nackten Schenkel. »Es war, als ob einem der Tod begegnet«, wisperte
sie und starrte mit leeren Augen vor sich hin. Ihr ganzer Körper war in Schweiß
gebadet. Larry zog die Wolldecke weiter heran, damit sie sie schützend um sich
legen und darin einhüllen konnte.
Mit einem
Schritt stand Larry am Fenster und zog die Gardinen zurück.
»Er könnte,
wenn er wirklich hier eingedrungen ist, nur durch das Fenster hereingekommen
sein, Sandy«, sagte er beruhigend. »Aber dazu hätte er eine Leiter gebraucht.
Ich kann jedoch nichts Verdächtiges feststellen. War es der gleiche Mann, den
Sie auch am Abend in Ihrem Wagen gesehen haben?«
»Ja!«
»Das alles
war heute zuviel für Sie, Sandy.« Larry wollte sich schon umdrehen. Er hörte
die hastigen Schritte, die angsterfüllte Frage von Sandys Mutter: »Ist etwas
passiert, mein Kind?«
Da hielt
Larry in der Drehbewegung inne.
Außerhalb des
Lichtkreises unten vor der Tankstelle entdeckte er einen Schatten.
Ein Mensch…
Für den
Bruchteil einer Sekunde setzte Larrys Herzschlag aus.
Der Mann war
untersetzt, hatte herabfallende Schultern und eine gedrungene Gestalt! Genau
wie Sandy es beschrieben hatte!
Larry machte
auf dem Absatz kehrt.
Er nahm sich
nicht die Zeit, die Jovlins, die bleich, verschlafen und fragend hereinkamen,
erst noch aufzuklären.
»Kümmern Sie
sich bitte um Sandy«, sagte Larry rasch. »Ich bin sofort wieder zurück.« Die letzten
Worte rief er schon von der Tür her. Er stürmte die Treppen hinab und rannte
aus dem Haus, indem er über die eingeschlagene Tür sprang. Larry sah den
Schatten auf der anderen Straßenseite verschwinden. Der Amerikaner spurtete
los.
»Bleiben Sie
stehen!« rief er über die leere, verlassene Straße.
Larry glaubte
noch zu sehen, wie der Schatten auf der anderen Seite im steppenartigen Gelände
untertauchte.
Obwohl
X-RAY-3 sofort zur Stelle war, gelang es ihm nicht mehr, die Spur des
geheimnisvollen Fremden wiederzufinden, der sich vom Haus entfernt hatte.
Er war wie
vom Erdboden verschluckt!
Larry suchte
eine Viertelstunde lang die Umgebung ab. Im Schein der kleinen Taschenlampe,
die er ständig in seiner Hosentasche bei sich trug, untersuchte er den harten,
staubigen Boden, die ausgetrockneten Mulden mit ihrem dornigen Gestrüpp und den
Bodenerhebungen, hinter denen sich der nächtliche Besucher eventuell hätte
verstecken können. Aber sein Suchen verlief ergebnislos.
Unverrichteterdinge
und äußerst nachdenklich kehrte Larry Brent ins Haus zurück.
Sandy Jovlins
Gesicht war noch immer bleich und maskenhaft starr.
Larry legte
ihr die Hand auf die Schulter. »Sie hatten recht, Sandy, da war jemand. Ich
habe den Mann gesehen. Sie jagen keinem Phantom nach! Er ist wirklich und in
Lebensgröße vorhanden. Aber er ist mir entkommen.«
Diese
Tatsache berührte den Agenten tief. Obwohl er sofort zur Stelle gewesen war,
hatte der Unbekannte fliehen können. Da ging etwas nicht mit rechten Dingen zu.
Sandy blickte
Larry mit großen Augen an. »Da ist noch etwas, Larry«, begann sie leise, und
sie griff nach dem Glas Tequila, das ihr Vater ihr reichte. Im Haus der Jovlins
war man offensichtlich der Meinung, daß mit Tequila alle Sorgen zu beseitigen
waren.
»Schütten Sie
ihr Herz aus«, forderte Larry Brent das schöne Mischlingsmädchen auf.
»Sagen Sie
mir alles! Auch wenn es noch so verrückt klingt.«
»Es klingt
mehr als verrückt«, entgegnete Sandy. Sie sah abwechselnd auf ihre Eltern und
dann wieder auf Larry Brent.
»Sagen Sie’s
mir«, ermunterte Larry sie.
»Ich wurde
wach – weil ich merkte, daß mich jemand ansah – der Mann, der mir in den
letzten Tagen so oft erschienen ist. Im ersten Moment dachte ich,
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