0691 - Die Werwölfe aus Atlantis
Blitze und Strahlen, die auf rein magischer Basis beruhten.
»Ja, bitte…«
Die Stimme des Kollegen von der Fahndungs- und Aufklärungsabteilung unterbrach meinen Gedankenstrom. Als ich meinen Namen sagte, bekam er einen leichten Schluckauf, da er mit mir schon einige böse Erfahrungen gemacht hatte.
»Worum geht es denn diesmal?«
»Nur um eine Frau. Sie heißt Nora Shane. Finden Sie bitte heraus, wo ich sie hier in London finden kann?«
»Machen wir doch glatt. Wie kann ich Sie erreichen?«
»Wir lassen die Leitung offen.«
»Auch gut.«
Ich hörte ihn noch pfeifen, als er die unmittelbare Nähe des Hörers verließ. Diesmal hatte ich ihm mit meinem Wunsch keine großen Probleme bereitet.
Allmählich bereitete mir der Fremde Probleme. Der trieb ein verfluchtes Spiel, das ich nicht durchschaute. Und so etwas ärgerte mich ungemein.
Zwei Tote sollte es bereits gegeben haben. Die Spuren wiesen darauf hin, daß er mir keinen Bären aufgebunden hatte. Wenn er tötete, ohne einen persönlichen Grund zu haben, dann sah das böse aus.
Ich mußte davon ausgehen, daß dieser Unbekannte erschienen war, um Angst und Schrecken zu bringen.
Meine Überlegungen blieben immer wieder an dem Begriff Atlantis hängen. Dieser Fremde hatte tatsächlich so ausgesehen, als würde er aus diesem Kontinent stammen. Und wie überall in der Welt und wie zu allen Zeiten hatte es auch in Atlantis Menschen gegeben, die unterschiedlich waren. Die einen standen auf der Seite des Rechts, die anderen auf der des Unrechts. Wobei letztere zudem mit finsteren Göttern, Götzen und Dämonen paktierten, so daß sie in die Lage gerieten, andere Menschen zu knechten. Es hatte damals böse Auseinandersetzungen gegeben. Magie gegen Technik, die auch den Atlantern bekannt gewesen war, wobei die Magie sich stets einen Vorsprung erarbeitet hatte.
»Sind Sie noch da, Mr. Sinclair?«
»Ich warte gern auf Sie.«
»Klar, ich habe auch einen Erfolg zu vermelden. Wir haben nichts über Nora Shane gespeichert. Sie scheint mir ein unbeschriebenes Blatt zu sein.«
»Die Anschrift, bitte.«
»Sie wohnt in Kensington.«
»Gute Gegend.«
»Finde ich auch.«
Er gab mir die genaue Adresse durch, die ich behielt. »Sonst noch was, Mr. Sinclair?«
»Im Moment nicht. Es kann aber durchaus sein, daß ich wieder auf Sie zukomme.«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit, Mr. Sinclair. Es eilt überhaupt nicht. Glauben Sie mir.«
Ich mußte lachen. »Kann ich verstehen.«
Nach dem Gespräch atmete ich zunächst tief durch. Fuhr ich hin, oder suchte ich noch einmal das Gelände der Kirmes ab?
Suko war kein kleines Kind mehr. Er wußte sich zu wehren, er hatte seine Erfahrungen. Ich ging davon aus, daß die Spur dieser Nora Shane für mich wichtiger war.
Mit einem Knall schwappte die Wagentür zu. Ich schnallte mich an und startete.
Irgendwo hatte ich das Gefühl, daß ich jetzt gebraucht wurde.
Dennoch war mir nicht wohl, als ich das Gelände des Jahrmarkts hinter mir ließ. Denn auch der Gedanke an meinen Freund Suko ließ mich einfach nicht los…
***
Nora Shane stürzte ins Dunkel!
Es war dieser verdammte, nicht nachvollziehbare Wahnsinn, der sie plötzlich umklammerte. Eine innere Zange mit glühenden Zwingen, die ihr Bewußtsein erst umschlossen und dann daran zerrten.
Nichts war nachvollziehbar.
Das Loch im Küchenboden, das es nicht gab, die Dunkelheit, obwohl Tageslicht in den Raum fiel, und dann schrie sie.
Nein, sie glaubte nur zu schreien.
Tatsächlich drang nicht mehr als ein Wimmern durch ihren halb geöffneten Mund. Vergleichbar mit dem letzten Laut einer Katze, bevor sie ihr Leben aushaucht.
Es war einfach schrecklich…
Nora stand auf. Sie hatte keine Füße mehr, sie schwebte, das Grauen hievte sie an, die Welt war nicht mehr dieselbe wie noch vor wenigen Sekunden. Jemand hatte sie brutal in zwei Hälften geschnitten, und sie befand sich in der dunklen, der mörderischen.
Die Angst fraß sie auf.
Sie wühlte sich durch ihren Körper. Sie war mit Hunderten von kleinen Zähnen bewaffnet, wie ein wildes Tier ohne Namen, das sich dann teilte, verschiedene Wege nahm und jeweils immer in eine andere Ader hineinkroch.
Die Furcht verteilte sich. Sie war in den Füßen ebenso vorhanden wie in ihrem Kopf, und Nora wußte überhaupt nichts mehr. Sie dachte nicht, sie handelte nicht, ihr Gehirn gab keine Befehle weiter, sie war zu einer Statue der Panik geworden.
Wie lange sie so reglos vor der Arbeitsplatte gestanden hatte, wußte sie nicht zu
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