0691 - Sargasso des Alls
tätig zu werden.
Jeder heimliche Beobachter - und die Psaltas verfügten bestimmt über entsprechende Elektronenspione -müßten glauben, zwei harmlose und friedfertige Gefangene vor sich zu haben, die an nichts Böses dachten.
*
Die letzten Gedanken, die der Mausbiber nach seiner mentalen Exkursion auffing, verrieten ihm eindeutig, daß es draußen auf Onyx zu dämmern begann, wenigstens auf dem Längengrad, auf dem die Stadt lag.
Kasom schnarchte mit einer sturen Beharrlichkeit, die Guckys Selbstbeherrschung auf eine harte Probe stellte.
Ohne nennenswerten Appetit verzehrte Gucky einen halben Konzentratbeutel, mit Wasser vermischt, und fühlte sich sofort in die SAN ANTONIO zurückversetzt. Mit Wehmut dachte er an seine entwendeten Vorräte, die gut verborgen unter den Sitzen des Beiboots lagen.
Dann hielt er es nicht mehr aus und weckte Kasom, der mit einem letzten empörten Schnarcher in die rauhe Wirklichkeit zurückkehrte.
„Ehern-ist was?"
„Eine ganze Menge, aber nichts von Bedeutung."
„Und deshalb weckst du mich?"
„Du schläftst dich sonst noch tot. Außerdem wird es allmählich dunkel draußen. Die braven Psaltas gehen schon zu Bett. Und ich habe eine Menge erfahren können. Eines kann ich dir schon jetzt verraten: der Berater des Obersten Psalta heißt Oberster Psalta. Mit anderen Worten: er hat nur mit sich selbst beraten."
„So ein Gauner! Habe ich es mir doch gedacht, daß er uns beschwindelt. Noch was?"
„Er ist nicht sicher, was er mit uns machen soll. Auf der einen Seite fürchtet er jene seiner Artgenossen, die den Planeten für immer verlassen wollen. Sie könnten mit uns sympathisieren, glaubt er. Darum kann er uns nicht offiziell unter Anklage stellen oder gar einfach verschwinden lassen. Auf der anderen Seite, und das ist die ausschlaggebende, befürchtet er, daß wir mit unserer Schilderung die noch Passiven anstecken könnten. Was also soll er tun?
Er weiß es selbst noch nicht. Auf jeden Fall ist er auch neugierig. Vorerst also, soviel entnehme ich seinen Gedanken, will er uns hier festhalten,"
„Fein. Notfalls hat er da aber Pech gehabt."
„Richtig, aber es ist besser, vorerst erfährt er nicht, daß wir jederzeit von hier verschwinden können. Denn an das Geheimnis der Netze hat er leider nicht gedacht. Vielleicht kennt er es überhaupt nicht. Dann müssen wir jemanden finden, der Bescheid weiß."
„So eine Art Wissenschaftler, wenn es hier so etwas gibt?"
„Vielleicht. Jedenfalls können wir uns auf einen Ausflug vorbereiten. Genügt es denn, wenn wir ein Stück von dem Netz haben?"
„Notfalls - ja. Aber es wäre besser, wir bekämen ein paar Informationen dazu geliefert. Wann startet der Ausflug?"
„Nicht vor Mitternacht, würde ich sagen. Dann schlafen auch die Wachtposten. Ja, und unseren beiden Freunden im Beiboot geht es glänzend. Dixo fragte Kaschart die Seele aus dem Leib.
Er will alles über die Energiepest wissen, über die Rauschtänzer.
Er hat ihnen inzwischen noch einen weiteren Namen gegeben und nennt sie Energieparasiten. Klingt recht hübsch, nicht wahr?"
„Soviel Namen für eine einzige Sache? Das geht mir langsam auf die Nerven."
„Dixon jedenfalls nicht. Er hat beschlossen, dich zu bitten, ihn mitten in die goldenen Wolken zu bringen, damit er ihr Verhalten studieren kann."
Kasom fuhr aus seinen Decken hoch.
„In das verseuchte Gebiet? Ist der verrückt geworden? Weißt du, was der mich kann?"
„Ja, ich weiß", sagte Gucky würdevoll. „Aber ich weiß, daß er es nicht tun wird."
Kasom sank in die Decken zurück.
„Und das ist alles, was du herausgefunden hast?"
Gucky seufzte.
„Reicht das nicht? Immerhin hast du die ganze Zeit auf deinem breiten Kreuz gelegen und gesägt. Wie ein Akkordarbeiter."
Kasom erhob sich und schlenderte in den Baderaum.
„Jetzt kannst du dich ausruhen. Ich werde mich säubern und dann essen."
Gucky streckte sich genüßlich aus.
„Essen geht ja noch, das bringst du selbst mit, aber ob die genügend Wasser haben, damit du dich ..."
Er unterbrach sich, denn Kasom drohte ihm.
*
Gegen Mitternacht Ortszeit weckte der Ertruser den Mausbiber.
„Es ist soweit, mein Freund. Ich glaube, ich habe mich nicht verschätzt. In der Zwischenzeit war ein Psalta da und hat nach uns gesehen. Gesagt hat er nichts, und auf den Gedanken, uns zu verpflegen, scheint auch niemand gekommen zu sein. Stumm, wie er kam, ist er auch wieder verschwunden. Hast du gut geschlafen?"
„Ohne deine
Weitere Kostenlose Bücher