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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mit meinem in Verbindung setzen. Ich kenne Ihr Platin - Sie brauchen mir keine Unterlagen zu schicken. Wenn Sie heil durchkommen, möchte ich mich an Ihrem Platin mit fünfundzwanzig Prozent beteiligen.«
    Tony nannte den Preis, und in zwei Minuten war der Handel abgeschlossen.
    Und jetzt, ohne Rücksicht auf Aktien und Papiere oder den tragischen Sturz der Diamanten, forderte eine persönliche Angelegenheit den ganzen Mann.
    Ehe das Geschäft an der Börse begann, betrat Braid das Büro Julian Reefs. Er bemerkte auf den ersten Blick, daß das Personal vermehrt worden war. Er fühlte die Atmosphäre fieberhafter Tätigkeit. Ein Funken der elektrischen Spannung jener Riesenschlacht, die heute an der Börse ausgefochten werden sollte, war auf den letzten Buchhalter übergesprungen.

26
    »Mr. Reef ist da, Sir. Aber ich glaube nicht, daß er Sie empfangen wird, wenn er Sie nicht herbestellt hat.«
    Tony mußte über die aufgeblasene Wichtigtuerei dieser Auskunft lächeln.
    »Tragen Sie ihm meine Karte hinein«, befahl er und wußte sehr genau, daß der Angestellte ihn erkannt hatte und ihn nur mit der gewohnten Frechheit seines Brotherrn behandelte.
    Man ließ Braid zehn Minuten warten. Das wurde Julian zum Verhängnis. Denn als die Hälfte dieser Zeit verstrichen war, kam in den Warteraum ein dünner, kleiner Mann mit einem altmodischen, steifen Hut und mit sehr großen, breiten Schuhen.
    »Ich möchte Mr. .« — er blickte auf eine Karte — »Mr. Rex Guelder sprechen. Es ist sehr wichtig. Wollen Sie ihm bitte sagen, daß Mr. Samer aus Troubridge ihn sofort sprechen möchte. Und sagen Sie ihm bitte, daß es ungemein dringend ist. Ich komme extra aus Troubridge, um ihn zu sprechen.«
    »Ich weiß nicht, ob Mr. Guelder im Haus ist«, erwiderte der Angestellte. »Setzen Sie sich, bitte.«
    Der alte Mann ließ sich atemlos nieder und trocknete sich die Stirn. Er war mitteilsam, wie es schüchterne Menschen oft unter Fremden sind.
    »Heute früh um fünf bin ich aufgebrochen«, erzählte er. »Ich hatte auch gleich Anschluß. Seit siebenunddreißig Jahren bin ich nicht in London gewesen. Der Ort hat sich sehr verändert.«
    »Ohne Zweifel«, stimmte Tony zu. »Sie wohnen in Troubridge?«
    »Ja, Sir«, nickte der alte Mann stolz. »Unsere Firma besteht in Troubridge seit zweihundertfünfunddreißig Jahren. Ich glaube, wir sind das älteste Haus am Platz. Das Geschäft hat sich immer vom Vater auf den Sohn vererbt und wird, so Gott will, auf meinen Jungen übergehen, der zweiundfünfzig ist, und dann, mit dem Segen des Allmächtigen, auf meinen Enkel, der auch schon im Geschäft ist.«
    Tony wollte den Herrn aus Troubridge gerade nach seinem Geschäftszweig fragen, als er vor das erhabene Antlitz Julians zitiert wurde.
    Reef hatte sich verändert. Um ihn wehte ein Hauch von Erhabenheit, ja, fast von Größenwahn, wie es Tony schien.
    Schon der Empfang des Besuchs bewies die veränderten Umstände. Doch hinter dieser neuen Herrlichkeit entdeckte Tony — der ja nicht dumm war — eine leise Unsicherheit. Es schien fast, als müsse Reef sich zwingen, seinem Gast in die Augen zu schauen.
    »Tut mir leid, daß ich Sie warten ließ, Braid, aber ich bin gerade furchtbar beschäftigt. Hoffentlich halten Sie mich nicht lange auf. Ich habe tatsächlich die letzte Woche Tag und Nacht gearbeitet.«
    »Sie sollten sich aber doch Zeit nehmen, ab und zu eine Schießbude zu besuchen«, riet Tony. »Ihre Treffsicherheit läßt viel zu wünschen übrig.«
    Julian zwang sich zu einem matten Lachen.
    »Ich habe aus den Zeitungen gelesen, daß es da irgendwo eine Schießerei gegeben hat. Jemand hat mehrere Salven auf einen berühmten Detektiv gefeuert. Ich tippe auf Elk.«
    »Die Zeitungen haben nicht von mehreren Salven gesprochen, sondern von zwei Schüssen«, bemerkte Tony kühl. »Und dann stand der Bericht nur in einer Zeitung — aber offenbar sind Sie besser informiert.« Julian unterdrückte eine Erwiderung, er hatte schon zuviel gesagt.
    »Was wünschen Sie noch?«
    »Ich wünsche Mr. Guelder zu sprechen. Ich habe mit ihm ein Hühnchen zu rupfen.«
    Julian blickte gelangweilt drein.
    »Mein guter Mann«, sagte er verdrießlich, »was scheren mich Ihre Privatfehden? Aber Guelder ist nicht hier. Er ist für einen Tag aufs Land gefahren. Ich erwarte ihn erst morgen zurück. Wenn Sie weiter keine Wünsche haben ...«
    Er stand auf und blickte eindeutig auf die Tür.
    »Ich bin noch nicht fertig«, wehrte Tony ab. »Wissen Sie eigentlich,

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