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0692 - Krieg der Katzenmenschen

0692 - Krieg der Katzenmenschen

Titel: 0692 - Krieg der Katzenmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz
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etwas. Und das große Pflaster auf Zamorras Beule am Hinterkopf wies ihn eindeutig als Verwundeten aus.
    Die schmale Straße vor dem Lazarett war gespickt mit Hinweisschildern. Sie waren mit seltsamen Symbolen versehen, die Zamorra nichts sagten. Er verstand zwar die Worte, die gesprochen wurden. Aber die Schrift blieb ihm ein Rätsel. Immerhin befand er sich in einer für ihn völlig fremden Kultur.
    Der Dämonenjäger hielt einen Soldaten an, der gerade die Straße überqueren wollte.
    »Weißt du, wo ich hier was zu essen kriege?«
    Der Uniformierte, ein Hüne mit vernarbtem Gesicht, grinste. Er warf einen Blick auf das Lazarett.
    »Gibt nur Schweinefraß da drinnen, stimmt’s?«
    Zamorra griente ebenfalls.
    Der Hüne zog einen Papierschnipsel aus der Tasche und drückte ihn Zamorra in die Hand.
    »Hier, Kamerad. Meine letzte Marke. Brauche sie nicht mehr. Meine Einheit rückt noch heute Abend ab, ein paar Aasfresser-Dörfer ausräuchern. Ein paar Tigerjunge grillen, dass dem BEFREIER das Wasser im Mund zusammenläuft. -Die nächste Soldatenkantine ist zwei Ecken weiter!«
    Der Hüne deutete mit dem Daumen hinter sich. Zamorra musste seine aufsteigende Wut über die sadistische, Menschen- nein, tiger verachtende Bemerkung des Soldaten niederzwingen. Er dachte an die grässlich verbrannten kleinen Tiger, die er im Lager der Kijnzho gesehen hatte.
    Aber er würde diese Menschen nicht ändern können. Nicht hier, und nicht in diesem Moment.
    Er würgte einen Dank hervor und ging zu der Abfütterungsstelle. Sie war nicht schwer zu finden.
    Das Geklapper der Bestecke und das Klirren der Tellerstapel klangen ihm schon von weither entgegen. Seit seiner Studentenzeit hatte der Professor die Massenverpflegung im Stil der Mensa verabscheut.
    Aber sein Hunger war so groß, dass Zamorra auf solche Gefühle keine Rücksicht nehmen konnte. Er dachte lieber an das leckere Essen, mit dem seine Köchin, Madame Claire, ihn zu Hause im Château Montagne verwöhnen würde…
    In der Soldaten-Kantine musste sich Zamorra mit einem Stück fettigen Fleisches und einem Klumpen begnügen, der an Maisbrei erinnerte. Wenn man sich überwunden hatte, das Zeug in den Mund zu nehmen, schmeckte es allerdings gar nicht übel.
    Der Parapsychologe hatte sich an einem der langen Tische eine ruhige Ecke gesucht. Er kaute tapfer an dem Fleisch, als sich eine Frau in Uniform ihm gegenüber hinsetzte.
    Zamorra sah auf. Er hatte in der Abfütterungsstelle und auf den Straßen schon einige weibliche Soldaten gesehen. Doch von denen war keine älter als 25 Jahre gewesen.
    Diese Soldatin hingegen war mindestens Fünfzig. Sie hatte einen sehnigen und durchtrainierten Körper, so weit Zamorra das trotz der Uniform erkennen konnte. Ihr Gesicht wies nur wenige Falten und Runzeln auf. Ihr eisgraues Haar war kurz geschnitten, allerdings nicht so extrem wie bei den männlichen Soldaten.
    »War die Gefangenschaft schlimm?«
    Zamorra hob die Augenbrauen. Die Frau hatte ihn angesprochen. Woher wusste sie, dass er ein angeblicher Kriegsgefangener war? Gleich darauf beantwortete er sich die Frage selbst.
    Sein Haarschnitt war für einen männlichen Soldaten nicht vorschriftsmäßig, Wer so »lange« Haare wie Zamorra hatte, musste sich in der Gewalt des Feindes befunden haben.
    »Ich kann mich nicht erinnern.« Zamorra beschloss, seine Lüge aus dem Lazarett aufrechtzuerhalten. »Ich habe mein Gedächtnis verloren.«
    Die Frau beugte sich interessiert vor.
    »Du weißt gar nichts mehr von früher? Nicht deinen Namen oder das, was du erlebt hast?«
    »Ich kann mich nur noch an Bruchstücke erinnern. Auch von der Gefangenschaft. Das ist wohl auch besser so.«
    »Ja.« Die Soldatin seufzte. »Ich bin noch nicht in die Gewalt der Kijnzho geraten. Aber ich habe oft gehört, dass es kein Zuckerschlecken ist.«
    »Kann sein.«
    Zamorra aß weiter. Er blieb auf der Hut.
    »Allerdings behandeln wir die Kijnzho auch nicht gerade freundschaftlich, wenn sie in unsere Hände fallen«, fuhr die Frau fort.
    Zamorra nickte wissend, obwohl er keine Ahnung hatte. Was die Menschen wohl mit den gefangenen Großkatzen anstellten? Er hatte noch keinen gefangenen Tiger gesehen, seit er diese Basis - es war wohl das Hauptquartier - betreten hatte. Allerdings fürchtete der Parapsychologe das Schlimmste für die Gefangenen.
    »Ein Frieden wäre das Beste«, sagte die Frau plötzlich.
    Bei Zamorra schrillten die Alarmsirenen. Wollte sie ihn aus der Reserve locken? Kannten am Ende alle Menschen

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