Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0691 - Schwester der Nacht

0691 - Schwester der Nacht

Titel: 0691 - Schwester der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz
Vom Netzwerk:
Wänden, einer Pritsche mit Strohsack und einem Schemel.
    Doch auf dem Hocker kauerte schon jemand.
    Es war der Clochard-Geist aus der Rue du Faubourg St. Honoré!
    ***
    Jacques und Petit fühlten sich nicht gerade wohl in ihrer Haut.
    Andererseits hatte diese charmante Demoiselle namens Nicole Duval ihnen so viele Gold-Francs in die Hände gedrückt, dass sie einfach nicht Nein sagen konnten.
    Also begleiteten die beiden Apachen die Dämonenjägerin zum Hof des Kaisers. Obwohl sie die Macht und den Reichtum des Herrscherhauses mehr fürchteten als eine Messerstecherei mit einer verfeindeten Bande.
    Normalerweise hätten die Ganoven Nicole ihre Handtasche abgenommen und ihr einen Totschläger über den Schädel gezogen. Aber seit dem kurzen Zweikampf mit Zamorra und Nicole trauten sie sich nicht so recht.
    Die Apachen spürten instinktiv, dass mit dieser bezaubernden jungen Frau etwas nicht stimmte.
    Es ist seltsam, philosophierte Jacques, während er mit seinem Kumpel und Nicole in einer Droschke dem Palais du Luxembourg entgegenratterte. Plötzlich war alles so verwirrend. Eine zarte junge Frau, die ihn, Jacques, in die Knie zwang! Die Leute waren nicht so, wie sie sein sollten.
    So wie seine beiden alten Kumpels Jean und Eduard. Die waren in der vergangenen Nacht aufgetaucht und hatten überall nach einem gewissen Zamorra gefragt. Und die Apachen hatten ausgesehen, als ob man sie als Wasserleichen aus der Seine gefischt hätte…
    »Ich möchte wissen, was sie mit Zamorra machen«, murmelte Nicole. Sie sprach offenbar mit sich selbst.
    Jacques fuhr auf.
    »Was habt Ihr gesagt?«
    Nicole blickte den Ganoven an, der ihr gegenüber auf den schäbigen Ledersitzen hockte.
    »Ach, nichts. Ich frage mich, was die Flics mit Zamorra anstellen. Er ist sozusagen mein Patron, mein Chef.«
    Und mein Lebensgefährte, fügte sie in Gedanken hinzu. Doch das mussten diese beiden Messerstecher nicht unbedingt wissen.
    Jacques' Visage bekam plötzlich einen frechschlauen Ausdruck.
    »Ich weiß etwas über Zamorra…«
    »Und was?«
    Die Antwort bestand in einer geöffneten Handfläche, die sich der Französin entgegenstreckte.
    Zähneknirschend legte Nicole ein weiteres Goldstück in die dreckige Pfote. Spesen gehörten nun einmal zu jedem Auftrag.
    Mit einer blitzartigen Bewegung ließ Jacques das Geld in seiner weiten Hosentasche verschwinden.
    »Gestern Nacht haben zwei Kumpels von mir ganz Montmartre genervt, als sie nach diesem Zamorra gefragt haben. Wollten unbedingt wissen, wo sich der Sieur 'rumtreibt…«
    Bei Nicole schrillten alle Alarmglocken.
    »Und was sind das für Kumpels?«
    Jacques zückte die Achseln.
    »Männer wie wir eben. Jungs aus dem Viertel.«
    Also Apachen, dachte die Dämonenjägerin düster, während sie versuchte, die Information einzuordnen.
    »Ist dir an deinen Freunden was aufgefallen?«
    Der Apache legte die Stirn in Falten. Die Droschke fuhr an der Seine entlang. Nicole sah riesige Lastkähne, die noch unter Segeln fuhren.
    »Ja, die waren blass wie Tote. Jean und Eduard treiben sich genauso lange im Nachtleben ’rum wie Petit oder ich, aber so völlig am Ende waren sie noch nie…«
    »Wie sehen Jean und Eduard aus?«
    Der Ganove beschrieb seine Kumpane kurz. Nicole presste die Lippen zusammen. Die Blutsauger, die sie und Zamorra auf dem Père-Lachaise überfallen hatten, waren niemand anders als dieser Jean und dieser Eduard gewesen!
    Ein Verdacht bestätigte sich. Ihre Gegenspieler wussten bereits, dass sie und Zamorra in Paris eingetroffen waren. Und die Vampire taten alles, um sie auszuschalten. Natürlich ging auch Zamorras Verhaftung auf das Konto der schwarzmagischen Kräfte…
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Mademoiselle Nicole?«, erkundigte sich Jacques. Er klang fast schon besorgt. Wie viele Zuhältertypen konnte er sehr charmant sein, wenn er es wollte. Bloß meistens wollte er eben nicht…
    Nicole schüttelte den Kopf. Sie war irritiert, weil Merlins Stern plötzlich eine Reaktion zeigte. Das Amulett warnte vor dämonischen Kräften in unmittelbarer Nähe.
    Die Dämonenjägerin checkte ihre beiden Begleiter telepathisch. Aber weder Jacques noch Petit waren inzwischen von einem Dämon okkupiert worden. Und der Kutscher der Mietdroschke ebenfalls nicht.
    Nicole beugte sich vor und starrte angestrengt abwechselnd aus dem linken und dem rechten Wagenfenster.
    Aber zwischen den Reitern, Handkarren, Pferdewagen, Kutschen und Passanten konnte sie nichts entdecken, was irgendwie verdächtig

Weitere Kostenlose Bücher